Der vierte Kreuzzug wurde nicht mit Worten ausgetragen, trotzdem können die Protagonisten von The Cursed Crusade nicht aufs Labern verzichten. In unermüdlichen Dialogen und ausufernden Sequenzen wird uns der Held Denz de Bayle vorgestellt. Der hat nämlich den Templerfluch seines Vaters geerbt, der es ihm erlaubt, jederzeit zwischen dem Diesseits und einer höllischen Paralleldimension zu wechseln. Hier mutiert er zum diabolischen Krieger und erhält sagenhafte Kräfte. Blöderweise ist ihm in der Höllenwelt stets der Tod auf den Fersen. Denz sucht daher nach einem Heilmittel - und stößt während seiner Reise auf einen spanischen Verbündeten, der unwissend genau dieses Schicksal teilt.
Was wir und die beiden zu Beginn noch nicht ahnen: Ihre Auftraggeber sind ebenfalls verflucht, missbrauchen das jedoch für Machtspielchen. Denz de Bayle und Esteban Noviembre kämpfen fortan Seite an Seite für das Gute und ihre Seelen - wahlweise auch im Splitscreen-Koop. Die Geschichte ist - vor allem aufgrund des mittelalterlichen Szenarios - durchaus vielversprechend und düster inszeniert. Die ellenlangen Videoschnipsel nerven allerdings schon nach kurzer Zeit, da sie die Missionen und somit den Spielfluss unterbrechen - wenn überhaupt so etwas wie ein Spielfluss zustandekommt. Die Story ist zwar interessant, aber wirr erzählt und aus wenig nachvollziehbaren Versatzstücken zusammengeschustert. Häufig lauscht man einfach nur dem Gefasel und wartet, bis endlich der nächste Kampf beginnt.
Immerhin sind es doch die Kämpfe, die ein Ritterspiel ausmachen. In The Cursed Crusade geht es szenariotypisch blutig zur Sache. Denz de Bayle und Estaban Noviembre schlachten sich durch Scharen von Gegnern, wobei auch der ein oder andere Kopf rollt. Im Kampf steht uns ein beachtliches Waffenarsenal von über 130 Ein- und Zweihandwaffen zur Verfügung, die sich mitunter sogar kombinieren lassen. Egal ob wir uns für Kurz- oder Langschwert, Säbel, Armbrust, Axt und Kolben oder einer Mischung daraus entscheiden, einen Unterschied macht das keinen. Jeder kann sich auf die Waffen konzentrieren, die ihm am meisten Spaß macht. Nette Idee: Eine Anzeige informiert uns jederzeit über den Verschleiß der Waffen. Wer keine fremden Knüppel aufklaubt, steht seinem Feind schnell mit einer gebrochenen Lanze gegenüber.
Es spielt keine große Rolle, ob wir die Kopf-, Rumpf- oder Beinpartie eines Gegners treffen, obwohl dementsprechende Schlagmanöver im Menü verzeichnet sind. Fiese Genickbrecher oder Kettenkombos gelingen ohnehin nur selten, weil wir einfach nicht wissen, in welchem Zeitfenster welche Tasten gedrückt werden müssen. Außerdem schwingt der Held unerträglich träge seine Klinge schwingt und vertut sich in langwierigen Animationen, während der wir ganz in Ruhe von einem Gegner umgedroschen werden.
Wer trotzdem gewinnt, verteilt die Siegpunkte für abgeschlossene Missionen sowie Bonusaufträge auf fünf unterschiedliche Bereiche, etwa Stärke für kraftvollere Hiebe oder Konstitution für eine längere Lebensleiste. Dennoch: Die ergatterten Zähler kann man sich in der Regel sparen, denn Blockbrecher und clevere Kontermanöver muss man erst auf höheren Schwierigkeitsgraden beherrschen. Auf leichter und mittlerer Stufe reicht stumpfes Draufhauen vollkommen.
Und so kloppen wir uns Gegnergruppe für Gegnergruppe durch die zwar hübschen, aber menschenleeren Städte des Mittelalters. Ab und zu biegen wir in eine Seitengasse ein und halten Ausschau nach Schatztruhen, das war's dann aber auch schon mit der Bewegungsfreiheit. The Cursed Crusade setzt ausschließlich auf überschaubare Schlauchlevel, die sich zudem kaum voneinander unterscheiden. Burgen, Burgtürme, Burgbrücken, Burgstädte - als ob es im Mittelalter nichts anderes gegeben hätte...
Eine gelungene Abwechslung ist der Fluchmodus: Auf Knopfdruck wandern wir ins Jenseits, wo uns infernalische Hörner wachsen und die Flammen der Hölle die Kulissen in loderndes Rot tauchen. Derart mutiert kloppen wir Feinde flott aus den Stiefeln und erhalten im Verlaufe der Geschichte nützliche Fähigkeiten. So inspizieren wir etwa Gemäuer und entdecken Schwachstellen, um uns einen Weg durch verschüttete Areale zu bahnen. Später können wir uns gegenseitig heilen und Feuerbälle verschießen, mit denen wir rastlose Seelen läutern. Währenddessen nagt der Tod kontinuierlich an unserer Gesundheit, der Dimensionssprung sollte daher mit Bedacht eingesetzt werden. Leider hält sich der Ideenreichtum der Entwickler in Grenzen. Das höchste der Gefühle sind kleine Schalterrätsel und Türmechanismen. Dabei bietet sich gerade die Paralleldimension eigentlich für weit pfiffigere Knobelpassagen an. Auch diesbezüglich verschenkt The Cursed Crusade viel Potenzial.
Aber der Templerausflug krankt auch einfach an gravierenden Spielfehlern. Während einer Eskortmission etwa müssen wir zwei Ritter beschützen, die ächzend eine Balliste karren. Das dauert seine Zeit und natürlich stürzen sich derweil massenweise Gegner auf das Geschütz. Zwischendurch öffnen wir Stahltore, damit unsere Helfer ungehindert passieren können. Kurz vor Missionsende jedoch, nach einer halben Stunde schweißtreibender Gefechte, marschieren die beiden einfach durch das letzte Gatter - mitsamt der bleischweren Steinschleuder. Eigentlich hätten wir uns über Umwege auf die gegenüberliegende Seite kämpfen und von dort aus den Mechanismus betätigen sollen. So aber glaubt das Spiel, die Eskorte sei bereits im nächsten Areal - und wir hängen im letzten Stadtteil fest. Wie gut, dass es an automatischen Speicherpunkten mangelt und wir die Mission direkt neuladen dürfen...
Dass einem während der fünf langen Story-Kapitel überwiegend Einfallslosigkeit begegnet, wäre nur halb so schlimm, würde die Technik stimmen. Aber The Cursed Crusade enttäuscht mit einer matschig-grauen Optik und kargen Texturen. Den Animationen fehlt es an Geschmeidigkeit und in den Schlachten metzeln wir ausschließlich Ritterklone. Einzig die deutsche Vertonung nebst Soundtrack überzeugt, obwohl sich die Sprachfetzen in den Zwischensequenzen gerne mal überschneiden. Viele Szenenschnitte wirken falsch oder werden von Aussetzern geplagt und die Mimik der Figuren gleicht einem Puppentheater. Dem Spiel hätte ein Jahr mehr Entwicklungszeit sicher geholfen. Im jetzigen Stadium erinnert der vierte Kreuzzug allenfalls an einen müden Theaterauftritt mit Amateurstatisten, dem bestenfalls ausdauernde Actionfans mit historischem Interesse Beifall klatschen. Immerhin macht das Metzeln zu zweit deutlich mehr Freude.