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Tales of Berseria

Tales of Berseria

Ein Vampir-Dämon-Hybride als Anti-Heldin macht das Rollenspiel von Bandai Namco zu etwas besonderem

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Machmal sind die ersten Stunden eines Spiels vielversprechender als der tatsächliche Rest. Tales of Berseria bietet die für ein Standard-Rollenspiel einzigartige Perspektive aus der Sicht des Schurken, aber kann das Tempo nicht aufrecht halten, leider. Velvet ist ein Frau mit tragischer und persönlicher Geschichte. In den ersten Stunden verwandelt sie sich vom normalen Dorfbewohner in jenen Vampir-Dämon-Hybriden in unpraktischer Kleidung, den man vom Cover des Spiels kennt. Das Anti-Helden-Label ist stark und viele ihrer Beweggründe passen besser zu einem Schurken als zum klassischen Rollenspiel-Antagonisten. Die Hauptgeschichte um Rache bringt Velvet in unterschiedliche Gebiete, während ihre Crew immer größer wird.

Die Story wird mit ihrem merkwürdigen Tempo und den vielen Wegwerf-Dialogen nach dem starken Start schnell holperig. Nett sind die gut gezeichneten Anime-Clips, aber die meiste Zeit wird die Geschichte mit Zwischensequenzen vorgetragen, die mit der Game-Engine erstellt wurden. Es gibt also viel Gelaber mit statischen Figuren - und das dauert gerne länger, als einem lieb ist.

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Die Grenze zwischen Tragödie und Komödie wird in Tales of Berseria ständig überschritten.
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Die Geschichte um Betrug, die Erschaffung neuer Götter und die klerikale Polizei bieten einen interessanten Hintergrund für die Action. Die Wendungen halten einen wach, auch wenn das Spiel an anderen Stellen stockt. Die Figuren basieren auf japanischen Erzähltraditionen. Es gibt den Samurai-Schwertkämpfer, die unschuldigen Jungs mit Kindergesichtern, die zynischen Antihelden und so weiter. Nach dem schockierenden Anfang bewegt sich Velvet ein wenig im Kreis, aber nicht lange. Die manchmal sehr lustige Erleichterung erscheitn in Form von Magilou, jener Hexe, deren Interaktion mit den ernsteren Mitgliedern der Gruppe sehr unterhaltsam ist.

Die Grenze zwischen Tragödie und Komödie wird in Tales of Berseria ständig überschritten. Wer japanische Spiele kennt, sollte das gewohnt sein. Für andere könnte genau das auch schnell zu viel werden. Auch das nette Anpassungssystem der Spielfiguren kann die Emotionen stören, etwa dann, wenn eine der Figuren ein echt albernes Fellkostüm in einem besonders tragischen Moment trägt.

Die vielen, vielen Kämpfe gegen die typischen Fantasy-Monster finden in Echtzeit statt. Das Kombo-lastige System erlaubt Kämpfe, die gegen unterlegene Gegner nur wenige Sekunden dauern, aber sich bei härteren Nüssen auch hinziehen können. Jedem Knopf sind eine Reihe von Schlägen zugeordnet. Tastatur und Maus sind als Steuerungsoption am PC auch möglich, aber wenig intuitiv und können nicht mit dem Controller mithalten. Die Kombos lassen sich mit Soul Breaks noch verstärken, halten das Momentum und enden mit einem besonders mächtigen Spezialschlag. Dazu kommen Charaktere, die sich von der Seitenlinie ins Kampfgeschehen einmischen, zudem Blocks und Ausweichmanöver und vieles mehr.

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Die ersten Stunden geht es ziemlich linear zu, dann öffnet sich die Spielwelt - die allerdings nur eine riesige Leere zu bieten hat.

Die Kämpfe haben vielleicht viel Ebenen, aber sie hängen stark von den Werten ab und verbessern das monotone Knöpfchen-Drücken nicht wirklich. Manche Attacken scheinen auch völlig andere Gegner zu treffen als den anvisierten. Tales of Berseria wirkt dadurch manchmal wie ein Prügelspiel, aber eines ohne Finesse und smoothes Gameplay. Das neue Final Fantasy XV bekommt die Echtzeitkämpfe da doch deutlich natürlicher hin. Optisch hinkt das Spiel ebenfalls hinterher. Es sieht aus wie ein Werk der letzten Konsolengeneration - mit verwaschenen Texturen, Standardbeleuchtung und Gebieten ohne Details und ohne besondere Architektur. Die Figuren selbst strotzen vor Persönlichkeit, auch wenn die technischen Aspekte nicht mithalten können. Immerhin startet das Spiel fix und man muss nicht ewig auf Ladebalken starren.

Das Nutzer-Interface nervt. Die Waffen und Fähigkeiten zu vergleichen ist frustrierend und manche Texte müssen gescrollt werden, obwohl viel freier Platz zur Verfügung steht. Die ersten Stunden geht es ziemlich linear zu, dann öffnet sich die Spielwelt - die allerdings nur eine riesige Leere zu bieten hat. Die vielen Dungeons sind öde und labyrinthartig aufgebaut, während die offenen Felder gedankenlos mit einfachen Gegnern gesprenkelt sind, damit man was zum Leveln und Sammeln hat. Das Sammelzeug und die Schatzkisten sind genauso verteilt - man rennt also von einer Sackgasse in die nächste, um das Glitzerzeug einzusammeln. Hier wäre eine gute Gelegenheit für ein paar Dialoge gewesen, statt sie stattdessen so störend zu präsentieren.

Der Anfang von Tales of Berseria ist vielversprechend, aber das sechszehnte Spiel kann das Tempo nicht halten. Die Story ist dank des neuen, dämonischen Blickwinkels ganz ansprechend. Die Figuren sind gut geschrieben und gesprochen - sowohl auf englisch als auch auf japanisch. Die Kampfmechaniken sind tiefgründig, aber basieren zu sehr auf den Werten und weniger auf Fingerfertigkeit. Die hunderte oder tausende Gegner machen nicht unbedingt Spaß, aber das soll nicht heißen, Tales of Berseria wäre ein schlechtes Spiel. Der nächste Teil muss aber seine Last-Gen-Ästhetik und alte Mechanik abschütteln, um mithalten zu können -und besser noch echte Innovationen bieten.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
interessante Story, spannende Protagonistin, kaum Ladezeiten, schöner Editor für Figuren
-
veraltete Grafik, sich wiederholende und langweilige Kämpfe, schwaches Leveldesign
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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