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Mit Moss erreicht die virtuelle Realität mal wieder eine neue Dimension - der Niedlichkeit!

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So gut wie jeden Artikel eines größer angekündigten VR-Spiels beginne ich mit der Frage, wo nun endlich der große Systemseller für das Format bleibt. So viel sei schon vorneweg verraten: Moss ist ein wirklich ganz heißer Kandidat - auch wenn das Spiel die Sache von einer ganz anderen Seite angeht.

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Die klassischen Elemente eines 3D-Plattformers mit einer Prise Zelda lassen sich auf Sonys Headset als zauberhafte, neue Spieleerfahrung erleben.

Denn Moss ist quasi ein Märchen zum Mitspielen, in dem wir gleich zwei große Rollen übernehmen: Mit dem Controller steuern wir die kleine Maus Quill durch ihr Abenteuer, gehen ihr aber auch gleichzeitig als übernatürliches Geisterwesen zur Hand, das „der Leser" genannt wird. Denn wir erleben Quills Geschichte durch ein Märchenbuch, das wir in Zwischensequenzen stilecht mit den Händen umblättern. Das Waldreich der kleinen Mäusedame ist in großer Gefahr, denn ein uraltes Übel ist im Begriff, mit seiner Wiederkehr für Unfrieden zu sorgen. Doch wie in den alten Legenden steht den kleinen Tierwesen ein großer Beschützer zur Seite.

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In dieser Rolle betrachten wir das Geschehen wie ein Diorama im Miniaturwunderland, und hier liegt der große Reiz des Spieles, auch wenn damit für Virtual Reality eher ungewöhnliche Pfade betreten werden. Natürlich ist die Idee nicht neu, schon Lucky's Tale brachte als Launchtitel für Oculus Rift ein 3D-Jump'n'Run in die virtuelle Dimension. Doch Quill bietet eine grafische Gestaltung, die um ein vielfaches realer und gleichzeitig fantastisch märchenhaft wirkt. Wir haben das Gefühl, alles anfassen zu können und zu wollen, und durch den frei schwebenden Cursor, der die räumliche Position unseres Controllers wiederspiegelt, können wir dies auch tun. So bewegen wir zum Beispiel Hindernisse aus dem Weg oder lösen diverse andere Aktionen aus, die zum Teil ganz intuitiv begriffen und ausgeführt werden können, ohne dass viele Worte darum gemacht werden. Denn der größte Star des Spieles ist neben dem bezaubernden Weltendesign die kleine Maus Quill, die mit ihren tollen Animationen und ihrer Zeichensprache sofort einen Platz in unserem Herzen gewinnt.

Mit den klassischen Funktionen des Controllers lenken wir Quill und lassen sie hüpfen, mit dem Schwert zuschlagen und ausweichen. Dabei entwickelt das Spiel Parallelen zum ursprünglichen Zelda, im Mittelpunkt stehen aber eigentlich kleine Knobelaufgaben, in denen wir für Quill einen Weg durch die vielen einzelnen Abschnitte der Spielwelt finden müssen. Diese wird allerdings auch von Störenfrieden bevölkert, die bekämpft werden müssen, und dabei können sowohl Quill wie auch der „Leser" auf vielfältige Art agieren. Diese Möglichkeiten selbst herauszufinden, gehört mit zu der charmanten Reise, die Moss bietet.

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Wir haben das Gefühl alles anfassen zu können und merken bald, dass das auch wirklich möglich ist.
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Und damit kommen wir leider auch schon zum größten Kritikpunkt dieses bezaubernden Werkes: Mit 3-4 Spielstunden fällt diese Reise doch recht etwas kurz aus. Ähnlich wie bei „Batman: Arkham VR" ist man vom neuen Spielprinzip total begeistert und bleibt einfach nur mit dem Wunsch nach mehr zurück, wobei man bei Moss allerdings doch etwas mehr Spiel fürs Geld bekommt und sich die Reise insgesamt runder anfühlt - obwohl ein Nachfolger mehr als nötig ist! Eine andere Kleinigkeit, die je nach Empfinden stören kann, sind die Kämpfe, die in der zweiten Hälfte des Spieles schon manchmal in Richtung der Arena- oder Horde-Scharmützel gehen. Hier bietet das Spiel aber mehr Möglichkeiten, als es zuerst den Anschein hat, von daher führt etwas Experimentieren und das Einarbeiten in die Steuerung zum Erfolg.

Am meisten Spaß macht Moss aber, wenn man einfach nur mit Quill auf der Suche nach den zahlreich versteckten Schriftrollen ist. Denn dank VR kann man sich intuitiv in den verwinkelten Dioramen umschauen, bis um die Ecken blicken oder sogar mal aufstehen, um von oben einen besseren Blick auf knifflige Sprungpassagen zu haben. Unser Kopf wird zur Kamera des Spielgeschehens und diese externe Perspektive schafft eine Art Faszination, wie man sie als Kind beim Spielen mit den eigenen selbstgebauten Welten hatte, nur dass in diesem Fall das Medium Videospiel den Treibstoff für diese Fantasie liefert.

Ein wirklich toller Ansatz, der sicherlich nicht jeden VR-Fan gleichermaßen begeistern wird, aber ohne Frage mal wieder zeigt, wie vielfältig die Möglichkeiten der virtuellen Realität auch gerade für die Spiel-Designer sind. Dadurch dürfen wir in Zukunft weiterhin auf ein ganzes Füllhorn von Möglichkeiten gespannt sein - und irgendwann dann auch noch auf diesen einen universellen Systemseller, der vielleicht irgendwo zwischen dem kaum auszuhaltenden Horror von Resident Evil 7: Biohazard und dem zuckersüßen, märchenhaften Charme von Moss liegt.

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Am meisten Spaß macht Moss aber, wenn man einfach nur mit Quill auf der Suche nach den zahlreich versteckten Schriftrollen ist.
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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Fantastische, liebevolle Grafik und Animationen sowie Musik; schöne Rätsel; witzige Interaktionen und Easter-Eggs.
-
Kurze Spielzeit von 3-4 Stunden; teilweise etwas langatmige Kämpfe.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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