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Film-Kritiken
Zack Snyder's Justice League

Zack Snyder's Justice League

Wie schneidet die Neuinterpretation des Regisseurs gegenüber der Version ab, die er 2017 aus seinen Händen geben musste?

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Vor der Premiere von Justice League war ich voller Vorfreude, obwohl mich Batman v Superman: Dawn of Justice nicht unbedingt umgehauen hat (auch die Trailer wirkten offengestanden ein wenig wackelig). Doch als klar wurde, dass Regisseur und Autor Zack Snyder nicht länger „an Bord" sein würde, weil es interne Konflikte gab und zu einem Todesfall in der Familie gekommen war, schwante mir schon, dass der Film floppen würde.

Joss Whedon ersetzte den Regisseur und drehte auf Anweisung vom DC-Boss Geoff Johns angeblich 65 Prozent des Films neu, um den düsteren Ton zu entschärfen und den Film familienfreundlicher zu machen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Synders düstere, ernste Geschichte mit seinen schon fast poetisch wirkenden Zeitlupen wurden mit leichtherziger Comedy und ein paar schlimmen Superman-Szenen gemischt, in denen Henry Cavills Schnurrbart digital entfernt wurde.

Zack Snyder's Justice League
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Als die Fans Warner dazu brachten, Snyder 75 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen, um seine ursprüngliche Version beenden zu können, schrie ich vor Glück auf. Das hier schreibt Filmgeschichte, denn Zack hat ein ganzes Jahr und jeden Penny seines Kapitals verbraucht, um die Filmproduktion aus dem Jahr 2017 auf 4 Stunden und 2 Minuten Laufzeit richtigzustellen. Die Geschichte ist soweit gleich geblieben:

Bevor Superman starb, warnte er Batman vor einem bevorstehenden Alienangriff. Wayne stellt anschließend eine Gruppe aus Superhelden zusammen und zieht aus, um Aquaman, Cyborg und Flash für die Justice League zu rekrutieren. Währenddessen arbeitet Wonder Woman daran, die Motherboxes zu verteidigen. Als Steppenwolf mit seinen Paradämonen zur Eroberung der Erde ansetzen, versuchen Batman und die Justice League ihn irgendwie zu stoppen.

Im Vergleich zum Original hat sich der Ton geändert: Whedons Humor und die leichtherzige Atmosphäre weichen einer düsteren und ernsteren Tonart, was einen bemerkenswerten Unterschied ausmacht. Cyborg und Flash (die beide noch keinen eigenen Film bekommen haben) werden völlig anders porträtiert und bekommen eine längere, eigene Hintergrundgeschichte, die sie viel interessanter und vielseitiger macht.

Zack Snyder's Justice LeagueZack Snyder's Justice League
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Zack Snyders Justice League ist aber gleichzeitig auch Cyborgs Film, denn seine Geschichte ist packend und gut geschrieben worden. Selbst Batman ist nicht mehr länger der alte Sidekick, sondern ein stoischer, knallharter und sehr fähiger Bastard, genau wie in Frank Millers brillantem The Dark Knight Returns

Superman wird in diesem Film mit viel mehr Respekt behandelt und scheint eine völlig neue Figur zu sein, was dem Film sehr guttut. Er ist nicht mehr die familienfreundliche Figur aus dem Film von 2017, sondern ein sehr mächtiger und zielstrebiger Kal-El, der in seinem schwarzen Anzug Fähigkeiten zeigt, von denen die anderen Mitglieder der Justice League nur träumen können. Das hat einen Detailreichtum und zeigt viel Respekt vor dem Original-Material, insbesondere bei der Beziehung der Helden untereinander.

Obwohl mich Man of Steel sehr enttäuschte und Batman v Superman ein viel besserer Film hätte sein können, ist Justice League letzten Endes also tatsächlich ein gelungener Abschluss des „Snyder-Verse" geworden. Er ist so ein guter Filmemacher, wenn die Studiobosse, Fokusgruppen und Produzenten ihn in nur in Ruhe machen lassen würden...

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08 Gamereactor Deutschland
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