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Socom 4: Special Forces

Socom 4: Special Forces

Krieg ist nicht gleich Krieg, das mussten alteingesessene Socom-Fans während der Multiplayer-Beta des vierten Teils lernen. Denn Socom 4: Special Forces spielte sich im Mehrspielermodus so rasant und explosiv wie nie zuvor und verriet damit seine eigenen Wurzeln. Nun haben wir die US Navy Seals auch durch die Solokampagne gescheucht - und sind dabei auf die verloren geglaubte Taktikkomponente gestoßen.

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Dennoch geht es größtenteils brachial zur Sache. Im fiktiven Kriegsszenario von Socom 4: Special Forces zetteln südostasiatische Truppen eine blutige Revolution an, die nur der Anfang eines weltweit drohenden Konflikts zu sein scheint. Und obschon die militanten Rebellen anfangs noch nicht den Eindruck erwecken, entwickeln sie sich schnell zur anwachsenden Bedrohung. Daher schlüpfen wir auch in die Haut eines besonders abgebrühten Raubeins, das schon alle Gräuel gesehen zu haben glaubt und vor einem Kampfeinsatz selten Fragen stellt: Cullen Grey, geborener Anführer und mies gelaunter Haudegen. Der perfekte Held also, um sich mit kiloschweren Patronengurten durch Feindhorden zu ballern.

Das klappt zu Beginn des Spiels sogar erstaunlich gut. Doch spätestens in der zweiten Hälfte der Solokampagne kommen wir ohne Unterstützung nicht weiter. Denn die Feinde sind oft weitläufig in den Levels verteilt, nutzen klug jegliche Deckungsmöglichkeiten und fallen einem ständig in die Flanke. Gut, dass wir uns unsererseits hinter Autowracks, Schutt und Zäunen verschanzen können. Das garantiert jedoch keine körperliche Unversehrtheit, denn die Deckung hält dem Feindfeuer nicht lange Stand. Holzfassaden splittern, Mauern bröseln und Pkw explodieren. Gänzlich eingeebnet werden kann das Terrain in Socom 4: Special Forces aber nicht - da hat die Battlefield-Konkurrenz weitaus mehr zu bieten.

Um gegen die Gegnerscharen eine Chance zu haben, dürfen wir die Kontrolle über zwei Soldatenduos übernehmen. Die verfügen über ihre eigenen Stärken und Vorlieben und müssen dementsprechend klug eingesetzt werden. Team Blau etwa setzt bei der Waffenwahl auf Schrotflinten und Bombenpäckchen im Nahkampf, während Team Gelb mit Schalldämpfern und Scharfschützengewehren die erste Wahl für verdeckte Einsätze ist. Mittels Tastendruck befehlen wir den direkten oder zeitverzögernden Angriff. Halten wir die linke (bzw. rechte) Taste des Steuerkreuzes gedrückt, werden Feinde markiert. Erst wenn wir das Kommando geben, eröffnen die Teams das Feuer. Das kann hilfreich sein, wenn wir uns einem Krisengebiet nähern und das Schlachtfeld aus der Deckung heraus inspizieren. Denn oftmals zahlt sich überlegtes Handeln und strategisches Routenplanen weit mehr aus als blindes Vorwärtsstürmen.

Socom 4: Special Forces
Um gegen die Gegnerscharen eine Chance zu haben, dürfen wir die Kontrolle über zwei Soldatenduos übernehmen. Hier ist Team Blau unterwegs.
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Generell wird vorsichtiges Pirschen großgeschrieben. So platzieren wir unsere beiden Teams an jeweils günstigen Stellen und bewegen uns Stück für Stück durch die geräumigen Areale. Dabei hilft vor allem die üppige Vegetation, die zwar in jedem Level gleich aussieht, aber eine optimale Tarnung bietet. Daher laufen, hocken oder kriechen wir größtenteils durch dichtes Blattwerk und nehmen Feinde aus dem Verborgenen aufs Korn. Das mag sich langweilig anhören, ist es aber nicht.

Denn die gelungene - wenn auch überwiegend lineare - Levelarchitektur erlaubt eine taktische Optionsvielfalt. Beharken wir die fünf Soldaten auf der Brücke vor uns frontal mit Granaten, überraschen wir sie mit einem kühn geplanten Hinterhalt oder schleichen wir uns lautlos entlang eines Abflussrohres vorbei? Attackieren wir eine Feindstellung hinterrücks, während unsere Begleiter Sperrfeuer geben, oder kesseln wir sie gleichzeitig mit vereinter Kraft ein? Das Ausprobieren unterschiedlicher Vorgehensweisen sorgt für wendungsreiche Gefechte, auch dank der zum Großteil funktionierenden Künstlichen Intelligenz.

