Tony Hawk's Pro Skater 2 habe ich früher immer mit meinem Cousin zusammen auf seiner Playstation 1 gespielt, da waren wir beide noch Kinder. Ich habe viele schöne Erinnerungen an den Titel, der mir damals viel zu viel Koordination und Spielverständnis abverlangte. Seitdem ich selbst auf dem Skateboard stehe, weiß ich nur zu gut, wie unfassbar viel Präzision diese Tricks erfordern, was meine Wertschätzung für Tony Hawks Spiele lediglich steigerte. Nachdem im letzten Jahr die ersten beiden THPS-Ableger als vollwertiges Remake auf PC, Playstation und Xbox gerollt sind, dürfen nun endlich auch Nintendo-Switch-Spieler am Spaß teilhaben.
Natürlich liefert Nintendos Hybridkonsole nicht die gleiche Performance, die wir auf Xbox One oder Playstation 4 bekommen. Der langsame Systemspeicher verursacht relativ lange Ladezeiten ins Level und beim Neustarten. Das fällt auch bei den verwaschenen Texturen auf, die immer zu spät dran sind. Dadurch wird eine zentrale Neuerung der Remakes unterwandert: die Charakteranpassung. Für jedes abgeschlossene Level bekommen wir etwas Geld, das wir in überteuerte Markenklamotten stecken können (was übrigens ein merkwürdiger Kommentar zur ursprünglichen Skater-Mentalität ist). Auf der Switch verschlingt die Individualisierung durch das ständige Nachladen nicht nur sehr viel mehr Zeit, es ist auch etwas weniger interessant, In-Game-Herausforderungen abzuschließen.
Davon abgesehen fallen die kleinen Tasten und Sticks der Hybridkonsole natürlich ins Gewicht, vor allem wenn man viel im Handheld-Modus spielen möchte. Kranke Highscores haben mein Cousin und ich damit aus dem Stehgreif nicht hinbekommen, doch wir konnten die Level gut abschließen und ein paar coole Tricks aneinanderreihen. Natürlich ist das Gewöhnungssache, aber es ist eben sehr fummelig, diese kleine Sticks präzise in acht Richtungen zu drücken. Aus der Pipe mit dem Revert in den Manual übergehen und bis zur Rampe das Gleichgewicht halten (das braucht man, um Combos zu verlängern), dafür ist hauptsächlich der linke Stick verantwortlich. Die Grab- oder Flip-Tricks werden dann ebenfalls mit dem linken Stick und der dazugehörigen Aktionstaste Y/A ausgeführt. Wenn ihr einen Pro-Controller habt oder sehr fingerfertig seid, schafft ihr das schon.
Am Spiel selbst hat sich natürlich nichts geändert. Ihr skatet in Tony Hawk's Pro Skater 1 and 2 durch über 15 Kurse und reiht coole Skate-Tricks aneinander. In jedem Level müsst ihr bestimmte Ziele absolvieren, also Highscores erzielen, Sammelgegenstände aufklauben oder spezifische Trick an vorgegebenen Objekten vollziehen. Zudem kann man lokal mit anderen Switch-Konsolen zusammenspielen, es gibt einen tollen Splitscreen-Modus (der zwar sehr niedrig aufgelöst ist, aber sogar im Handheld-Modus überraschend flüssig läuft) und Online-Multiplayer mit Ranglisten-Unterstützung ist ebenfalls am Start.
Vicarious Visions hat sehr viele Details in die Neuauflage dieser ikonischen Schauplätze gesteckt und das wird auch bei niedrigerer Auflösung noch sehr deutlich. Viele Karten sind relativ unspektakulär, doch in der Regel gibt es pro Level ein oder mehrere Gimmicks, die teilweise sehr dynamisch sind. Wenn ihr im berühmten Hangar-Level beispielsweise über die Rotorenblätter des Helikopters grindet, startet dieser kurzerhand in die Lüfte und zerstört dabei das Dach der Anlage, bevor er um das Gelände kreist.
Selbst solche Spielereien bringen die Switch übrigens nicht an ihre Grenzen. Die Bildrate des Ports (30 fps) ist hinreichend flüssig, obwohl gelegentlich ein paar Frames verlorengehen. Dass die Remakes deutlich schneller laufen als ihre Vorlagen, fiel meinem Cousin auch direkt auf, obwohl er die Spiele vor vielen Jahren das letzte Mal gespielt hat. Dass im Hintergrund viele Interpreten des originalen Soundtracks zu hören sind, die von ein paar neuen Stimmen unterstützt werden, sorgt selbst nach all der Zeit noch für die richtige Untermalung.
Man muss Tony Hawk's Pro Skater 1 and 2 auf der Nintendo Switch also nicht nur mit den alten Originalen vergleichen, um überzeugt zu werden. Im direkten Zahlenvergleich unterliegt die Rechenkraft des Hybriden den großen Konsolen leider, doch dass ich die Konsole mit zum Familiengeburtstag nehmen konnte, um dem Mittlerweile-Papa nur für ein paar Minuten lang in seine (und meine) Kindheit zurückversetzen zu können, das ist ein Mehrwert, den wir beide sehr zu schätzen wissen. Und das können uns ein paar grafische Schlieren auch nicht nehmen.