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The Yakuza Remastered Collection

Yakuza Remastered Collection

Yakuza 3 bis 5 gibt es nun auch für die Playstation 4, doch werden sie dem Erbe des Dojima-Drachens gerecht?

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Letzte Woche erschien mal wieder ein toller Leckerbissen für die Fans von Segas Yakuza-Reihe. In der Vergangenheit war die Veröffentlichungspolitik der Serie im Westen oft nicht nachvollziehbar, vermutlich trauten die Verantwortlichen der doch sehr japanischen Inhalte im Ausland keinen Erfolg zu. Mit Yakuza 0 begann auf der PS4 dann aber doch eine großartige Abfolge von Neuveröffentlichungen, Remakes und Remastern, die nun mit der schön verpackten Sammlung der Teile drei, vier und fünf ihren Abschluss findet. Als besonderes Gimmick befindet sich in dem Set auch noch eine separate Hülle für Yakuza 5 im Playstation-3-Design, da dieser Titel bei uns nie auf Disc erschienen ist. Das unterstreicht Segas Anspruch, nun rückwirkend noch einmal alles unter einen Hut zu bringen.

Doch was genau erwartet uns bei den Serienteilen drei bis fünf? Die Spiele Yakuza Kiwami 1 und 2 waren ja aufwendige Remakes, die nötig wurden, weil die Originalteile auf der Playstation 2 liefen und damit den technischen Ansprüchen von heute überhaupt nicht mehr genügten. Bei den Teilen aus der Playstation-3-Ära waren die Verantwortlichen hingegen der Meinung, das schlichte Ports ausreichen, bei denen lediglich die Auflösung auf 1080p erhöht und die Frameraten verbessert wurden. In Yakuza 3 Remastered geht dieser Plan zugegebenermaßen noch nicht ganz auf, denn die Optik ist etwas grob und einige grausam schlecht aufgelöste Texturen stören das Bild. Das ist vor allem deshalb merkwürdig, da besonders oft verwendete Kleidungsstücke, wie das Hawaii-Hemd von Protagonist Kazuma Kiryu oder die Schlangenlederjacke seines geliebten Widersachers Goro Majima, negativ auffallen. In späteren Teilen sehen genau die gleichen Klamotten viel besser aus, sodass wir uns vorstellen, dass das mit einem simplen Kopieren der Texturen hätte vermieden werden können. Aber wahrscheinlich ist es in der Praxis dann doch nicht ganz so einfach.

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In dieser Remastered-Collection bekommen wir es mit einem regelrechten Füllhorn aus Kampfstilen zu tun, denn neben Kiryu versammeln sich immer mehr spielbare Figuren.
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In gewissem Sinne muss man bei einem reinen Remaster natürlich damit leben, dass die Technik nicht mehr ganz zeitgemäß ist - meistens geht es dabei ja auch eher um ein gewisses Maß an Nostalgie und darum, die Inhalte überhaupt auf modernen Konsolen zur Verfügung zu stellen. Beide Faktoren erfüllt die Yakuza Remastered Collection auf jeden Fall mit Bravour. Kenner der Serie wissen ja bereits, dass sich die Story hauptsächlich um die Geschicke von Kazuma Kiryu dreht, der einst mehr oder weniger unfreiwillig zum Vorsitzenden des mächtigen Mafia-Clans der Tojo-Familie wurde, die vor allem im Vergnügungsviertel von Tokyo ihren halbseidenen Geschäften nachgehen. Die Spieler erwarten dabei nicht enden wollende Zwischensequenzen in Form von Filmen oder auch spärlich animierten Ansammlungen von Textboxen in In-Game-Grafik. Rein vom Umfang an Dialogen lässt sich das verantwortliche "Ryu-Ga-Gotoku"-Studio von Sega nicht einmal von Hideo Kojima oder den Houser-Brüdern von GTA etwas vormachen. Ein gewisses Faible für japanische Mafia-Geschichten ist also hilfreich, zur Not lassen sich die Sequenzen aber auch wegdrücken oder beschleunigen.

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Spielerisch dreht sich die Yakuza-Serie im Kern um pfiffig inszenierte Schlägereien, in denen wir unsere Figuren aufleveln und mit neuen Moves ausstatten. Gerade bei dieser Remastered-Collection bekommen wir es mit einem regelrechten Füllhorn aus Kampfstilen zu tun, denn neben Kiryu versammeln sich immer mehr spielbare Figuren, die vor allem in den Teilen vier und fünf über weite Strecken die Handlung dominieren. Abgesehen von diesen Hauptstorys, die oft sehr hart inszeniert sind und vor Testosteron und Männlichkeitsgehabe nur so triefen, gibt es jedoch auch unzählige Nebenquests und Minigames, die oft einen sehr sympathischen und aufheiternden Kontrast dazu bieten. Ein kleines Beispiel dafür sind die Club-Sega-Spielhallen, in denen wir in Teil fünf zum Beispiel wirklich hübsche HD-Versionen von Virtua Fighter 2 und dem Trommelspiel Taiko No Tatsujin daddeln können. Ansonsten erwartet uns eine wilde Mischung aus Multiple-Choice-Gesprächen sowie Minispielen, die mit ziemlich sinnbefreiter Simpel-Steuerung daherkommen - es gibt aber auch Management-Simulationen, in denen wir einen Nachtclub aufbauen oder Kampfsportler für ein Turnier trainieren sollen.

