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Telling Lies

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Sam Barlow ist zurück mit einer weiteren FMV-Geschichte im Stile von Her Story und er macht es uns nicht leicht, in seinem neuen Thriller die richtigen Antworten zu finden.

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FMV-Spiele sind in diesem Sommer mit neuem Futter zurück. Erica wurde überraschend auf der Gamescom vorgestellt und wenig später folgt das neue Spiel von Sam Barlow, der versucht an seinen Überraschungserfolg Her Story aus dem Jahr 2015 anzuknüpfen. Es ist leicht zu erkennen, dass es derselbe Entwickler ist, da Barlows neues Spiel viele Ähnlichkeiten mit seinem Vorgänger aufweist und sich gleichzeitig auf ganz eigene Art und Weise entwickelt. In Her Story mussten wir alte Polizeiinterviews durchforsten, um eine Geschichte zu vervollständigen, aber Telling Lies ist etwas anders, obwohl wir immer noch vor einem Desktop sitzen und uns alte Videodateien anschauen. Dabei handelt es sich diesmal jedoch um eine Mischung verschiedenster Dateisätzen, wie aufgezeichnete Videoanrufe, heimlich gefilmte Diskussionen und vieles mehr.

Um das ganze Material zu durchsuchen nutzen wir ein Computerprogramm, mit dem wir nach Begriffen in den registrierten Untertiteln suchen können. Auf diese Weise beginnen wir langsam damit, spezielle Zusammenhänge zu erkennen. Man hört einer Person zu, bemerkt bestimmte Begriffe und sucht nach ihnen, wodurch sich das Mysterium langsam aufdeckt. Mit der Zeit ergeben Aussagen Sinn und es entsteht ein klareres Bild, allerdings zieht sich durch Telling Lies keine eindeutige Geschichte.

Stattdessen haben wir ein riesiges Netz an Informationen, das die verschiedenen Hauptfiguren umgibt. Die treibende Kraft dahinter sind die Aktionen von David, dem bärtigen Gentleman, den ihr unten seht. Wir werden kein Wort über die Geschichte verlieren, denn das Aufdecken des Mysteriums ist Telling Lies' Stärke. Verbunden sind die einzelnen Stränge aber natürlich trotzdem direkt oder indirekt miteinander. Es ist eine überzeugende Show aller beteiligten Schauspieler und man bekommt ein Gefühl der Intensität, je tiefer man in die Geschichte eintaucht. Ihr müsst allerdings beachten, dass ihr immer nur eine Seite des Gesprächs anhört.

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Wir erleben die Geschehnisse von Telling Lies in beliebiger Reihenfolge, schließlich kann uns ein gut entdeckter Hinweis direkt zur Auflösung führen, dabei aber viele Fragen über den Hergang offen lassen. All das hängt letztlich von den Begriffen ab, nach denen wir suchen, denn selbst wenn ein gutes Keywort zu einem vielversprechenden Fund führen sollte, wird nur eine bestimmte Anzahl an Videos angezeigt. Übrigens endet das Spiel nach einer Weile automatisch, die Credits seht ihr also in jedem Fall.

Viele der Clips mögen belanglos sein, wie das Lesen einer Gutenachtgeschichte oder Pärchen-Flirts, aber es geht ja schließlich auch darum, wichtige von unwichtigen Hinweisen zu unterscheiden - ein bisschen so, wie bei Return of the Obra Dinn eben. Ihr macht euch eure eigenen Schlussfolgerungen und sollt rätseln, wohin die Verschwörung geführt hat und wie alles zusammenhängt. Barlow selbst bietet in dieser Hinsicht so gut wie keine Hilfestellungen an. Wenn ihr etwas nicht versteht, dann braucht ihr mehr Filmmaterial, bis ihr endlich einen Eindruck habt.

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Es gibt außerdem eine nützliche Lesezeichenfunktion, mit der man zu gesetzten Markierungen Zurück- oder Vorspulen kann. Außerdem zeigt uns das Material an, wenn wir etwas bereits gesichtet haben, was beim Ordnen der Quellen ungemein hilft. Möglicherweise benötigt man zum Lösen auch ganz klassisch Stift und Papier, weil in einem Gespräch natürlich mehrere interessante Dinge angemerkt werden können. Das gilt besonders bei den vielen Akteuren in der späteren Phase.

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Trotz dieser Leistungen ist die Geschichte von Telling Lies an sich nicht gerade revolutionär, zumindest hat es mich jetzt nicht umgehauen, als die Teile zusammenfielen und wir die Abfolge der Ereignisse realisierten. Es gibt Enthüllungen und dramatische Momente, aber wir fühlten uns ein wenig unterfordert, als wir das Rätsel gelüftet haben und der Abspann vorüber war. Was uns beim Spielen außerdem aufgefallen war, hängt mit dem Filler-Material zusammen. Das hilft nämlich nicht unbedingt dabei, dass die Charaktere menschlicher wirken oder ihre Motive nachvollziehbarer erscheinen. Es ist halt da und soll uns von der richtigen Lösung abhalten. Wir hätten es schöner gefunden, wenn es mehr optionale Details gegeben hätte, die etwas zur Geschichte beitragen.

Telling Lies ist ein gutes FMV-Spiel, bei dem man mit dem eigenen Gehirn die richtigen Teile zusammensetzen muss. Es ist nicht ganz so einfach, auf Barlows Lösung zu kommen, doch der Entwickler hat genügend Hinweise zurückgelassen, damit wir die Fäden selbst zusammenknüpfen können und zu einem zufriedenstellenden Ende gelangen. Ganz eifrige Ermittler werden noch das eine oder andere Detail finden, außerdem erwarten uns ein paar Rätsel, bei denen uns nicht die Hand gehalten wird. Fans von Her Story werden sicherlich gut unterhalten.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
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Ein weiterer interessanter Kniff im FMV-Genre. Es ist interessant, die Fäden selbst zusammenzuknüpfen.
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Das Durchsuchen von Videos kann mühsam sein.
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