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Nintendo Switch Lite

Die Switch Lite wird das Standardmodell als dedizierte Handheld-Konsole ergänzen und damit vielleicht sogar den Nintendo 3DS in den Ruhestand schicken.

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Seit Monaten verbreiten sich im Internet Gerüchte über zwei mutmaßliche neue Nintendo-Switch-Modelle, obwohl die Hardware erst 2017 erstmals gestartet wurde. Insider und Annahmen über aktuelle Markttrends sehen eine Hardware-Überarbeitung zur Mitte eines Produktzyklus voraus, allerdings waren die Meinungen gespalten. Ein Teil der Quellen sprach von einem leistungsfähigeren Modell, viele andere von einem minimalistischen und leichteren Modell. Zu Beginn des Sommers stellte das in Kyoto ansässige Unternehmen mit der Switch Lite eine neue, kleinere und kompaktere Version ihrer Technik vor. Das Gerät ist speziell für den portablen Modus entwickelt worden und wir haben es uns diese Woche genauer ansehen dürfen.

Im Gegensatz zu ihrer "großen Schwester", die in der eigenen Vielseitigkeit zwischen Heimkonsole und tragbarer Plattform den größten Mehrwert erreicht, ist die Lite ein Produkt, das vor allem mit Flexibilität punktet. Sie richtet sich an ein Publikum, das von der Switch etwas anderes erwartet, als es viele aktuelle Spieler auf dem Hybriden tun. Um herauszufinden was genau das ist, haben wir diese Woche das Büro von Nintendo Italien besucht und konnten eines der brandneuen Geräte in die Hände bekommen, dessen Einführung für Freitag, den 20. September, erwartet wird. Nach einer Stunde scheint es fast unmöglich, das Potenzial der neuen Technik nicht zu erfassen. Die Lite ist keine "unvollständige" Version der ursprünglichen Plattform, sondern ein absolut eigenständiges Produkt, das gar nicht beabsichtigt, die Switch zu ersetzen. Stattdessen werden Handheld-Gamer angesprochen, die den Nintendo 3DS vermissen, aber nicht auf Switch-Spiele verzichten wollen.

Nintendo Switch LiteNintendo Switch Lite
Die Switch Lite punktet mit Flexibilität und Mobilität.
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"Kompakt" war der erste Gedanke, den wir hatten, nachdem wir das neue Nintendo-Gerät in die Hand nahmen. Das Teil ist federleicht und dank der deutlich reduzierten Abmessungen (20,8 cm breit und 9,14 cm hoch) ist die Lite gerade im Vergleich zur Standard-Switch um einiges komfortabler. Die kleine Hülle enthält einen frischen Akku, der für längere Spielsitzungen sorgen soll, während der Betrieb leise geregelt wird. Außerdem konnten wir im Handheld spielen, ohne die Hände verkrampfen zu müssen - das geschieht häufig mit dem Originalmodell. Obwohl die Konsole gleich dick (oder tief) ist, ermöglicht das geringere Gewicht von nur 277 Gramm (anstelle von 399 Gramm bei der normalen Switch) in Kombination mit der perfekt abgerundeten Form dem Benutzer, das Gerät besser zu greifen und es komfortabler in den Händen zu halten. Die Integration der Joy-Cons in den farbigen Körper (es gibt übrigens drei verschiedene Farben - Gelb, Grau und Türkis) ist elegant und raffiniert gelungen, und es passt gut zum Bildschirm. Der ist zwar etwas kleiner ist, als bei der klassischen Switch (5,5 Zoll im Vergleich zu 6,2 Zoll in der Originalversion), dafür aber auch heller.

Bei den Bedienelementen gibt es einen kleinen Unterschied zur Standard-Nintendo-Switch und das erinnert vielleicht am ehesten an den Nintendo 3DS: es gibt jetzt ein D-Pad. Da die Joy-Cons nicht von der Konsole getrennt werden und daher nicht als eigenständige Mini-Controller verwendet werden können, muss der Joy-Con nicht mit den Tasten Y, X, B, A und ausgestattet werden. Infolgedessen hat Nintendo das beliebte Steuerkreuz wiederhergestellt. Damit haben wir direkt einige Nintendo-Spiele ausgetestet, darunter Super Mario Odyssey, Mario Kart 8 Deluxe und Super Mario Maker 2 - und es lief alles toll. Die neue Konsole ist vollständig mit den alten Spielen kompatibel - was auf der normalen Switch läuft, kann auch auf der Lite gezockt werden. Aus dieser Sicht gibt es also keine Unterschiede zwischen den beiden Modellen.