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Für die damalige Erstveröffentlichungen der Yakuza-Titel im Westen wurden einige Inhalte entfernt, die jetzt jedoch wieder enthalten sind.
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Das Highlight ist das Taxi-Unternehmen, in dem Kiryu in Teil 5 arbeitet. Hier haben wir nämlich auf der einen Seite Taxi-Missionen, die quasi das genaue Gegenstück zu Segas unsterblichem Spielhallenklassiker Crazy Taxi sind: Statt wild und Chaos anrichtend durch die Stadt zu brausen, müssen wir hier extrem diszipliniert fahren, an roten Ampeln anhalten, beim Abbiegen blinken und noch dazu höflichen Smalltalk mit unseren Fahrgästen halten! Falls sich dabei Aggressionen anstauen sollten, können wir diese aber in separaten Autobahn-Rennen herauslassen, wo wir unser Taxi mehrstufig tunen und in relativ simpel gestalteter Umgebung Gegner im Stile von Spielen, wie Tokyo Extreme Racer 2 verheizen (und dabei können wir auf Wunsch dem Soundtrack alter Sega-Hits, wie Out Run oder Daytona USA, lauschen).

Das Meiste von diesem Minispielwahn ist zwar optional, doch selbst wenn wir uns knallhart an die Hauptstorys der Spiele halten, benötigen wir zum Durchspielen aller Teile dieser Sammlung etwa 80 Stunden - Jäger der Platintrophäen werden mit sämtlichen Inhalten gute 200 Stunden beschäftigt sein. Wir bekommen also jede Menge Unterhaltung für unser Geld und selbst für Spieler, die schon auf der PS3 im Reich der Yakuza unterwegs waren, gibt es einige Neuerungen. Damals wurden nämlich für die West-Veröffentlichungen einige Inhalte entfernt, die man für zu heikel hielt. Dabei geht es zum Beispiel darum, Animierdamen für den Nachtclub einzukleiden oder ein Minispiel im Massagesalon, wo angedeutet wird, dass es sich um eine "Spezialmassage mit Happy-End" handelt - es gibt hier aber überhaupt nichts Explizites zu sehen, sodass diese Streichungen eigentlich verwunderlich sind. Auch wenn man die entfernten Inhalte vorher nicht zu vermissen brauchte, nun sind die Spiele auf jeden Fall komplett. Auch mit an Bord sind nun die japanischen Brettspiele Shogi und Mahjong und werden jetzt englische Untertitel für die fernöstlichen Karaoke-Songs geboten, die wir in den entsprechenden Minispielen per Tastendruck trällern.

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Die Teile der Playstation-3-Ära sind schlichte Ports, bei denen lediglich die Auflösung auf 1080p erhöht und die Frameraten verbessert wurden.

In diesem Zusammenhang müssen wir allerdings auch die hohe Sprachbarriere erwähnen, die das Spiel setzt - Untertitel sind lediglich auf Englisch vorhanden und die Sprachausgabe ist rein japanisch.

Für Menschen, die noch nie ein Spiel der Yakuza-Reihe ausprobiert haben, und nun aufgrund dieser Zeilen Lust bekommen haben, würden wir übrigens folgende Reihenfolge des Durchspielens empfehlen: Yakuza Kiwami 1 und 2, dann Yakuza Remastered (3, 4 und 5), dann Yakuza 0 und zum Schluss Yakuza 6: The Song of Life. So macht der Genuss der Story unserer Meinung nach am meisten Sinn. Darüber hinaus ist es sicher nicht verkehrt, nach dem Abschluss eines jeden Teils erst einmal ein anderes Spiel zu spielen - sonst stellt sich schnell der gleiche Effekt ein, wie wenn man jeden Abend einen James-Bond-Film guckt: Es wiederholt sich doch so einiges. Trotzdem bietet The Yakuza Remastered Collection zu ihrem fairen Preis gerade schon verschwenderisch viel Content.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
extrem viel Content, ordentliche Remaster, ein Fest für Yakuza-Fans.
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keine deutschen Texte, Yakuza 3 lässt optisch zu wünschen übrig.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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