So helle und motiviert wie die Gegner sind unsere vier Kumpanen indes nicht. Die agieren zwar durchaus nachvollziehbar und sehen Widersacher besser als ein Adler mit Fernglas, stehen aber mitunter stoisch in der Gegend herum und fangen sich eifrig fremde Projektile ein. Oder sie vermiesen die eigene Schlachtfeldstrategie, indem sie Feuerkommandos ignorieren, an Umgebungsobjekten hängen bleiben oder umherirrend durchs Gebüsch hoppeln. Das nervt, zumal die Speicherpunkte und Munitionscontainer häufig auf sich warten lassen.

Socom 4: Special Forces
Generell wird vorsichtiges Pirschen großgeschrieben. Dabei hilft vor allem die üppige Vegetation.
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Doch das Sterben gehört bei Socom 4: Special Forces ebenso zum Alltag wie die gelegentlichen Trial & Error-Passagen. Manchmal will der sorgfältig im Kopf gewälzte Überraschungsangriff einfach nicht klappen. Schuld tragen dann die Gegner, die uns noch durch Wände hindurch beobachten und mit einem unermüdlichen Einsatz von Granaten zur Kapitulation zwingen. Glücklicherweise halten sich diese Frustmomente in Grenzen.

Konträr zu den heftigen, aber spannenden Ballereien stehen die verdeckten Nachteinsätze, während der wir den Protagonisten wechseln und auf lautlosen Sohlen unterwegs sind. Hier schalten wir Feinde mit einem perfiden Tötungsangriff oder schallgedämpften Waffen aus, schleichen uns von A nach B, beobachten, warten. Werden wir entdeckt, endet die Mission. Wenn nicht, bläst uns schon eine einzige Salve das Licht aus. Daher locken wir Feinde mit geworfenen Patronenhülsen und umgehen Stützpunkte im Schuz der Nacht. Eine eigens für diese Einsätze eingeblendete Anzeige informiert uns stets darüber, wie gut wir zu hören respektive zu sehen sind. Ferner werden unsere Kontrahenten auf der Karte eingezeichnet. Die bedächtigen Schleichmissionen spielen sich sehr defensiv, aber nicht minder spaßig als die Action-Einlagen.

Überhaupt: die Action! Im vierten Serienableger kracht und rumst es an jeder Ecke. Seien es entzündliche Ölfässer, explodierende Vehikel, detonierende Sprengkörper oder auch einstürzende Brückenpfeiler - hier gibt‘s effektvoll in Szene gesetzte Scharmützel, die dazu noch unheimlich gut aussehen. Vom Bombast eines Crysis 2 oder auch eines Call of Duty: Black Ops ist der Taktikeinsatz zwar noch ein Stück entfernt, die etwas magere Klangkulisse profitiert aber vom Krawallfaktor. Apropos Profit: Je öfter wir unsere beiden mitgeführten Waffen verwenden, desto höher steigen wir im Waffenrang. Dadurch schalten wir zusätzliche Magazine, stabilere Waffenläufe oder andere Extras frei. Vor jeder Mission muss dann neu entschieden werden, ob wir lieber mit modifizierten Knarren ins Gefecht ziehen oder eine neue Flinte ausprobieren.

Socom 4: Special Forces
Das Sterben gehört bei Socom 4: Special Forces ebenso zum Alltag wie die gelegentlichen Trial & Error-Passagen.

So oder so: Der Waffenfortschritt hat keinen Einfluss auf den Onlinemodus. Und der kann sich mit einer Fülle unterschiedlicher Figuren- und Waffenmodelle auf jeden Fall sehen lassen, vor allem, da sich auf den aus der Kampagne entlehnten Karten ganze 32 Spieler tummeln. Allerdings haben spätestens die Netzwerkgefechte mit Taktik oder gar Teamplay nichts mehr am Hut. Dafür fehlt es an Lobbies, unterschiedlichen Klassen oder einem Team-Commander. Woran es hingegen nicht mangelt, ist Tempo: Aufgrund der nur zehnminütigen Runden spielt sich Socom 4: Special Forces im Multiplayer rasanter als seine Vorgänger. Und da soll noch mal einer sagen, Krieg bleibe immer gleich.

Das erhöhte Tempo steht dem Spiel ausgezeichnet und dank des knackigen Schwierigkeitsgrades bringt auch die regenerierende Gesundheit die Balance nicht in Gefahr. Dazu haben die Entwickler ordentlich an der Action-Schraube gedreht, ohne jedoch die taktischen Elemente zu sehr zu beschneiden. Für Puristen mag der vierte Teil im Herzen aber dennoch kein richtiges Socom mehr sein, da wird vermutlich auch die breitgefächerte Modusauswahl des Multiplayers nichts ändern. Aufgrund der wendungsreichen Geschichte, den abwechslungsreichen Schauplätzen und nicht zuletzt der opulenten Präsentation, wird es das Spiel aber nicht schwer haben, eine (neue) Fanbasis zu erschließen.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Knallharte Gefechte in abwechslungsreichen Schauplätzen mit alternativen Pfaden, fantastische Grafik, rasanter Multiplayer
-
KI-Aussetzer, Trial & Error-Passagen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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