Was uns hingegen überraschte, war die Spielerfahrung von Super Mario Odyssey. Vielleicht erinnert ihr euch; beim Spielstart wird man auffordert, die Joy-Cons von der Hardware zu trennen, da dieser Modus ein natürlicheres und optimaleres Erlebnis bietet (insbesondere wenn man Cappy verwendet). Mario Odyssey ist natürlich ganz normal im portablen Modus spielbar, diese Anzeige und weitere Tutorial-Meldungen tauchen aber auch auf der Lite immer wieder auf. Das ist nur eine Kleinigkeit, die Nintendo mit einem schnellen Patch beheben kann, aber sie könnte neue Nutzer verwirren und wirkte ein wenig merkwürdig.

Nintendo Switch LiteNintendo Switch Lite
Die Hardware ist kleiner, leichter, leiser und lässt sich besser in der Hand halten.
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Die Spiele funktionieren aber genauso, wie auf der Nintendo Switch und auch beim etwas kleineren Bildschirm ist das Spielen zu zweit absolut machbar, da das Bild auf dem Screen besonders scharf wirkt. Ihr fragt euch, wie man zu zweit an einer Konsole spielt, wenn die Controller fest mit der Konsole verbunden sind? Man muss zwei externe Joy-Cons (oder mehr) manuell an die Lite anschließen. Im Koop besteht ein grundsätzlicheres Problem, da die Konsole auf den hinteren Stand verzichtet, den man beim Originalmodell noch ausklappen konnte. Im Tablet-Modus kann die Switch Lite also nicht verwendet werden - außer wir lehnen sie irgendwie an eine Wand.

Diese Erkenntnis hat uns dabei geholfen zu verstehen, welche Art von Publikum Nintendo wirklich mit dieser Konsole erreichen möchte: Spieler die Nintendo-Erlebnisse zu Hause ausschließlich im portablen Modus genießen. Einige mögen argumentieren, dass genau das das Konzept hinter der 2017 veröffentlichten Hardware ist, aber hier wird die Diskussion subtiler: Die Switch Lite möchte den Platz des Nintendo 3DS - der wahrscheinlich kurz nach dem Start dieser Plattform in den Ruhestand gehen wird - einnehmen. Die Lite bietet die gleiche Grafikqualität und Leistung, wie die originale Hybridkonsole bei niedrigerem Gewicht und mehr Komfort. Es ähnelt eher einem klassischen Nintendo-Handheld, stemmt aber die aufwändige Software.

Nintendo Switch LiteNintendo Switch Lite
Wer zusammenspielen will braucht mindestens ein Paar zusätzliche Joy-Cons, die manuell verbunden werden.

Ein weiterer Mehrwert ist der niedrigere Preis der Switch Lite (229,99 Euro) im Vergleich zum Originalpreis (329,99 Euro). Vielleicht überzeugt der schmalere Geldbeutel einige Eltern oder Jugendliche, auf die Spielekonsole zu sparen. Die Kinder haben nicht nur eine leichtere und bequemere Variante, sie müssen auch nicht am Fernseher spielen - diese Option fehlt nämlich komplett. Es ist weiterhin problemlos möglich, online zu spielen (ein Abonnement beim Dienst "Nintendo Switch Online" ist jedoch zusätzlich erforderlich) oder mehrere Switch-Modelle lokal im gleichen Netzwerk miteinander zu verbinden. Während unseres Tests haben wir mehrere Plattformen miteinander verbunden, um Mario Kart 8 zu spielen, und die Qualität blieb im Vergleich zu dem, was wir auf der normalen Switch sahen, unverändert.

Wird die Switch Lite die klassische Switch in den Ruhestand schicken? Garantiert nicht. Wird die Lite den Nintendo 3DS ausrangieren? Höchstwahrscheinlich ja. Da es keine HDMI-Eingänge und keine geeignete Dockingstation für die Lite gibt, ist es klar, dass die Absicht des Modells darin besteht, ein Publikum anzusprechen, das Mobile Gaming zur obersten Priorität gemacht hat. Basierend auf dem, was wir bisher von dem Modell gesehen haben, müssen wir zugeben, dass Nintendo dieses Ziel wirklich erreichen könnte. Trotz einiger anfänglicher Zweifel, die von Nintendo eindeutig ausgeräumt wurden, bestreiten wir nicht, dass wir von dieser Miniaturversion von Switch beeindruckt waren. Die starke Software der normalen Version läuft auf einem vielseitigen und komfortablen System, das man aber nicht mehr an den TV anschließen kann. Zusätzlich zu den drei bereits erwähnten Farben wird die Plattform ab dem 8. November auch in einer Sonderedition "Zacian & Zamazenta" mit elegantem Pokémon-Design in Cyan und Magenta erscheinen, begleitet von Pokémon Schild/Schwert.

Nintendo Switch LiteNintendo Switch Lite
08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
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griffige Form, leicht und hochwertig, Software ist kompatibel
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kein Klappständer auf der Rückseite, kein TV-Anschluss möglich
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