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Mass Effect 3

Mass Effect 3: Die erste Stunde

WARNUNG! Wer wirklich völlig ohne Spoiler und Storyschnipsel in den letzten Teil der Weltraum-Trilogie Mass Effect starten will, sollte das hier nicht lesen. Alle anderen, die ein bisschen was zu Mass Effect 3 wissen wollen, dürfen unsere Eindrücke der ersten sechzig Minuten lesen.

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Als die üblichen Auswahlmöglichkeiten für ein neues Spiel starten, ist da sofort dieser wehmütige Gedanke: Hätte ich doch nur meinen eigenen Spielstand mitbringen dürfen aus Mass Effect 2. Egal. Geht eh nicht, ist nur eine kurze Demo. Maximal 90 Minuten. Also, schnell etwas Hintergrund-Geschichte und die Frage, ob wir eher für die Geschichte oder die Action hier sind beantworten. Diese Frage beeinflusst übrigens erheblich, wie sich das Spiel spielt und welche Teile es für uns automatisch übernimmt. Aber das wisst ihr alle ja bestimmt bereits.

Ein paar Klicks später steht Shepard vor mir. Gemeinsam mit Ashley durchschreitet er einen langen Gang vollgepackt mit Militärs. Shepard wird in eine Ratsversammlung geschleppt, um den Grund für die Stille in den Kolonien der Galaxis zu besprechen. Eine Stille, die nun in Richtung Erde unterwegs ist. Eine Stille, die nur einen Grund hat, von dem man sich wirklich wünscht, man hätte ihn einem Kino erlebt: Die Reaper sind nach Hause gekommen.

DieMächte der Titanen durchbrechen die Wolken und schlagen in der Stadt um uns herum ein. Schockwellen rollen über das Land. Gebäude kollabieren, Glas splittert, Knochen zertrümmern, Fleisch zerreißt und verbrennt. Der Rat wird quasi ausgelöscht. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigt das gleiche Schicksal: Es überzieht jeden Zentimeter der Stadt.

Mass Effect 3
Die Steuerung lernen wir in einer Sequenz auf der heftig getroffenen Erde gegen ein paar fiese Geth.
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Es ist eine Szene wie aus Krieg der Welten und kein bisschen weniger beeindruckend. Wir halten einen Moment inne, um die Zerstörung zu begreifen, bevor wir an der Seite des ergrauten Admiral Anderson einen Wettlauf durch das kollabierende Gebäudes in Richtung Erdgeschoss und U.S.S. Normandy starten. Die Sequenz dient als Tutorial für die Steuerung, während wir Geth-Schwärme bekämpfen und über uns die Reaper riesige Kreuzer am Himmel zerreißen.

Trotz all dieser glühenden Horizont-Explosionen trifft einen die Verwüstung zu Hause durch eine viel ruhigere Szene inmitten des Blutbads - und zwar mitten ins Herz. Ein einsames Kind kauert in einem Entlüftungsschacht einer zerstörten Wohnung. Trotz der Zusicherungen Shepards lehnt der Junge die Hilfe ab. Er weiß, dass Shepard nicht helfen kann. Der Klaviersound drückt ernsthaft auf die Tränendrüsen. Es ist eine Begegnung, die einem noch lange im Hinterkopf herumspukt. Was für eine Eröffnung!

Wir verlassen die Erde an Bord der Normandy, während die Zahl der Todesopfer steigt. Gemeinsam mit Anderson suchen wir eine Lösung. Die brauchen wir - und zwar schnell.

Mass Effect 3Mass Effect 3
Erste Station Mars: In einer Forschungsstation warten Lösungen - und neue Feinde.
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Es lässt uns in einem Dilemma zurück und weiterem Zündstoff für die brennende Frage: Wie will Bioware den Explorationsdrang, der die ersten beiden Spiele so großartig machte, mit der Notwendigkeit ausbalancieren, dass wir das Sterben der Menschheit hier auf der Erde verhindern müssen? Wie soll man so ein ausgedehntes Rollenspiel genießen?

Die Antwort, oder zumindest einen Hinweis darauf, liefert die ersten Hauptmission. Wir landen bei einer Mars-Forschungseinrichtung, um dort nach einer möglichen protheanischen Lösung gegen die Reaper zu suchen. Und entdecken, dass die Mitarbeiter getötet und die Daten vernichtet wurden durch einen Cerberus-Agenten. Das ist ein neuer, mysteriöser Gegner, der die Demo beendet mit einer brutalen Vollbremsung.

Es ist eine kräftige und beeindruckende erste Mission. Allein die Landung außerhalb der Anlage lässt einen kleinen Eindruck der visuellen Verbesserungen zu. Wie die Anlage von einem Sturm am Horizont überschattet wird. Wie der Sand über den Boden peitscht und der Wind die Kistenplane so überzeugend flattern lässt, das man hingerissen ist von der Wirkung.

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Mass Effect 3
Bekannte Gesichter gleich am Anfang, was hat das alles zu bedeuten?

Drinnen kommt erstmals das Squad-basierte Kampfsystem zur Geltung. Wir klären uns den Weg durch die verschiedenen Räume, an Bahnlinien entlang und arbeiten Strategie aus. Lieder Ashley die harte Arbeit aus der Ferne machen lassen? Immer Singularity nutzen? Oder lieber mit der Schrotflinte bis aufs Alienblut? Letzteres ist gerade gegen gepanzerte Gegner wenig effektiv, aber diese dunkle Freude an den realistischen Charakter-Animation, wenn sie von dem Treffer nach hinten geschoben werden, ist unersetzlich. Im Gegensatz zu den Biotischen Fähigkeiten wirkt ein treuer Blaster natürlich nicht so immens futuristisch, ist aber dafür verdammt befriedigend.

Das Squad zu befehligen ist ziemlich einfach (an dieser Stelle unbedingt noch unsere Eindrücke zur Kinect-Integration lesen). Leider sind am Anfang kaum Attacken freigeschaltet. Schon bald sind wir darum vollständig im Shooter-Modus angekommen, der uns in geschwungenen Linien aus Mündungsfeuer taucht. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist die Gesundheit großzügig vorhanden, so dass taktische Fehler so früh im Spiel keine Rolle spielen.

Die kurze Zeit mit Mass Effect 3 endet mit zwei bemerkenswerten Momenten. Das eine ist das Wiedererscheinen des Unbekannten. Nach einem kurzen Streit über die Dominanz in der Galaxie, einer Mini-Verfolgungsjagd, in der wir versuchen, seinen Agenten am Verlassen der Oberfläche zu hindern. Der Erfolg wird durch eine grausame Sequenz besiegelt, die deutlich macht: Niemand ist sicher.

Als ein gemeiner Bioware-Mitarbeiter die Xbox 360 ausschaltet, gehen die Lichter in der Realität wieder an. Es bleibt vorerst der Eindruck, dass es eine Jagd durch die ganze Galaxie wird, die gleich mehrere der alten Handlungsstränge auf einen Höhepunkt hintreibt. Die Reaper als galaktische Tötungsmaschinen mal beiseite gelassen ist die Menschheit sich selbst wohl der schlimmste Feind.

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