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Voice of Cards: The Isle Dragon Roars

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars

In einer Fantasiewelt wird eine Gruppe Abenteurer damit beauftragt, einen Drachen zu töten. Diese bekannte Geschichte erzählt uns diesmal der Nier-Schöpfer Yoko Taro.

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Es gibt kostenpflichtige Anpassungsoptionen (DLC) im Design von Nier Replicant, die ich für meinen Spieldurchlauf ausgewählt habe.

Square Enix und das Entwicklerstudio Alim haben mithilfe verschiedener, externer Teams ein JRPG im Kartenspielgewand geschaffen, das sich trotz seiner gewöhnungsbedürftigen Präsentation als klassisches Rollenspiel entpuppt. Für sein jüngstes Unterfangen hat der japanische Entwickler Yoko Taro, der Schöpfer der Drakengard- und Nier-Reihe, einige seiner erfahrenen Kollegen zusammengetrommelt, doch obwohl die Einflüsse des Creative Directors und Autoren an verschiedenen Stellen spürbar wird, will sich die Magie von Taros früheren Werken in diesem kompakten Abenteuer einfach nicht so recht entfalten.

In Voice of Cards: The Isle Dragon Roars fordert Königin Nilla den Tod des mächtigen Drachen, der dieses Land scheinbar terrorisiert. Die Organisation „Ivory Order" sendet ihre besten Streitkräfte aus, um die Angelegenheit im Auftrag der Krone aus der Welt zu schaffen. Weil die Königin eine gigantische Belohnung auf den Kopf des Drachen ausgesetzt hat, beteiligen sich auch mutige Söldner an der Jagd. Unser Held, der sich in Begleitung eines großen, friedlichen Monsters namens Mar befindet, hat es ebenfalls auf die Reichtümer abgesehen und das ist ehrlich gesagt die einzige Motivation dieses Tunichtguts.

Wir spielen in diesem Rollenspiel also keinen strahlenden Helden, sondern eine wachsende Gruppe von Tagelöhnern, die sich aus verschiedenen Gründen an diesem gefährlichen Unterfangen beteiligen. Der Charakter unserer Spielfigur ist vorgegeben, allerdings dürfen wir im Spielverlauf Entscheidungen treffen, die unseren Protagonisten zumindest ein bisschen weniger verschlagen wirken lassen. Der Erzähler von Voice of Cards: The Isle Dragon Roars stellt jedoch sicher, dass die wahren Intentionen dieses Taugenichts ans Licht kommen. Die tragischen Figuren tragen durchaus Taros Handschrift und das gleiche kann man auch über die Themen der Haupt- und Nebengeschichten sagen, mit denen wir uns im Spielverlauf beschäftigen. In dieser Welt lohnt es sich, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, um am eigenen Handeln nicht zu zerbrechen. Natürlich haben wir als vermeintlicher Held dieser Geschichte dieses Privileg nicht.

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Während wir durch diese Welt reisen und mehr über den Drachen erfahren, müssen wir immer wieder Nebenaufträge absolvieren, Höhlen durchsuchen, und Rätsel lösen, um die Handlung voranzutreiben.

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars ist wie gesagt im Stil eines Kartenspiels gehalten und diese Darstellung umfasst so gut wie alle Bereiche. Flach nebeneinander ausgebreitete Karten, auf denen Häuser, Wälder oder Wege abgebildet sind, bilden die Kulisse für Städte, Kerker und Felder. Charaktere, Gegner und Gegenstände basieren auf statischen 2D-Zeichnungen des Charakter-Designers Kimihiko Fujisaka (Drakengard), dessen Stil Wiedererkennungswert hat. Obwohl diese Darstellung beschränkt ist und schnell an ihre Grenzen stößt, sticht die Vielfalt der Visualisierungen positiv hervor. Das Game hat richtig schöne Spezialeffekte, die vor allem in den Kämpfen zum Einsatz kommen. Wird eine Figur zum Beispiel mit einem Statuseffekt belegt, hat das einen Einfluss auf das physische Erscheinungsbild dieser Karte. Nutzt unser Schwertkämpfer ein ausgefallenes Talent oder erzielt er einen kritischen Treffer, wirbelt die Karte in einem Klingensturm manisch über das den Spieltisch.

