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Salary Man Escape

Salary Man Escape

60 bis 80 Stunden pro Woche für den Arbeitgeber aufopfern, damit das japanische Wirtschaftswunder rennt - so einen armen Mann muss man doch befreien!

Ein Salary Man ist im japanischen Geschäftsleben ein nimmermüder Büroangestellter, der den Großteil seines Lebens der Firma opfert, für die er nicht selten 60 bis 80 Stunden pro Woche arbeitet. Nicht umsonst hat der Tod durch Überarbeitung ein eigenes Wort in der japanischen Sprache: Karoshi. Und auch aktuell macht dieses Thema im fernen Nippon Schlagzeilen, denn es wurden unlängst Gesetze erlassen, um die Ausbeutung der Arbeitskräfte in humanere Schranken zu verweisen. Doch die jahrzehntealte Schaffenskultur, die unter anderem das fernöstliche Wirtschaftswunder ermöglich hat, lässt sich nicht von heute auf morgen aus den Köpfen verbannen.

Grund genug, sich der Sache aus einer eher humorigen Richtung anzunehmen. Im PSVR-Titel Salary Man Escape ist es die Aufgabe des Spielers, einen gesichtlosen Bürohengst zu befreien, der im sehr stilisierten Look des Spiels als schwarze Silhouette mit roter Krawatte auftritt. Zwischen ihm und dem Ausgang befindet sich ein aus bauklötzchenartigen Blöcken bestehender Parcours, den das Männchen selbsttätig Richtung Ausgang durchschreitet, sobald ein einigermaßen ebener Weg existiert.

Und um diesen zu bahnen, gibt es rote Elemente, die der Spieler verschieben kann. Die Steuerung erfolgt dabei entweder mit einem normalen Dualshock-Controller oder einem Motion Controller. Letzteres macht dabei bedeutend mehr Spaß, da man die Levels wie in Minority Report mit ausladenden Bewegungen verschieben und rotieren lassen kann, während man die roten Steine einfach „anfasst" und wegschiebt. Beim Spielen mit dem normalen Controller fragt man sich hingegen, wieso dieses Spiel überhaupt in VR ist. Denn ebensogut könnte man es bei dieser Steuerungsmethode in 2D spielen. Was übrigens von Entwicklerseite gar nicht mal dumm wäre, denn mit einem VR-losen Modus würde man sicherlich noch einige Käufer mehr finden.

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Spaß macht das Spiel nämlich auf jeden Fall, was nicht zuletzt am charmanten Drumherum liegt. Jedes der insgesamt 60 Level hat eine kleine Einführung in Textform, die auf satirische Weise die turbokapitalistische Weltsicht des Arbeitgebers des armen Angestellten zum Ausdruck bringt. Sehr amüsant ist auch der Soundtrack, denn in Disco-Funk-Stücken werden in japanischen und englischen Texten ebenfalls die Lebensumstände der Büroknechte auf die Schippe genommen. Das passt super zum Geschehen und regt zum Mitwippen an, hier und da hat das Spiel auch mal einen herzlichen Lacher auf seiner Seite.

Die sechs Episoden bieten immer wieder neue Elemente. Sowohl verschiedene Arten von Blöcken als auch ganz eigene Mechaniken gibt es, dadurch bleibt der Kopf durchgehend gefordert, auch wenn die Schwierigkeit manchmal schwankend und hier und da eine Portion Glück gefragt ist. Auch auf höchst präzises Timing kommt es an. Hin und wieder gibt es leider auch kleine Bugs, bei denen die eigene Spielfigur hängenbleibt, doch wenn man erst einmal dahinter gekommen ist, wie ein Level zu lösen ist, lässt es sich auch flott nochmal von vorne anfangen. Einige Puzzles haben auch Checkpoints in Form von Kaffeetassen, und in vielen Levels wartet noch eine goldene Münze darauf, unter erschwerten Umständen eingesammelt zu werden. Das stellt dann schon wirklich eine immense Herausforderung dar, und zu allem Überfluss lassen sich mit diesen Münzen noch weitere Level freischalten, die dann die härtesten Nüsse darstellen - und auch das eine oder andere Easter Egg lässt sich finden.

Unterm Strich ist Salary Man Escape eine feine Sache für Rätsel-Fans. Wenn dazu noch ein gewisses Interesse an japanischer Bürokultur vorhanden ist, macht es das Erlebnis noch runder. Interessierte Einsteiger könnten sich beispielsweise zu diesem Thema mal die Serien „Getränk nach dem Bad am Mittag" oder „Line Offline Salaryman" anschauen. Aber auch ohne Hintergrundwissen puzzelt es sich hier angenehm, auch wenn die Präsentation gerne noch einen Tick edler hätte ausfallen können. Vor allem die Soundeffekte sind sehr spärlich und wenig berauschend.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
abwechslungsreiche Puzzles, viele Levels, witzige Seitenhiebe auf japanische Bürokultur, charmante musikalische Begleitung
-
bewusst einfach gehaltene Präsentation ohne Wow-Effekte, vereinzelt hakelige Situationen
overall score
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