Manchmal finden Entwickler ja genau den richtigen Namen für ihr Spiel. Ein Titel, der bereits genau beschreibt, worum es eigentlich geht. Doodle Jump ist ein Beispiel dafür. Es setzt sich aus den Wörtern "Gekritzel" und "Springen" zusammen. Ganz ähnlich verhält es sich mit Steamworld Dig: "Dampfwelt Bohrer". Wir sind der Dampfroboter Rusty und befinden uns mit anderen Robotern in einer gebeutelten Minenstadt. Und um das Geheimnis der alten Mine des verschwundenen Onkels zu lüften, werden wir selbst zum Bergarbeiter. Das ganze ist eingebettet in eine Westernatmosphäre, in der wir der einsame Reiter sind - das Grundgerüst steht also.
Steamworld Dig spielt sich wie eine mächtig aufgemotzte Version des Klassikers Dig Dug in einer Roboterwelt. Es bleibt zwar alles in 2D, aber statt einfach nur geschickt zu buddeln und alle Kristalle einzusammeln, geht es diesmal tiefer. Aufgeteilt ist das Spiel in drei Welten, wobei jede für einen sehr langen Minenschacht steht. Diese drei sind alle miteinander verbunden und erst wenn wir das Ende eines Schachtes erreicht haben, können wir den nächsten betreten. Jeder Schacht besitzt wiederum drei größere Nebenräume, in denen wir meist etwas erledigen müssen, bevor es weiter nach unten geht. Wie in Dig Dug stürzen auch hier Kristalle, Gegner und ähnliches nach unten, wenn wir den Untergrund entfernen. Die regulären Gesteinsbrocken allerdings können auch einfach frei in der Luft hängen. Wer Dig Dug nicht kennt, für den ist wahrscheinlich eine Ameisenfarm ein passende Veranschaulichung des Spielprinzips.
Beim Bundeln müssen wir aufgrund der Tiefe aufpassen, dass wir immer noch einen Weg zurück an die Oberfläche finden. Fallen wir beispielsweise durch einen Hohlraum, erreichen wir das Loch hoch oben nicht mehr und können uns an der Seite auch keinen Weg nach oben graben. Einen Stein über uns können wir zwar noch abtragen und unser Roboter beherrscht einen eleganten Wandsprung, aber seinen Bohrer kann er dabei nicht nutzen. Geschickt planen wir unseren Abstieg also Schicht für Schicht, ziehen viele Zwischenebenen ein und wagen uns nur vorsichtig nach unten. Für den schnellen Auf- und Abstieg gibt es einen geraden Schacht, der alle Ebenen verbindet. Hier rutschen wir vorsichtig an der Wand nach unten, um nicht zu hart aufzuprallen.
Unser Held hat eine Lampe als auch eine Leiste für Lebensenergie und Wasser. Ist die Lampe alle und wir finden keine Bonusgegenstände, die ihre Leistung wieder regeneriert, müssen wir zurück an die Oberfläche klettern. HIer füllt sich die entsprechende Leiste dafür automatisch auf. Die Funktion der Lebensenergie ist selbsterklärend und das Wasser wird für besondere Fähigkeiten verwendet. Wäre dies ein Rollenspiel, würden wir so wohl Magieleiste nennen. Die große Besonderheit von Steamworld Dig ist nämlich, dass wir den kleinen Racker mit einer Vielzahl von Verbesserungen ausstatten können, die uns helfen. Das oben beschrieben Vorgehen kennzeichnet nämlich tatsächlich nur den Anfang des Spiels. Mit jeder neuen Fähigkeit, die wir nach und nach freischalten ändern sich Spielmechaniken. Sie sind der eigentliche Leckerbissen des Spiels.
Irgendwann ist es uns egal, aus welcher Höhe wir herunterstürzen, wir lernen härtere Gesteinsschichten zu zerstören, lernen einen Supersprung und vieles mehr. Zu viel will ich an dieser Stelle gar nicht verraten, weil es die Überraschung zerstört. Tatsache ist, dass wir vom puren Entdecken des Spiels in den erst zwei Stunden, in einen relativ behäbigen zweiten Abschnitt kommen. Gegen Ende aber nimmt Steamworld Dig so viel Fahrt auf, dass wir mit einem richtig breiten Grinsen vor dem 3DS hocken und uns ziemlich mächtig fühlen - obwohl es wirklich nur Kleinigkeiten sind, die wir lernen. Natürlich geht noch immer nicht alles automatisch, aber wir haben im Verlauf des Abenteuers ja nicht nur neue Eigenschaften hinzugewonnen, sondern sind auch geschickter geworden. In Kombination ergibt sich daraus ein wirklich erhabenes Gefühl.
Müsste man Steamworld Dig in Genres einordnen, es wäre eine Bergbau-Simulation, ein Puzzlespiel, aber vor allem ein Action-Adventure. Das Verbessern unseres Charakters, das Aufstufen von bestimmten Fähigkeiten, es ist eigentlich das wesentliche spielerische Grundelement. Es gibt Parallelen zu Metroid, aber eigentlich ist es am Ende dabei viel zu sehr etwas ganz Eigenes. Zumindest sind die Spielmechaniken eigentlich ziemlich klassisch, aber die Verpackung recht modern. Trotzdem es nur Download-Titel für schmale 8,99 Euro ist, gehört es zu den besten Spielen für den Nintendo 3DS.
Das die Handlung rund um Rusty ziemlich dünn ist, stört dabei nicht. Zumindest die Mischung aus Western und Blechroboter ist charmant. Die Präsentation ist liebevoll, die musikalische Musikuntermalung allerdings etwas dröge. Schade ist lediglich, dass der Wiederspielwert sich lediglich auf die abschließe Bewertung bezieht. In einem zweiten Durchlauf wird wohl weniger Zeit benötigt und auch die Zahl der Tode reduziert. Ansonsten aber bleibt es dasselbe Spiel. Rund sieben bis acht Stunden sehr gut Unterhalten zu sein, ist aber auch schon viel wert. Steamworld Dig ist jedenfalls ein hervorragendes Beispiel dafür, warum Besitzer des Handhelds durchaus ab und zu einen Blick in den Eshop werfen sollten. Diese Perle würde ihnen sonst entgehen.