League of Legends ist Riot Games' größter Erfolg. Das weltbekannte MOBA, das vor mehr als zehn Jahren veröffentlicht wurde, hat sich im Laufe der Zeit zu einem der beliebtesten Spiele der Welt entwickelt. Es hat eine sehr lebendige, aktive Community von Spielern hervorgebracht und damit einen erheblichen Beitrag zum Aufstieg der aktuellen E-Sport-Szene mit zahlreichen Turnieren und Wettbewerben weltweit geleistet. Obwohl die Flamme von League of Legends noch immer unglaublich heiß ist, ist es für Riot Games an der Zeit, ihre "goldene Gans" zu wechseln. Eine frische, innovative IP muss her, die sie wieder ins Rampenlicht befördert und das Entwicklerstudio fordert - welchen besseren Anreiz gibt es für ein engagiertes Team schließlich, als neue Spielwelten und Universen zu schaffen?
Aus diesem Grund hat Riot Games im vergangenen Oktober anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von League of Legends einige neue Projekte angekündigt (alle hängen natürlich mit ihrem Meisterwerk zusammen). Eines davon ist ein mysteriöser First-Person-Shooter mit Taktik-Anspruch, der sich auf halbem Weg zwischen Overwatch und Counter-Strike befindet - bislang kannten wir dieses Vorhaben unter dem Arbeitstitel Project A. Letzte Woche haben Riot Games endlich den Schleier gehoben und besagtes Projekt auf einer Veranstaltung ausgewählten Journalisten vorgestellt. Wir durften natürlich für euch live dabei sein und haben viele neue Details zum Spiel, das nun offiziell Valorant heißt. Und um das direkt aus dem Weg zu haben: Ja, genau wie League of Legends wird auch dieses Spiel kostenlos spielbar sein.
Der taktische First-Person-Shooter von Riot Games ist ein Multiplayer-Spiel für zwei Teams à fünf Spieler und es ist derzeit nur für den PC vorgesehen. Wir kennen heutzutage viele Online-Shooter, denn der Markt ist übersättigt - warum sollten sich Spieler für Valorant interessieren? Beginnen wir mit dem narrativen Kontext, auf dem das Spiel aufbaut: Obwohl im Moment nicht zu viele Handlungsdetails geteilt wurden (sie werden später bekanntgegeben, versprach uns Riot Games), wissen wir bereits, dass Valorant auf der Erde der nahen Zukunft spielt. Die Helden (Agenten genannt) stammen alle aus unterschiedlichen Gebieten und Kulturkreisen der ganzen Welt. Wie es sich für solche Helden-Shooter gehört, verfügt jeder Charakter im Kader über einzigartige Fähigkeiten, die jedoch lediglich als ergänzende Elemente zum wahren Kern von Valorant dienen - dem Gunplay.
Riot Games wollte diesen wichtigen Aspekt in Valorant eindeutig spezifizieren: Das Gunplay ist die wahre Essenz dieses Projektes, es ist in erster und in letzter Instanz ein Shooter. Jeder Schuss kann das Schicksal eines Matchs verändern, weshalb Agenten über ein großes Arsenal an Waffen verfügen, mit denen sie auf das Schlachtfeld ziehen. Die Bewaffnung wird im Spiel über ein Wirtschaftssystem gekauft, die Ausrüstung soll selbstverständlich über die entsprechende Tiefe verfügen und wechselnde Strategien unterstützen. Den Unterschied im Kampfverlauf soll letztlich aber nicht die Waffe machen, sondern der Schütze, der sie einsetzt. Riot erklärte während der Präsentation wiederholt, dass ein Spieler einen ungenauen Scharfschützen jederzeit überwältigen kann, wenn er besser zielt. Aus diesem Grund haben auch die Fähigkeiten der Agenten weniger entscheidenden Einfluss auf das Schicksal eines Spiels - ein präziser Kopfschuss ist immer tödlich. Stattdessen werden diese einzigartigen Fähigkeiten als alternative Methode zur Annäherung an eine bestimmte Situation verwendet.
In Bezug auf verschiedene Herangehensweisen an die Gefechte spielt auch das Karten-Design eine sehr wichtige Rolle. Tatsächlich sind die Umgebungen von Valorant so konzipiert worden, dass sie unterschiedliche Spielstile und Teamzusammensetzungen unterstützt sollen, um den Spielern die größte Freiheit und viele Stunden Spaß zu bieten, ohne jemals in Monotonie abzudriften. Fünf Spieler versuchen gegen ein feindliches Team in maximal 24 Runden alles zu geben, dabei wird abwechselnd verteidigt und attackiert. Im Gegensatz zu anderen Helden-Shootern können die Spieler während eines Matches ihren Agenten nicht wechseln, ihr legt euch also bis zum Ende der Partie fest.