Die sehr gradlinigen Kämpfe laufen rundenbasiert ab. Jede Karte weist vier Werte auf: Angriff, Verteidigung, Initiative und Leben - sie entscheiden darüber, wer wann wie stark zuhaut. Wenn eure Einheiten im Level steigen oder bessere Ausrüstungsgegenstände anlegen, steigert das ihre Werte und je erfahrener unsere Helden werden, desto mehr aktive und passive Talente schalten sie frei. Jeder Charakter hat vier freie Slots für Fertigkeiten, sodass ihr eure Party ein bisschen aufeinander abstimmen könnt. Fortgeschrittene Talente benötigen im Duell einen Energiekristall als Ressource, die jeder Held automatisch generiert, sobald sie oder er an der Reihe ist.

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Der Komponist Keiichi Okabe hat mit seinem Produktionsstudio Monaca einige schöne Songs beigesteuert. Die britische Sängerin Emi Evans ist in einigen dieser Lieder zu hören.

Es ist nicht so, dass die Begegnungen langweilig sind, doch das größte Problem von Voice of Cards ist seine reduzierte Machart. Während wir über das Spielfeld laufen und es aufdecken, führen wir immer wieder die gleichen Zufallskämpfe gegen eine überschaubare Auswahl an Gegnern aus. Diese unterscheiden sich zwar in jeder Region etwas voneinander, die Gefechte gleichen sich aber insgesamt zu sehr. Da wir alle paar Schritte erneut kämpfen müssen und viele Animationen im Spiel sehr träge sind, fällt die repetitive Natur umso negativer auf. Die Erkundung leidet ebenfalls unter der eingeschränkten Präsentation, da man auf der 2D-Schablone nichts entdecken kann. Ich bin in den Dungeons immer stumpf am Rand des Labyrinths entlanggelaufen, um versteckte Schätze und den Ausgang zu finden. Mehr gibt es auf dem Spielbrett eigentlich nicht zu tun.

Sonderlich spannend ist der Titel leider nicht, weder spielerisch noch erzählerisch. Das lineare Fortschrittssystem passt gut zu diesem kurzweiligen Spaß, doch den Kämpfen fehlt es an taktischer Tiefe, weshalb lediglich die Begegnungen mit den Bossen etwas spannender ausfallen. Einige Charaktere haben interessante Hintergrundgeschichten und auch unter den Nebenmissionen lassen sich einige bittersüße Beispiele finden, doch dazwischen wartet viel Füllmaterial auf uns. Obwohl sich das Spiel etwas zieht, ärgere ich mich nicht darüber, mir die Zeit genommen zu haben, um den tragischen Ausgang dieser Geschichte selbst zu erleben. Voice of Cards: The Isle Dragon Roars gelingt nur leider das merkwürdige Kunststück, dass es sich gleichzeitig zu lang und zu kurz anfühlt. Dadurch ist es am Ende vor allem eines: ziemlich schnell wieder vergessen.

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars kostet auf PC, Nintendo Switch und Playstation 4 etwa 30 Euro und ihr könnt euch eine kostenlose Demo des Rollenspiels herunterladen, in dem ihr den Prolog aus Sicht der Ivory Order spielt. Diese Testversion hat mich davon überzeugt, mehr Zeit mit dem Titel zu verbringen, denn sie bietet einen sehr guten Überblick über die Spielstruktur. Auf der Nintendo Switch kommt der Touchscreen übrigens sehr gut zum Einsatz, etwa beim Teleportieren unserer Helden über die Karte (das ist deutlich schneller als das Laufen via Control-Stick). Wenn ihr mit einem Controller spielt, müsst ihr in den Kämpfen alle Aktionen doppelt und dreifach bestätigen, während ihr Karten direkt auf Gegner ziehen könnt, wenn ihr den Bildschirm als primäre Eingabemethode nutzt. Es würde viel Sinn ergeben, den Titel später auch auf Handys zu veröffentlichen, aber momentan gibt es solche Pläne nicht. Vielleicht braucht es das in diesem Fall auch gar nicht...

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Voice of Cards: The Isle Dragon Roars ist ein klassisches Rollenspiel, auch wenn es auf dem ersten Blick nicht so wirkt.
06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
schöner Soundtrack, es gibt ein interessantes Kartenspiel als Minigame, kreative Spezialeffekte erwecken die statischen Kämpfe zum Leben. Wer bis zum Ende am Ball bleibt, wird von Yoko Taro für die Hartnäckigkeit "belohnt".
-
relativ viel Wiederholung und Füllstoff, Erkundung wird vom reduzierten Design untergraben. Nachholbedarf beim Thema Spielkomfort.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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