Lasst uns die Zeit ins Jahr 2002 zurückdrehen. Samus Aran untersucht eine Raumstation, die von Weltraumpiraten angegriffen wurde, als sich plötzlich der Erzfeind Ridley einmischt. Eine in die Luft gesprengte Station später fliegt Samus runter nach Tallon IV, um die Pläne der Piraten zu durchkreuzen. Dort angekommen, erforscht sie eine fremde Welt mit abwechslungsreichen Umgebungen, wie etwa die höllisch warmen Magmoor Caverns oder den modernen Klassiker Phendrana Drifts. Nur eine knappe Minute später, 2004, versucht sie herauszubekommen, was mit der Forschungsexpedition geschah, die über dem Planeten Aether in einen Kampf verwickelt wurde und landet somit mitten in einem Abenteuer, das alle Dimensionen sprengt. Und im Jahr 2007 wird sie dann gemeinsam mit einem Team Kopfgeldjäger auf einen Auftrag geschickt.
Die Tatsache, drei einzigartige Abenteuer auf ein und derselben Disc zugänglich zu haben, ist ebenso fantastisch wie verwirrend. Man will alle auf einmal spielen, aber muss sich damit zufriedengeben, nach und nach etwas herumzuwechseln. Alle drei Abenteuer sind von ein und demselben Hauptmenü aus erreichbar, in dem man auch die Sicherungskopien wählt und Extramaterial anschaut. Wenn man dann die Spiele startet, beginnen sie direkt, also ohne weitere Startmenüs. Trotzdem stehen einem sowohl der Power-Suit in Metroid Prime als auch der Multiplayer-Modus in Metroid Prime 2: Echoes zur Verfügung.
Eine weitere Veränderung ist, dass wir in allen drei Abenteuern im Laufe des Spiels Bonus-Icons bekommen, genau wie beim System, das es in Metroid Prime 3: Corruption gab und das Achievements ähnelte. Als Belohnung dürfen wir eine Menge Extramaterial anschauen, was für Fans der Serie natürlich spitze ist. Aber das Wichtigste ist natürlich der Controller.
Auch wenn Metroid Prime und Metroid Prime 2: Echoes tolle Spiele waren (wobei der erste Teil vielleicht nicht unbedingt eine glatte Zehn wert war, sondern eher so wie die beiden anderen zwei Spiele eine Neun hätte bekommen müssen), ist allen bewusst, dass die Spiele nicht wegen des Gamecube-Controllers so gut waren, sondern trotz des Controllers. Dass wir die ganze Zeit den Visor festhalten mussten, um uns einigermaßen anständig bewegen zu können, war ein sehr umständlich. Mehr als einmal führte das zu tiefer Frustration. Wir erinnern uns mit Schaudern an die zahlreichen Situationen, als der Visor wollte, dass wir uns ausführlich einen ungefährlichen Bildschirm anschauen, während aufgebrachte Weltraumpiraten tiefe Löcher in unseren Rücken schnitzten. Autsch - und zwar nicht nur einmal.
Das Problem war dann in Metroid Prime 3: Corruption verschwunden, mit der Konsequenz, dass der dritte Teil mit den anderen zwei Spielen mithielt, obwohl er ein schlechteres Leveldesign hatte. Ein bisschen albernes Rumgewedel im Zeichen der Wii ließ sich ertragen, weil es nämlich ab davon die erfreulichste Samus-Steuerung aller Zeiten gab. Mit dem fortgeschrittenen Kontrollsystem waren freie Bewegungen und Zielauswahl möglich. Wer den Visor dann mal blockieren wollte, um sich ganz und gar aufs Ausweichen zu konzentrieren, hate auch damit keine Probleme.
Jetzt wo Metroid Prime 2: Echoes und vor allem das erste Metroid Prime auch den genialen Wii-Controller nutzen, dürfen wir endlich die Alpträume hinter uns lassen, die wir mit dem Gamecube verbinden. Unn stattdessen nur noch genießen. Denn beide Spiele halten immer noch mit Leichtigkeit einen sehr hohen Standard. Metroid Prime ist nach wie vor ein Stückchen besser, vor allem weil es sich am meisten so anfühlt, wie sich Metroid anfühlen soll. Wenn wir in neue Bereiche hineinkommen, müssen wir herumlaufen und alles ganz genau unter die Lupe nehmen, um die Geheimnisse zu enttarnen.
