Irgendwie lässt der Name des Spiels schon vermuten, dass es nicht zu ernst dabei zu geht. In Octodad: Dadliest Catch spielen wir einen liebenden Vater, fürsorglichen Ehemann und Oktopus. Letzteres ist auch genau der Knackpunkt. Wahrscheinlich niemand würde das verstehen und ein solches Lebewesen in der Gesellschaft ernsthaft akzeptieren. Und genau deswegen soll natürlich keiner herausfinden, dass wir kein Mensch sind. Der Plan ist also zu versuchen, uns so gut wie möglich in den Alltag zu integrieren, ohne aufzufallen.
Das besondere an dem Spiel von Young Horses ist, dass sie diese Tatsache nicht übermäßig übertreiben oder besonders hervorheben. Inhaltlich Octodad: Dadliest Catch geht es darum ganz normale Tätigkeiten durchzuführen. Spielerisch müssen wir dafür akrobatische Meisterleistungen vollbringen und auch im Kopf eines beisammen haben. Ein bisschen fühlt sich die Steuerung wie die schlichte Übung an, bei der wir uns den Bauch in der einen Richtung streicheln und gleichzeitig versuchen auf dem Kopf in der entgegengesetzten Richtung eine Kreisbewegung zu vollführen.
Vier schleimige Tentakel sind nämlich völlig autark voneinander steuerbar. Und wenn wir damit versuchen bestimmte Aufgaben zu erledigen wird das unfreiwillig immer komisch. Schon die erste Szene bei unser Hochzeit ist zum Brüllen, weil wir unbeabsichtigt Tische und Buffet verwüsten. Ganz nüchtern betrachtet mag das natürlich langweilig herüberkommen, aber der ganze Humor entfaltet sich in dem Augenblick, in dem wir uns dieser absurden Situation bewusst werden, in der wir uns befinden. Ein Oktopus will heiraten und wir rammeln durch die Kirche, als wären wir völlig besoffen.
Unser Oktopus hat übrigens nicht einmal ein menschliches Kostüm. Es gehört zu Spiellogik, dass wir uns einfach vorstellen müssen, dass niemand weiß, dass wir eigentlich ein Meeresbewohner sind. Und je länger wir uns mit Octodad: Dadliest Catch desto lustiger werden all die eigentlich relativ normalen Situationen wie das Öffnen von Türen oder Kaffee kochen. Irgendwann öffnen wir den Schuppen, in dem der Rasenmäher sein soll und sehen einfach nur einen Haufen Bälle. "Das machen die doch mit Absicht", denke ich und ahme dabei unterbewusst Bernd das Brot nach. Es ist einfach großartig.
Als Bonus gibt es einen Koop-Modus, in dem zwei Spieler unterschiedliche Tentakel bewegen können. Das potenziert den Wahnsinn noch einmal deutlich. Dabei sollten wir aber natürlich nicht vergessen, dass die Handlung durchaus auch ernsthafte Momente hat, denn wir als Außenseiter probieren auch nur irgendwie dazu zu gehören. Vielleicht ist es auch das, was Octodad: Dadliest Catch aus der Masse hervorstechen lässt. Obwohl es nicht sonderlich schwer ist, bietet diese Physik-Simulation einen hohen Unterhaltungswert.
In einer Zeit, in der selbst ein Ziegensimulator ein breites Massenpublikum erreicht, ist Octodad: Dadliest Catch eigentlich noch eine ziemlich normale Erfahrung. Obwohl die Grafik jetzt nicht sonderlich herausragend ist, so ist das Spiel ansonsten hervorragend umgesetzt und sorgt bereits nach ein paar skeptischen ersten Schritten für drei Stunden Spaß. Ganz nüchtern betrachtet mag der Titel vielleicht zu abwegig erscheinen und zu wenig klassischen Spielspaß bieten. Wer sich aber fallen lassen kann, der muss aufpassen, dass er vom Lachen keinen Krampf bekommt.