Es gibt zwei weitere, sehr wichtige Aspekte, die Riot während der Präsentation von Valorant hervorheben wollte. Eines davon wurde bereits im letzten Oktober beim Teaser des Spiels vorgestellt: Hierbei handelt es sich um eine proprietäre Anti-Cheat-Technologie, die zum Start des Spiels verfügbar sein wird. Um Wallhacks zu bekämpfen verwendet Valorant ein exklusives System namens "Fog of War", das die Positionen der Spieler erst kurz vor einem direkten Kontakt anzeigt. Um Betrügern das Leben schwer zu machen, kombinierte Riot das Manipulationsschutzsystem von League of Legends mit einer neuen Anti-Cheat-Plattform namens Vanguard. Es ist ein eigenes Tool von Riot Games, das ständig weiterentwickelt wird und regelmäßig mit neuen Methoden zur Erkennung von Cheatern erweitert wird. Die eigene Serverinfrastruktur von Valorant verhindert in der Theorie, dass Spieler mit Tricks wie Geschwindigkeits- oder Teleportations-Cheats betrügen. Wenn das System einen Betrüger erkennt, wird sein Spiel sofort beendet.
Der andere wichtige Aspekt betrifft die Qualität und Infrastruktur. Valorant verfügt über dedizierte Server und ist vollkommen kostenlos spielbar. Euer Client wird 120 Mal in der Sekunde mit den Serverdaten aktualisiert und das gilt auch für Spieler, die mit bis zu 128 Bildern in der Sekunde spielen. Selbst wenn euer Gegner aufgrund einer schlechten Internetverbindung ruckeln würde, antizipieren die Server automatisch die Bewegungen, um alle 128 Positionen in der Sekunde entsprechend flüssig darzustellen. Der Grund für diese starke Infrastruktur besteht im Wunsch, den sogenannten "Peeker-Vorteil" vermeiden zu wollen. In gängigen Shootern lässt sich dieses Phänomen manchmal feststellen: Ein Spieler sieht aufgrund schlechter Netzwerkleistung oder Serverqualität manchmal andere Teilnehmer schon, noch ehe diese überhaupt Zeit haben zu reagieren.
Es scheint, dass Riot an alles gedacht hat. Doch mit welchen Spezifikationen wird es möglich sein, Valorant zu spielen? Das Ziel des Unternehmens war es, möglichst vielen PC-Spielern Zugang zum Spiel zu ermöglichen und deshalb fallen die Spezifikationen moderat aus:
Minimum (30 FPS):
Prozessor: Intel i3-370M
Grafikkarte: Intel HD 3000
Empfohlen (60 FPS):
Prozessor: Intel i3-4150
Grafikkarte: Geforce GT 730
High-End (144 fps und mehr):
Prozessor: Intel Corei5-4460 3.2 GHz
Grafikkarte: GTX 1050 Ti
Windows-Spieler sollten eine 64-bit-Version nutzen und über mindestens 4 GB Arbeitsspeicher, sowie mindestens 1GB VRAM verfügen.
Und wie sieht es mit dem Start aus? Der Taktik-Shooter von Riot Games wird im Sommer 2020 verfügbar sein, ein genaueres Datum hat uns das Unternehmen im Moment noch nicht genannt. Auch in Bezug auf die Frage nach einer möglichen Early-Access-Phase und die Anzahl der zum Start verfügbaren Agenten zog Riot es vor, Zeit zu kaufen (ähnlich sieht es beim Thema Konsolenversion aus - die Entwickler seien "derzeit voll auf die PC-Version konzentriert"). Wir erwarten zu all diesen Themen weitere Informationen in den kommenden Monaten. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Valorant mit League of Legends teilt, ist, dass dieses neue Spiel möglicherweise kein Ende finden wird. Zumindest aktuell besteht Riot Games' Idee natürlich darin, das Vorhabe kontinuierlich zu erneuern, um der Community ein langes Leben zu ermöglichen. Und falls auch dieses Spiel das Schicksal des großen Bruders teilt, dürfte Valorant in eine rosige und ehrgeizige Zukunft blicken.