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Murdered: Soul Suspect

Murdered: Soul Suspect

Airtight schickt uns auf die Suche nach unserem eigenen Mörder. Dabei bekommen wir es nicht nur mit verzweifelten Geistern zu tun, sondern auch mit bösen Dämonen.

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Das erste Mal kam ich durch das 2010 erschiene Dark Void mit dem Entwickler Airtight Games in Berührung. Der Third-Person-Shooter zeigte damals eine deutliche Orientierung zum Comic Rocketeer. Vermutlich ist das Cover heute bekannter als das Spiel selbst, doch es war ein nettes Kunstwerk über einen Abenteurer, der mit seinem Jetpack durch die Gegend düste. Das starke Konzept wurde leider nur mäßig umgesetzt.

Das Studio bewies aber, dass sie Stil, Grundstimmung und Genre auch besser aufeinander abstimmen können. 2012 erschien mit Quantum Conundrum nämlich ein lustiges, farbenfrohes Geschicklichkeitsspiel. Hier passte das Gameplay wunderbar zum Konzept. In diesem Jahr kommt nun Murdered: Soul Suspect, ein Third-Person-Adventure, das ganz im Zeichen eines mysteriösen Mordes steht. Die Auswahl des Adventure-Genres suggeriert schon, dass sich die Entwickler einen weiteren Schritt vorwärts wagen, um eine großartige Idee mit dem passenden Gameplay zu kombinieren.

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Murdered: Soul SuspectMurdered: Soul Suspect
Wesenlos hängt der Protagonist Ronan O'Connor in der Zwischenwelt fest und muss seinen eigenen Mord aufklären.
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Airtight versinnbildlicht den bisherigen Lebensweg des Hauptcharakters Detective Ronan O'Connor ganz wunderbar, nämlich durch Tattoos auf seinem Körper. Sein Körper ist ein Teppich, eine Autobiographie, die uns alles darüber verrät, wo O'Connor war und was er getan hat. Als sich die Kamera um ihn herum dreht, sind die Tattoos erst deutlich, dann verdeckt und verändern sich schließlich. Noch bevor wir seine Welt betreten, haben wir das Gefühl, ihn zu kennen.

Dabei betreten wir Ronans Welt, als er diese sie gerade verlässt. Als er aus dem Fenster gestoßen wird von jenem Serienkiller, den er gerade zu schnappen versuchte, bemerkt er, dass ihm dasselbe Schicksal droht wie eins Patrick Swayze in Ghost. Wesenlos hängt er nun in der Zwischenwelt fest und muss seinen eigenen Mord aufklären. Ganz so leicht ist das nicht, denn hinter seiner Seele sind dämonische Jäger her. Doch nur, wenn er das Mysterium löst, kann er durch die leuchtenden Pforten gehen und seine ermordete Frau in die Arme schließen, die den Weg bereits gefunden hat.

Es ist ein Krimi, in dem die Beweise die Geister längst verschwundener Objekte sind. In Gesprächen mit Verdächtigen machen wir von unserer Fähigkeit Gebrauch, Körper zu besetzen und Gedanken zu lesen. So beeinflussen wir auch die Unterhaltung selbst. Die gewonnenen Erkenntnisse bringen uns der richtigen Spur immer näher. Oft aber müssen wir erkennen, dass die meisten unserer Klienten genauso tot sind wie wir. Die Hauptgeschichte erweitern die Entwickler mit vielen kleineren Fällen, die optional abgeschlossen werden können.

Murdered: Soul Suspect
Die Regeln für unseren Aufenthalt in der Welt bekommen wir recht schnell präsentiert, nur kurze Zeit nach dem eher unangenehmen Zusammentreffen mit dem Asphalt.
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In seiner Art, Fälle zu lösen, erinnert Murdered: Soul Suspect am ehesten an Quantic Dreams Heavy Rain. Wir müssen die Umgebungen absuchen und nach leuchtenden Objekten Ausschau halten, mit anderen Seelen sprechen oder in die Lebenden hineinhorchen. Die besuchten Orte sind dabei ähnlich kompakt und können nur zu einem begrenzten Teil nach Belieben erforscht werden. Zu Beginn entdecken wir mehrere Stockwerke eines Apartment-Komplexes sowie die angrenzenden Gässchen. Es ist eine kleine Welt, die sich wie ein Korridor zwischen uns und unserem nächsten Ziel erstreckt.

Die Regeln für unseren Aufenthalt in der Welt bekommen wir recht schnell präsentiert, nur kurze Zeit nach dem eher unangenehmen Zusammentreffen mit dem Asphalt. So können viele Gebäude erst besucht werden, wenn die Lebenden ihre Türen dafür öffnen. Also heißt es warten. Immerhin aber schweben wir ansonsten ganz ungehindert durch Menschen, Objekte, Wände und Decken. Ein Durchdringen geisterhafter Objekte ist dagegen nicht möglich. Dazu gehören mehrere Hütten, Fahrzeuge und Boote, die aus der Vergangenheit in die Moderne gespült wurden. Vieles spielt auf die Zeit der Hexenverfolgung an, die später eine größere Rolle in der Story spielen könnte. Diese Objekte sind meinst verbunden mit einigen leichteren Rätseln, die Ronan löst, als er den Schutt der Vergangenheit aus dem Weg räumt.

