Die beiden beliebten Helden treffen sich auf neutralem Boden, denn es geht ins geheimnisvolle Labyrinthia. In der kleinen, mittelalterlichen Stadt scheint es ganz eigene Regeln zu geben, die für uns eher sonderbar erscheinen. Hier verfolgt man noch Hexen, glaubt an Magie und vor allem an vorherbestimmtes Schicksal. Eine wichtige Rolle spielen hierbei der Schöpfer und sein Buch, in dem alle Geschichte über den ungewöhnlichen Ort verfasst sind. Immerhin aber können die beiden trotzdem ihre besonderen Talente nutzen. Layton und Luke lösen Rätsel, während Wright und Maya vor Gericht glänzen. Im Laufe der Geschichte verschwimmen die Grenzen ein wenig, auch wenn sie immer sichtbar bleiben.
Dazu gehört beispielsweise, dass wir im Gericht einen anderen Stil erleben als außerhalb von Prozessen. Aus der Ace Attorney-Reihe kennen wir die sich ständig wiederholenden und übertriebenen Gestiken und natürlich auch dem ausgestrecktem Zeigefinger. Neu ist allerdings, dass die Hinweismünzen aus den Layton-Spielen ebenfalls als Hilfe zum tragen kommen. Sie geben entscheidende Tipps, wenn wir nicht genau wissen, wo und womit wir im Kreuzverhör ansetzen sollen. Im Gegenzug hat das Entwicklerteam den Wimmelbild-Charakter der Layton-Reihe deutlich erleichtert. Wir sehen vor dem Betreten eines Ortes direkt, ob es versteckte Rätsel oder unentdeckte Hinweismünzen gibt. Die Vereinfachung der beiden Mechaniken sorgt für einen besseren Spielfluss und ist damit eine großartige Demonstration des jeweils anderen Konzepts, ohne dabei jene vor den Kopf zu stoßen, für die das alles neu ist.
So lange ist es übrigens noch gar nicht her, dass wir die letzte Reise mit Professor Layton angetreten sind. Aber wenn wir es genau nehmen, dann ist das neue Spiel auch nur eine Art Rückblende. In Japan nämlich ist Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney bereits seit eineinhalb Jahren erhältlich, während der Abschluss der zweiten Trilogie innerhalb weniger Monate nach Europa gebracht wurde. Gleiches gilt auch für Phoenix Wright, der erst im letzten Jahr seine letzten Ermittlungen abgeschlossen hat - und das gleich weltweit. Da sich die Titel aber inhaltlich nicht aufeinander beziehen, ist dieser Umstand eigentlich auch gleich wieder zu vernachlässigen. Jedoch ist es interessant, dass einige Spielhilfen offenbar speziell für das Crossover entwickelt wurden, aber abschließend nicht in die Hauptserie eingeflossen sind.
Auch hinsichtlich der Präsentation gibt es einen Mix aus beiden Welten. Am wichtigsten ist wohl zu erwähnen, dass dieses Adventure nicht nur großartige Zwischensequenzen im typischen Anime-Stil beinhaltet, sondern auch eine sehr gelungene deutsche Text- und Sprachausgabe bietet. Hier hat Nintendo sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, um die Geschichte rund um das märchenhafte Labyrinthia richtig zu erzählen. Wie viel Arbeit das tatsächlich gewesen sein muss, lässt sich auch am Umfang ablesen. Mit weit über 20 Stunden Spielzeit ist dieser nämlich fast überwältigend und trotzdem spannend bis zum Schluss. Außerdem hat Nintendo bereits angekündigt, dass es zusätzliche, kostenlose Download-Inhalte geben wird.
Wie für beide Reihen üblich, ist die Handlung mit ihren sonderbaren Figuren oft witzig, aber an einigen Stellen auch ernst und manchmal sogar traurig. Da wir vier Protagonisten haben, rücken die restlichen Charaktere etwas in den Hintergrund, was aber nicht bedeutet, dass wir auf interessante Geschichten rund um Labyrinthia verzichten müssen. Es ist beeindruckend, wie viel Tiefe tatsächlich in dem Abenteuer steckt und wie erwachsen es an einigen Stellen ist. Die Zusammenarbeit zwischen Level 5 und Capcom hat offensichtlich gefruchtet. Es ist beiden Teams gelungen, den Geist der Serien in ein gemeinsames großes Abenteuer zu packen.
Der ungewöhnliche Schauplatz ist es, der ein paar für beide Reihen ungewöhnliche Elemente mit sich bringt. Mit Zauberbüchern arbeitet man schließlich nicht jeden Tag. Und so ist die Erfahrung auch für jene erfrischend, die Phoenix Wright und Professor Layton bereits gut kennen. Beide Spiele können wahrlich voneinander profitieren, wenngleich wir uns hier und da auch über ihre typischen Schwächen ärgern. Die Rätsel sind teilweise lahm oder schlecht erklärt. Die Beweisführung wiederum ist streckenweise unlogisch, wenn wir nicht auf die richtige Reihenfolge achten. Aber unter dem Strich ist es ein herausragendes Abenteuer, dass den Anhängern beider Serien großartige Unterhaltung bietet und hoffentlich auch neue Freunde hinzugewinnt.