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Yakuza 3

Yakuza 3

Seit der Jahrtausendwende zittern Fans um neue Veröffentlichungen von Ryu Ga Gotoku in Europa. Mit einiger Verspätung kommt nun Yakuza 3 in Europa auf den Markt, die japanische Kampfansage an GTA IV.

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Verhaltensexperten kennen eine Menge klassischer Gegensatzpaare. Ob Hund oder Katze, Berge oder Meer, Toten Hosen oder Ärzte - die meisten Menschen haben eine deutliche Tendenz zu einem der genannten. Unter Gamern läuft eine solche Trennline zwischen Japan und dem Rest der Welt. Während europäisches und amerikanisches Spieldesign weitestgehend austauschbar ist, gelten im Land der aufgehenden Sonne ganz andere Vorlieben. Aufgrund von Zielgruppen- und Marktanalysen blieben westlichen Spielefans deshalb schon immer einige Perlen vorenthalten: darunter Hideo Kojimas Snatcher, Radiant Silvergun oder die Sakura Wars-Reihe.

Seit der Jahrtausendwende zittern Fans hauptsächlich um neue Veröffentlichungen von Ryu Ga Gotoku. Der erste Teil war eigentlich ein Experiment seitens Sega: entgegen dem Trend, Spiele auf den Weltmarkt auszurichten, wurde der Fokus ganz bewusst auf die Zielgruppe der erwachsenen, japanischen Männer gerichtet - und das zudem Sony-exklusiv. Glücklicherweise hatte der Titel weit größeren Erfolg als erwartet und kam dadurch - mit fast zweijähriger Verspätung - unter dem Titel Yakuza in den Westen.

Die tolle Story um Kazuma Kiryu, der nach dem Absitzen einer zehnjährigen Gefängnisstrafe von der gesamten Tokioter Unterwelt gejagt wird, fand mit ihrer Mischung aus Adventure, RPG und Straßenkampf auch hier glühende Verehrer. Die Verkaufszahlen schienen jedoch die aufwändige Lokalisierung nicht zu rechtfertigen. Für den zweiten Teil, der ebenfalls für die PS2 entwickelt wurde, beließ man daher die gesprochenen Dialoge in der japanischen Originalsprache und übersetzte "nur" die Texte - trotzdem dauerte es bis zum Release ein knappes Jahr. Damit fiel das Spiel genau in den Generationswechsel der Konsolen, was es zumindest für Grafik-Freaks uninteressant machte.

Nachdem der PS3-Spin-Off Ryu Ga Gotoku Kenzan, der in der Samuraizeit angesiedelt ist, es gar nicht in den Westen schaffte, mussten die hiesigen Fans wieder zittern - doch vor einiger Zeit gab es dann die ersehnte Meldung: Yakuza 3 erscheint auch hierzulande im März 2010. Nicht nur für Kenner der Serie ein Grund zum frohlocken, denn eigentlich sollte jeder Gamer, der nicht komplett japanophob ist, einen Blick auf das Spiel werfen. Obwohl der Titel technisch auch schon wieder ein Jahr auf dem Buckel hat, ist er grafisch ein echter Hingucker. So realistisch wurde Großstadtleben noch auf keiner Konsole umgesetzt, selbst Grand Theft Auto IV kann sich bei den unglaublich detaillierten Straßen mit hunderten von Passanten und den vollgestopften Geschäften eine Scheibe abschneiden. Auch die Cutscenes sind trotz einiger fragwürdiger Texturen wieder extrem sehenswert, nicht einmal Solid Snake zieht so lebensecht an einer Zigarette. Vor der komplexen Story müssen sich auch Neulinge nicht fürchten, denn gleich zu Beginn des Spiels gibt es die Option, einen Zusammenschnitt der wichtigsten Zwischensequenzen von Teil 1 und 2 zu betrachten. Das dauert allerdings locker eineinhalb Stunden.

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Anschließend gilt es wie gehabt, die äußerst detailgetreu nachempfundenen Stadtviertel Tokios unsicher zu machen. Wie in Liberty City wurden zwar Straßennamen und andere kleine Details verändert, die Zahl der begehbaren Locations und der ansprechbaren Charaktere ist jedoch anteilig höher. Die Zahl der schweren Jungs, die einen um der Ehre willen zum Faustkampf herausfordern, wenn man sie zu lange zu blöde anglotzt, dürfte sogar etwas höher sein als im echten Tokio. So kommt es immer wieder zu dreckigen Fights, während man auf der Suche nach dem nächsten Storyschauplatz ist - zum Aufleveln von Kazumas traditionellen Statuswerten ist das natürlich sehr willkommen. Nicht selten lassen sich die Raufbolde auch schon von weitem ausmachen. So kann man einem Kampf auch mal aus dem Weg gehen, wenn eilig die nächste Trigger-Location erreicht werden muss, damit die Story weiter geht.

Die ist trotz all ihrer Opulenz nicht das Einzige, was die Yakuza-Reihe zu bieten hat - schon jeher ist die Serie der König der Nebenmissionen. In Yakuza 3 wurde deren Anzahl auf 133 aufgestockt. Dazu gesellen sich rund 20 Minigames - zu Klassikern wie Billard, Darts und Golf, mit denen sich ja auch Nico Bellic gerne beschäftigt, kommen typisch japanische Disziplinen wie Mahjongg und Karaoke.

Ganz abgesehen davon ist das größte Minispiel von allen natürlich die Kampf-Engine. Diese wirkt voll und ganz wie eine 3D-Fassung von Final Fight oder Double Dragon und ist im Gegensatz zu den Vorgängern nahtlos in den Spielablauf integriert. Von Verkehrspylonen bis hin zu Fahrrädern werden Alltagsgegenstände zur Waffe, und mit aufgeladener Heat-Leiste machen Kazumas Finisher ganz großes Kampf-Kino.

Bleibt abschließend nur noch die Frage zu klären, wieso der Titel bei all dieser Brillanz für Sega Europa kein voll zu lokalisierender Triple-A-Titel ist - denn wie gehabt erscheint das Spiel einheitlich in original japanischer Sprachfassung mit englischen Untertiteln. Ein möglicher Lösungsansatz: Das Setting ist "zu japanisch", das Gameplay "zu oldschoolig". Mit anderen Worten: Ein Fest für alle Hardcore-Zocker!

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