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Rambo: The Video Game

Rambo: The Video Game

Es ist das (vermutlich) schlimmste Lizenzspiel, das je das Licht der Welt erblickt hat. Das liegt nicht nur am miesen Sound, der schlimmen Grafik oder dem absurden Gameplay.

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Ich habe viele Fragen, die ich den Entwicklern von Rambo: The Video Game gern stellen würde. Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Wisst ihr, was Unterhaltung bedeutet? Von all den brennenden Fragen, gibt es aber eine, auf die mir auch so gar keine Antwort einfallen will: Was habe ich da eigentlich gerade gespielt?

Klar, das meiste habe ich schon verstanden. Rambo: The Video Game versucht die komplette John-Rambo-Trilogie in mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge als Videospiel zu erzählen. Leider ganz ohne jeden Respekt für das Ursprungsmaterial. Entwickler Teyon dachte sich wohl, dass sich so ein Projekt am besten umsetzen lässt, wenn man jedem Film denselben Spielanteil widmet und das Ganze als Railshooter mit Quicktime-Events aufzieht. Das Genre des Railshooters oder auch Shoot'em'up, wie wir es von den Arcade-Titeln der späten 80er Jahre kennen, ist an sich nicht schlecht, obwohl es aus heutiger Sicht veraltet ist. Alte Spielmechaniken aufleben zu lassen, ist die eine Sache. Die Entwickler haben aber ganz offensichtlich vergessen, dabei auch nur Blick in Richtigung Qualität oder Unterhaltungswert zu werfen. Nach knapp einer Stunde bin ich am Ende. Ich kann nicht mehr. Für diese Kritik wurde ich aber gezwungen, noch ganze fünf weitere Stunden über mich ergehen zu lassen.

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Rambo: The Video GameRambo: The Video Game
Der Tag würde kommen, an dem ich eines dieser wirklich ganz, ganz schlimmen Spiele in Händen halten würde. Doch das hier traf mich ganz unerwartet.
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Anfangs lache ich. Das scheint wohl eine Parodie zu sein, denke ich noch. Die lausige Soundqualität, die zum Himmel schreiend lächerlichen Zwischensequenzen und die unglaublich schlechten Quicktime-Events passen einfach zu perfekt zum schlimmsten Albtraum eines jeden Videospielers. Das erinnert an Hot Shots, nur mit Rambo! Während der Eröffnungssequenz kichere ich innerlich über den traurigen Sound und die absurden Versuche, einen Film zu entspinnen. Was für eine unglaublich lustige Parodie auf Lizenzspiele und die Probleme der Spieleindustrie, denke ich mir immer noch durch und durch optimistisch.

Was für eine großartige Idee das ist, die Stagnation der Spieleindustrie zu verdeutlichen, indem man die schlimmsten Elemente der Arcade-Shooter verwendet. Dann werden wir zu Beginn unseres Abenteuers auch noch von tausenden Klon-Gegnern angegriffen, in einem Dorf, das maximal 20 von ihnen unterbringen könnte. Wie clever es ist, die Einfallslosigkeit der Branche zu unterstreichen, indem man das Ganze mit einem fürchterlich langweiligen Kampfsystem unterlegt, um zu sagen: Konzentriert euch nicht auf unnütze Features, sondern darauf, den Kern des Spiels zu verbessern! Doch auch Quicktime-Events werden nicht verschont. Der Kritik an dieser geistlosen Design-Entscheidung werden gleich zwei komplette Kapitel gewidmet, die auch eben nur solchen bestehen. Zwanzig Minuten voller Knopfdrücken zur rechten Zeit, wobei der kleinste Fehler zum Tod und Neustart am letzten Checkpoint führt. Oh, es ist ja eine so clevere Parodie.

Doch nein! Erst jetzt erkenne ich, wie naiv ich die ganze Zeit war. Wie konnte ich annehmen, die Entwickler hätten auch nur den leisesten Hauch von Humor, Kreativität, Ambition oder Selbstdistanz. Langsam aber sicher wird mir bewusst, dass irgendwo da draußen ein Entwickler saß und an dem gearbeitet hat, was ich hier gerade durchleiden muss. Und das ist eine merkwürdige Offenbarung. Irgendwer hatte mehr als zwei Jahre seines Lebens mit dem verbracht, was ich jetzt als eines der schlimmsten Spiele bezeichnen würde, die ich jemals spielen musste. Klar, ich habe normalerweise auch eben diese Spiele vermieden, die bereits von allen gehasst wurden. Aber ich wusste auch: Der Tag würde kommen, an dem ich eines dieser wirklich ganz, ganz schlimmen Spiele in Händen halten würde. Doch das hier traf mich ganz unerwartet.

Rambo: The Video Game
Es wurde versucht, die komplette John-Rambo-Trilogie in mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge als Videospiel zu erzählen. Leider ganz ohne jeden Respekt für das Ursprungsmaterial.
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Im Gegensatz zu dem furchtbaren, aber immerhin extrem ambitionierten X Rebirth entdeckt man in Rambo: The Video Game weder Ehrgeiz noch Seele oder auch nur den geringsten Verdacht, der darauf schließen lassen könnte, dass die Entwickler uns unterhalten oder begeistern wollen. Die Soundqualität, und ich bin mir nicht sicher, ob man das Wort "Qualität" in diesem Kontext überhaupt verwenden kann, stammt aus derselben Ära wie die Spielmechanik. Vieles für die Grafik wurde wohl auch gleich von den Filmen übernommen. Ich würde tippen, die Entwickler haben dafür den Film in der schlechtesten Videoqualität irgendwo illegal runtergeladen. Was soll ich sagen? Es passt immerhin zur PS2-Ästhetik.

Stellt euch jetzt noch drei bist vier Minuten der grausamsten, schlimmsten Zwischensequenzen vor, gefolgt von fünf Minuten der furchtbarsten Quicktime-Events und zehn Minuten uninspirierten Schießens und ihr habt eine ungefähr Vorstellung von Rambo: The Video Game. Mit später Einsicht war es sicher eine gute Entscheidung der Entwickler, "The Video Game" mit in den Titel zu packen. So verwechselt die Zielgruppe das Spiel nicht versehentlich mit fiesen vietnamesischen Foltermethoden.

Der beste Rat am Ende ist: Denkt nicht eine Sekunde, nicht einmal flüchtig darüber nach, dieses Spiel zu kaufen. Vergesst, dass es überhaupt existiert. Verdrängt jede Information, die ihr zu Rambo: The Video Game erhaltet. SOFORT! Verschenkt es nicht an langweilige Verwandte und nehmt es nicht an, wenn es euch kostenlos angeboten wird. Rennt schreiend davon, wenn ihr es seht! Es besteht natürlich immer noch die Chance, dass ich mich völlig in Rambo: The Video Game getäuscht habe. Vielleicht ist es doch die weltbeste Satire. Vielleicht ist es ein kritisches Meisterwerk und ich bin einfach zu dumm, das zu kapieren. Vielleicht. Oder es ist eines der vielleicht schlimmsten Lizenzspiele aller Zeiten. Ich würde vom Gefühl her auf Letzteres tippen.

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Rambo: The Video Game
01 Gamereactor Deutschland
1 / 10
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keine Mikrotransaktionen
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mieser Sound, schlechtes Gamedesign, katastrophale Story, veraltete Grafik, schlimme Steuerung, unglückliche Animationen, amateurhafte Präsentation
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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