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Zone of the Enders HD Collection

Zone of the Enders HD Collection

Lange war es still um Jehuty und die Orbital Frames. Schöpfer Hideo Kojima versprach zwar erst kürzlich, die Saga definitiv fortsetzten zu wollen. Doch wann das sein wird, steht in den Sternen. In der Zwischenzeit hat Konami die ersten beiden Teile der Serie neu aufgelegt, in HD. Ist das eine gute Gelegenheit für Fans und Neulinge sich mit der Saga zu beschäftigen? Oder sollten wir uns lieber aktuelleren Spielen zuwenden?

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Die Japaner und ihre Roboter. Das war schon immer ein Kapitel für sich. Es sind so gar nicht diese schwerfälligen Teile wie wir sie aus Mechwarrior kennen. Nein, japanische Roboter gleiten mit elfenhafter Leichtigkeit durch den Raum, um dann blitzschnell auf den Feind niederzusausen und ihn mit einem gewaltigen Schwerthieb in zwei Teile zu trennen. Das ist wahrlich "High Speed Robot Action", wie es auf der Verpackung der Zone of the Enders HD Collection heißt.

In Zone of the Enders heißen die Roboter auch nicht Roboter, sondern Orbital Frames. Diese Frames können fliegen, sprechen, schießen und Schwertkämpfen. Alles Dank dem Metatron-Erz, das die von den Erdbewohnern bösartigerweise "Enders" genannt Kolonisten auf dem Callisto-Mond abbauen. Doch die Kolonisten leiden unter der Ausbeutung durch die Erde und organisieren ihren Wiederstand in der Bahram-Organisation.

Als Teil einer ultimativen Waffe konstruiert Bahram zwei Orbital Frames, Anubis und Jehuty. Letzterer fällt im Chaos einer Invasion zufällig in die Hände des jungen Leo. Hier beginnt das Abenteuer. Ada ist der Name von Jehutys Künstlicher Intelligenz und obwohl sie ihr Bestes tut, uns am Leben zu halten, wird schnell deutlich, dass der Algorithmus Probleme hat, den ängstlichen und irrationalen Leo zu verstehen. So entfaltet sich die alte Roboter-Mensch-Geschichte: Ada lernt was Gefühlte sind, während sich Leo zum gefühllosen Frame Runner entwickelt. Wir kennen das ja.

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Konami präsentiert die ersten beiden Spiele der Serie im schicken HD-Kleid inklusive Metal Gear Rising: Revengeance-Demo.

Die Kämpfe jedenfalls erfordern vollen Fingereinsatz. Hoch über den Häusern der Kolonie decken wir die Bahram-Drohnen mit Laserfeuer ein und liefern uns hitzige Schwertkämpfe. Dabei benutzen wir fast jede Taste des Controllers. Der Trick ist es, den Gegner schnell zu umrunden und ihn dann von hinten zu erwischen. Wie ein Kolibri sausen wir daher um unser Opfer und gehen nach getaner Arbeit sofort zum nächsten Gegner über. In der Regel haben wir es mit drei Drohnen gleichzeitig zu tun, weshalb es sinnvoll ist, sich einen der Feinde zu schnappen, ihn eine Weile als künstlichen Schutzschild zu benutzen und dann gegen eine Wand zu schleudern.

Wie bei Tekken ist es anfangs noch ausreichend wenn auch anstrengend, einfach planlos Tasten zu drücken und auf den gewünschten Effekt zu hoffen. Das geht jedoch nur eine Weile gut. Die Gegner werden stärker und besonders bei den Boss-Kämpfen ist Taktik gefragt. In regelmäßigen Abständen stehen wir nämlich riesigen Bahram-Frames gegenüber. Im Laufe des Spiels schalten wir auch eine Reihe archaisch anmutender Sub-Waffen frei. Diese sind ziemlich unhandlich, weshalb wir meistens auf sie verzichten.

Den Großteil der Zeit sind wir damit beschäftigt, von einer Oberwelt aus in unterschiedliche Unterlevel zu reisen und dort Passwörter zu suchen, die uns den Zugang zu neuen Technologien oder Gebieten ermöglichen. Optional können wir auf Hilferufe reagieren und ein Gebiet von Bahram-Drohnen säubern, wobei wir aufpassen müssen, keine Gebäude zu beschädigen. Am Ende erhalten wir eine Wertung, die jedoch keinen Einfluss auf das Spielgeschehen hat.

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An Stellen wie dem Leveldesign wird deutlich, dass der erste Teil der Serie einige Jahre auf dem Buckel hat. Zwar sieht das Spiel in HD um einiges besser aus, doch verglichen mit heutigen Standards wirken die Level doch sehr karg. Der 90er-Synthesizer-Soundtrack unterstreicht diesen Eindruck, passt aber trotzdem gut zum japanischen Roboter-Märchen. Das Kampfsystem hingegen ist einzigartig und macht auch heute noch Spaß. Hinzu kommen die ausführliche Story und die Faszination für Jehuty. Den allmächtigen Frame zu steuern, das ist definitiv ein Erlebnis.