Das Spiel unterscheidet zwei verschiedene Mechaniken. Zum Einen gibt es die polizeilichen Ermittlungen, zum Anderen müssen Dämonen besiegt werden, die Gebäude heimsuchen in der Hoffnung, ihre Menschlichkeit zurück zu erlangen. Die Dämonen sollten gemieden werden, denn sie haben es auf unsere Seele abgesehen. Darum steht Schleichen auf dem Plan. Durch Wände und Möbel hindurch nähern wir uns ihnen von hinten und schalten sie mit einer kurzen Tastenkombination aus. Besonders aufwendig ist das nicht, aber wir haben auch nur den Anfang des Spiels gespielt. Bisher wirkt es allerdings nicht so, als ob dabei mehr als eine nette Ablenkung von der Polizeiarbeit herauskommen würde.

Murdered: Soul Suspect
Wir müssen die Umgebungen absuchen und nach leuchtenden Objekten Ausschau halten, mit anderen Seelen sprechen oder in die Lebenden hineinhorchen.

Besser sind dafür die Nebenfälle und die Menschen, auf die wir treffen. Die verlockende voyeuristische Natur des Entdeckens und die Probleme des alltäglichen Lebens, die wunderbar die Dualität zeigen zwischen dem, was man sagt und was man eigentlich meint, sind unheimlich interessante Aspekte des Spiels. Da ist der Sportler, der seinen Freund nötigt, eine ordentliche Geburtstagsparty für ihn zu schmeißen. Doch nachdem wir von ihm Besitz ergreifen, erfahren wir, dass ihm ein Abend auf der Couch mit DVD viel lieber wäre. Oder das Pärchen, das sich auf dem Gang unterhält. Sie will eigentlich nur weg und er glaubt, sie seien sich näher, als sie es eigentlich sind.

Und überall dazwischen warten Mysterien auf uns. So sucht ein Mann ein Kind heim, dass ihm, als er noch lebte, irgendwas versaut hat. Im Keller sitzt der Geist einer weinenden Frau, die ihren Körper nicht finden kann und deshalb keinen Frieden findet. Und die Hinweise verdichten sich, dass das ältere Ehepaar einige Stockwerke weiter oben etwas damit zu tun hat.

Um eine Szenerie vollständig zu entschlüsseln, müssen wir immer ein wachsames Auge haben. Die Hinweise sind nämlich nicht ganz so offensichtlich zu finden. Es sind stets nur Brotkrumen, aber durch das clevere Umgebungsdesign gelingt es Airtight, dass wir auch mit logischem Denken weiterkommen und nicht darauf angewiesen sind, dass uns Spiel alles vorgibt. Durch jeden gefunden Hinweis, der im Zusammenhang mit unserem eigenen Mord steht, wird ein Flashback freigeschaltet. Wir sehen etwa den Mörder einen Schrank durchsuchen und einen Mieter das Ganze hinter der Tür beobachten. Allein ihre Körpersprache und Handlungen geben uns Hinweise und helfen uns zu verstehen, was eigentlich passiert ist.

Murdered: Soul Suspect
Obwohl die Charaktere und die Welt eindrucksvoll genug sind, um die Hauptgeschichte interessant zu halten, bleibt die Frage, ob auch die anderen Fälle genug Substanz bieten.

Theorien aufzustellen ist durch die eigene Verstrickung in den Fall nicht ganz leicht. Immerhin wurden wir aus einem Fenster geschmissen. Wir erfahren aber mehr aus der Perspektive des Täters, der am Ende vermutlich jemand sein wird, den wir kennen. Hinzu kommen übernatürliche Elemente, schließlich war das Opfer spiritueller Berater der Polizei. All das gibt Aufschluss über die zukünftigen Ermittlungen.

Um ein Rätsel zu lösen, müssen Hinweise gesammelt werden. Allerdings brauchen wir dafür nicht alle. Auch vorher schon gelangen wir mit Hilfe der Y-Taste zum Eingabebildschirm, wo wir die einzelnen entscheidenden Fakten zu einem Objekt verbinden. Je mehr wir finden, desto mehr Hintergrundinformationen haben wir. Um das Rätsel zu lösen, müssen wir die drei relevantesten Merkmale auswählen. Eine falsche Auswahl hat dabei kaum Konsequenzen. Die Schlussfolgerungen, die nicht relevant genug waren, werden schlicht rot rausgestrichen.

Das ist ein bisschen enttäuschend, auch weil unsere Entscheidung damit an Druck und Aussagekraft verliert. Obwohl die Charaktere und die Welt eindrucksvoll genug sind, um die Hauptgeschichte interessant zu halten, bleibt die Frage, ob auch die anderen Fälle genug Substanz bieten, um die immer gleichen Ermittlungsverfahren nicht ermüdend werden zu lassen. Denn das Lösen allein ist bisher nur bedingt befriedigend.

Airtight Games haben bewiesen, dass sie fähig sind, ein großartiges Konzept wie das von Murdered: Soul Suspect umzusetzen und es mit einer tollen Welt zu verbinden. Der Beginn des Spiels ist vielversprechend. Wir hoffen, dass auch das fertige Spiel im Sommer so gut ist, dass es die Entwickler aus der bisherigen Mittelmäßigkeit heraushebt, die man ihnen die letzten Jahre zugeschrieben hat.

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