Im Vergleich dazu scheint Metroid Prime 2: Echoes ein bisschen zu gesteuert und es hat ein schlechteres Leveldesign. Andererseits ist die Atmosphäre schön schaurig und genau wie in Metroid Fusion gibt es hier einige astreine Horrorszenen, in denen die Panik nicht etwa langsam angekrochen kommt, sondern einem mit dem Hammer auf den Schädel donnert und dazu laut herumbrüllt. Das Konzept mit wenigen sicheren Zonen in der dunklen Welt ist immer noch einzigartig für die Serie und kreiert einen besonderen Spielstil.
Im Nachhinein, wenn man alle drei Spiele zu den gleichen Bedingungen spielt, macht der erste Teil der Serie den überlegensten Eindruck, die anderen zwei Teile liegen etwas dahinter. Und das heißt, dass wir damals doch die richtigen Punkte vergeben haben.
Sonst noch interessant (aber auch ein wenig tragisch) ist, dass Metroid Prime aus dem Jahr 2002 immer noch besser aussieht als 93 Prozent aller neuen Wii-Spiele. Das Licht ist brutal und viele der Effekte sind immer noch spitzenmäßig. Apropos Effekte: Es fehlen ein paar, unter anderem die Spezialeffekte des Kanonenarms. Weil er sich im Original nicht frei bewegte, stimmten die Animationen nun nicht mehr bei einer frei gesteuerten Armkanone. Der Arm bei Metroid Prime 2: Echoes funktionierte anders, deswegen sind die Effekte heir erhalten.
Metroid Prime 3: Corruption, das ja speziell für die Wii entwickelt wurde, ist noch einen Tick hübscher, aber der Unterschied ist nicht größer als beispielsweise zwischen Halo und Halo 2 - wenn überhaupt. Alle drei Spiele laufen jetzt auch auf Widescreen mit 480 Pixeln Auflösung, was den grafischen Unterschied noch geringer macht, zum Vorteil der Gamecube-Titel.
Die Verpackung ist noch erwähnenswert. Alle Exemplare der Metroid Prime Trilogy werden als "Collector's Edition" bezeichnet. Und ja, das ist wohl vor allem an die Sammler gerichtet, und dass auf der Packung steht, dass wir "die Spiele so spielen sollen, wie es gedacht war" ist wohl auch nicht ganz unlogisch. Aber dass so selbstverständliche Dinge wie "alle drei Spiele auf der gleichen Disc", "neuer Controller" und "16:9 Widescreen-Modus" als exklusives Bonusmaterial angepriesen werden, ist nun doch ziemlich übertrieben. Das einzige, was an dieser Ausgabe tatsächlich exklusiv ist, ist ein klitzekleines gedrucktes Heftchen, das die Handlung zusammenfasst und andeutet, dass sich das Ganze zeitlich nach Metroid: Zero Mission ereignet. Wir bekommen noch nicht einmal eine schicke Metallbox oder Download-Codes für alle vorigen Spiele, oder eine Samus-Puppe in Naturgröße. Pah.
Eines ist nun aber sicher. Wir werden die alten Exemplare der Spiele in Pension schicken. Genau wie wir schon bei der Rezension von Metroid Prime 3: Corruption geschrieben haben (wir zitieren): "Dies ist mit Sicherheit der First Person-Shooter-Controller für die Konsole, der sich am natürlichsten und intuitivsten anfühlt. Das einzige, was wir jetzt noch brauchen, sind ein paar gut gemachte, aufwändige First-Person-Shooter, aber solange keine neuen kommen, können wir ausgezeichnet mit den alten leben."
Wer die Prime-Serie noch nicht gespielt hast, für den ist es jetzt aber höchste Eisenbahn. Und wer sie schon gespielt hat, hat inzwischen sicher vergessen, wie das war und außerdem macht der Wii-Controller sie zu einem ganz neuen Erlebnis. Ein so günstiges Paket mit so viel Spielfreude drin haben wir seit The Orange Box nicht mehr gesehen.