Trotzdem kämpft das Spiel mit einigen Längen. Die immer gleichen Level wieder und wieder aufzusuchen, das wird schnell nervig und eintönig. Jehuty frei zu steuern, also ohne einen Gegner anvisiert zu haben, ist ebenfalls schwieriger als es sein müsste. Mit rund fünf Stunden Spielzeit ist das Spiel zu Ende, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Dafür werden wir mit einem mächtigen Cliffhanger belohnt und sind froh, nicht auf den zweiten Teil warten zu müssen.

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Die Orbital Frames Jehuty und Anubis. Besonders unser Erzfeind Anubis ist eine imposante Erscheinung.

Zone of the Enders: The 2nd Runner präsentiert sich ebenfalls im hübsch überarbeiteten HD-Kleid. Der Comicstil der Spielgrafik ist sehr ansprechend und passt zur Story, die komplett durch einen Manga-Comicstrip erzählt wird. Der zweite Teil ist erwachsener, witziger und nicht so klischeehaft wie der erste. Ada ist weiter mit von der Partie, aber der Hauptcharakter ist nun Dingo Engret, ein ehemaliger und desillusionierter Bahram-Soldat. Viele Charaktere tauchen wieder auf und die Handlung schließt Wissenslücken aus dem ersten Teil.

Das Kampfsystem bleibt sich treu, wurde aber verbessert. Die Sub-Waffen sind nun tatsächlich nützlich und erzeugen die gewünschte Feind-Resonanz. In der Ausweich-Bewegung erfasst Jehuty mehrere Gegner gleichzeitig und feuert eine beeindruckende Lasersalve ab. Die Bahram-Drohen sind erneut unsere Gegner, doch ihre Reihen wurden durch neue und effektive Modelle aufgefrischt. Wenn wir eine Drohne zu fassen bekommen, drehen wir uns mehrere Male schnell um die eigene Achse, um den Feind dann in einen anderen Gegner zu katapultieren. Dasselbe funktioniert mit herumliegenden Objekten. Kurz: Jehuty ist mächtiger geworden.

Auch die Gegner sind nun taffer. Erst nachdem wir die Reihen mit Distanzwaffen ausgedünnt haben, ist es ratsam, sich überhaupt in den Nahkampf zu wagen. Feindliche Trupps bestehen aus vielen unterschiedlichen Einheiten, was uns zwingt, die Ziele zu priorisieren und häufig die Sub-Waffen zu wechseln. Die Boss-Kämpfe sind noch eine Stufe härter geworden, steigern sich aber angemessen. Jeder wichtige Charakter, ob Freund oder Feind, besitzt nun einen eigenen Frame, die allesamt sehr beeindruckend aussehen. Besonders Anubis, unser Erzfeind, ist eine wahrhaft imposante Erscheinung.

Zone of the Enders HD Collection
Am Anfang reicht es noch planlos auf die Tasten zu drücken. Im Kampf gegen stärkere Gegner ist jedoch schnell Taktik gefragt.

Zum Glück verzichtet The 2nd Runner auf die nervige Passwort-Jagd aus dem ersten Teil und das Leveldesign bietet sehr viel mehr Abwechslung. Auch der Umfang ist auf rund sieben Stunden angewachsen. Dummerweise gibt es nun Passagen, in denen wir einen befreundeten Frame mit durch die Level schleifen müssen. Aufgrund der verwirrenden Zielauswahl und unseres verletzlichen Mitstreiters gestalten sich diese Passagen äußerst frustrierend. Oft dreschen wir in der Hitze des Gefechts auf den befreundeten Frame ein und verwunden ihn zusätzlich. An anderer Stelle lotst uns Freundin Ken durch ein Minenfeld, was wegen der langsamen Kommandos gefühlte Stunden in Anspruch nimmt.

Abgesehen davon greift Zone of the Enders: The 2nd Runner all die guten Aspekte des ersten Spiels auf, ohne allzu viele Fehler zu wiederholen. Die umfangreichere Story und der Fokus auf die Orbital Frames tragen dazu bei, aus Zone of the Enders HD Collection eine echte Saga zu machen. Die HD-Überarbeitung hat besonders dem ersten Teil der Serie gutgetan. Der wahre Reiz der Spiele liegt jedoch in der Faszination für die Orbital Frames. Für 28 Euro (und inklusive einer Demo von Metal Gear Rising: Revengeance) ist die HD Collection eine tolle Gelegenheit, die alten Spiele neu zu erleben oder frisch in die Saga einzusteigen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
das Kampfsystem, der Manga-Comicstrip, die Story, die Orbital Frames
-
teils umständliche Steuerung, nervige und frustrierende Passagen, karges Leveldesign
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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