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Tails of Iron

Tails of Iron

Odd Bug Studio hat ein wunderschönes Soulslike mit einer Ratte in der Hauptrolle geschaffen, das von kleineren Problemen geplagt wird.

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Anthropomorphe Tiere sind schon häufig zu Protagonisten von Videospielen geworden, aber an eine Ratte (keine Maus!) kann ich mich jetzt ehrlich gesagt nicht erinnern. Tails of Iron ist ein stylisches Soulslike, das genau diese so missverstandenen Nagetiere ins Rampenlicht rückt. Das 2D-Abenteuer, das von Doug Cockle (der englischen Stimme von Geralt von Riva) vertont wird, ist mit einem tollen Bilderbuchstil ausgestattet und es hat einige Ideen, die dem Titel dabei helfen, im dicht besiedelten Genre der Action-Plattformer aufzufallen.

In Tails of Iron übernehmen wir die Rolle vom Rattenkönig Regi, den es nach Rache dürstet. Regis Krönung ist weniger glorreich verlaufen als gedacht, denn seine Leute wurden von einer Froscharmee abgeschlachtet und seitdem liegt unser Königreich in Trümmern. Wir müssen das Land wiederaufbauen und nach unseren zwei vermissten Brüdern suchen (ein Koch und ein Schmied), die seit dem letzten Angriff verschollen sind.

Interessanterweise kommt die Geschichte ohne Dialoge aus. Es gibt nur den Erzähler und die Kreaturen, denen wir begegnen - und die geben einfache Pfeifgeräusche von sich. Statt langen Gesprächen sehen wir während in Konversationen kleine Bilder in Sprechblasen, die uns das Gesagte erahnen lassen. Diese Bildsprache lässt die tierischen Darsteller noch niedlicher wirken und es ergibt ja auch gar keinen Sinn, dass eine Ratte wie ein Mensch spricht.

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Manche Waffen eignen sich besser für bestimmte Gegnertypen, deshalb müsst ihr eure Ausrüstung immer wieder an das jeweilige Gebiet anpassen.

Hinter der niedlichen Fassade lauert aber wie gesagt ein Soulslike und dementsprechend hart sind die Kämpfe. Ihr solltet die Bewegungen eurer Widersacher immer genau im Auge behalten und auf die drei mit unterschiedlichen Farben gekennzeichneten Angriffe achten: Eine Ausweichrolle nutzt man für die roten, unblockbaren Gefahren, die gelben Attacken sollten idealerweise pariert werden und die weißen Angriffe müssen wir mit unserem Schild blocken. Das klingt machbar, aber es wird kompliziert, sobald mehrere Gegner, die alle auch noch eigene Angriffs- und Bewegungsmuster haben, gleichzeitig angreifen.

Im Gegensatz zur Souls-Reihe, gibt es in Tails of Iron keinen Ausdauerbalken und deshalb könnt ihr so viel mit eurem Schwert herumfuchteln, wie ihr wollt. Das Entwicklerteam hat die limitierende Komponente bewusst weggelassen, damit sich die Spieler*innen auf ihre Gegner und nicht auf einen kleinen Balken konzentrieren. Eure gesammelten Seelen lasst ihr zwar nicht am Ort eures Ablebens zurück, aber das bedeutet nicht, dass euer Tod ungestraft bleibt. Genau wie in Hollow Knight sind überall Bänke verteilt und nachdem man stirbt, kehrt man dorthin zurück. Zudem sind sämtliche Fortschritte und alle gefunden Ausrüstungsgegenstände, die wir seit dem letzten Checkpoint erreicht haben, im Falle des Spielertodes verloren.

Die stilisierte 2D-Grafik hinterlässt ehrlich gesagt gemischte Gefühle, denn in den späteren Kämpfen wird es ganz schön eng auf dem Bildschirm und man übersieht schnell etwas vermeintlich Tödliches. Gleichzeitig hat die Ansicht aber viele Details, denn jede einzelne Ebene wurde sorgfältig von Hand erschaffen. Es ist auch sehr charmant anzusehen, wie unsere Gegner aus dem Hintergrund auftauchen, wenn sie am Zug sind.

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Regi legt sich mit den fiesen Fröschen an, die sein Königreich verwüstet und seine Untertanen gefressen haben.

In Tails of Iron gibt es keine spezifischen Klassen und ihr könnt mit eurer Ausrüstung frei experimentieren. Jedes Item hat zwei Werte: Gewicht und Angriff, bzw. Verteidigung. Ihr könnt als schwerfälliger Tank oder als agiler Kämpfer unterwegs sein und das ist auch schon alles, worauf ihr wirklich achten müsst. Die Wahl der Waffe spielt eine wichtige Rolle, denn jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Speere können schnell angreifen, während Äxte mit einem Hieb mehr Schaden austeilen.

Mit eurem Setup werdet ihr immer wieder experimentieren, denn mit dem Holzschwert vom Anfang des Spiels kommt ihr nicht weit. Wenn ihr Bosse besiegt, Nebenmissionen abschließt und neue Gebiete erkundet, werdet ihr bessere Ausrüstung finden und im Level aufsteigen. Manche Waffen sind besser für bestimmte Gegnertypen (wie Käfer oder Frösche) geeignet, deshalb müsst ihr eure Ausrüstung immer wieder an das jeweilige Gebiet anpassen.

Ich habe Tails of Iron auf der Nintendo Switch gespielt und während meiner achtstündigen Spielzeit sind mir leider einige Bugs aufgefallen. Das Spiel ist zweimal abgestürzt und in hektischeren Momenten geht die Framerate in die Knie. Einmal ist während eines Bosskampfes plötzlich der Soundtrack verschwunden, was natürlich nervig ist. Meinen Spielfortschritt habe ich dadurch aber nicht verloren, das ist doch etwas.

Vielleicht hätte meine Wertung ein wenig großzügiger ausfallen können, aber einige der Bugs waren unübersehbar. Auf der Switch gibt es technische Probleme und die 2D-Kämpfe laufen nicht mehr rund, wenn zu viele Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind. Trotzdem hatte ich eine tolle Zeit mit Tails of Iron, denn die Kämpfe lassen Raum für Experimente und die Bilderbuchoptik ist eine wahre Augenweide. Ich hoffe nur, dass das Spiel auf anderen Plattformen etwas besser läuft.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
visueller Bilderbuchstil ist großartig, flexibles Ausrüstungssystem, herausfordernder Kampf.
-
technische Probleme, 2D-Perspektive erschwert visuelle Hinweise.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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