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Mario & Luigi: Abenteuer Bowser

Mario & Luigi: Abenteuer Bowser

Die beiden Klempner Mario und Luigi fingen als einfache Helden auf dem NES an. Sie hüpften in die Herzen einer ganzen Generation und haben Videospiel-Geschichte geschrieben. Heute gibt es kaum ein Genre, dass sie nicht besetzen. Selbst das passende Rollenspiel hat inzwischen Tradition.

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Im Pilzkönigreich ist eine merkwürdige Krankheit ausgebrochen: Metabowlie. Erst schwellen die kleinen hilflosen Pilzbewohner an, dann rollen sie unkontrolliert umher. Nicht einmal die Sternengeister wissen eine Antwort. Mario und Luigi sollen es richten. Bevor sie jedoch in den Einsatz ins Ungewisse starten können, macht ihnen Erzfeind Bowser einen Strich durch die Rechnung.

Gerade wurde er noch von der Konferenz zur Rettung des Königreiches erfolgreich verbannt, da sorgt ein weiterer bekannter Charakter für Ärger. Ein bisschen wie beim Märchen von Schneewitchen bietet der verkleidete Krankfried Bowser einen Pilz an. Schmackhaft wie ein rotbäckiger Apfel soll er zwar nicht sein, aber Mario soll er besiegen.

Und tatsächlich gelingt der Plan. Bowser wird zu einem gigantischen Staubsauger und saugt Mario, Luigi, Prinzessin Peach und sämtliche Konferenzteilnehmer einfach auf. Doch dies eher unfreiwillig, denn Bowser wurde selbst gelinkt. Krankfried nämlich verfolgt den teuflischen Plan, die ganze Welt zu beherrschen.

Wer sich jetzt fragt, was für eine völlig absurde Geschichte das ist, kennt offensichtlich die Mario-Rollenspiele nicht. Die Abenteuer sind nicht nur völlig abwegig erzählt, sondern strotzen nur so vor Witz und Ironie. Man nimmt sich eben nicht so ernst und persifliert das Mario-Universum, wo es nur geht.

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Luigi ist beispielsweise seit jeher das tolpatische Weichei, Mario der strahlende Held. Beide zeichnen sich durch eine unvergleichliche Sprungfähigkeit aus, die im ganzen Königreich bekannt ist. Und auch die Schnurrbärte der Brüder werden aufgeriffen und bekommen einen eigenen Statuswert, der beim Einkaufen von Gegenständen und Ausrüstungen hilfreich ist.

Im Grunde arbeiten sich auch die rundenbasierten Kämpfe an all den bekannten Klischees ab. Um in einen solchen einzusteigen, kann ein Gegner beispielsweise durch einen Sprung angegriffen werden, so gibt's im Kampf einen Erstschlagvorteil. Auch dass sämtliche Attacken ihren Ursprung im Mario-Universum haben, ist für Kenner der Rollenspiele nichts Neues. Da fliegen grüne Koopa-Panzer, es werden schwere Hammerbrüder-Hämmer geschwungen oder dem Gegner mit Feuerblumen eingeheizt.

Dazu gesellt sich das bewährte Prinzip im Kampf, dass Angriffe mit dem richtigen Timing mehr Schaden anrichten. Genauso wie bei der Verteidung mit Geschick oft ein Konter rausgeholt werden kann. Wer dies nicht beherrscht, wird schnell das zeitlich segnen - trotz helfender Super- und 1up-Pilze.

Das Vorgänger-Abenteuer legte den Fokus auf Teamarbeit, nutzte aber die Fähigkeiten des DS nur sporadisch aus. Diesmal wird das Wirken als Team ganz neu definiert. Wie bereits gesagt, befinden sich die beiden Brüder in Bowsers Körper. Sie steuern ihn auf dem unteren Schirm zwar nicht, das schafft er auf dem oberen noch ganz allein, wohl aber helfen sie ihm an gewissen Punkten.

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Geraten wir also mit Bowser an die Grenzen unserer Fähigkeiten, gibt es mit Sicherheit eine Körperfunktion, die von Innen heraus noch gesteigert werden kann. Muss er etwas Schweres heben, braucht er stärkere Muskeln. Der Weg durch Bowsers Innereien wird gewohnt klassisch beschritten, der Auslöser der Funktion allerdings ist eher eine Art Minispiel.

Bowser glaubt derweil an sein gutes Gewissen. Dass sich Mario und Luigi zusammen mit dem Sternengeist Glitzerstern zu Seelenklempner aufschwingen, kann der sich gar nicht vorstellen. Eigentlich will er ja auch nur in sein Schloss zurück. Und außerdem selbst über das Pilzkönigreich regieren. Mit kräftiger Faust und Feueratem schlägt er sich so durch, befreit seinen nichtsnutzigen Lakaien und wirkt dabei derart bedauernswert, dass sein Anblick fast so etwas mit Mitleid auslöst.

Dabei spricht doch viel für Bowser, schließlich ist er die größte Innovation des Spiels. Einerseits sind es seine Spezialattacken, die hauptsächlich Gebrauch vom Touchscreen machen, anderseits fühlt es sich überhaupt nur dann frisch an, wenn er seinen Senf dazu gegeben hat. Dann zum Beispiel, wenn Bowser ein Riese wird, um gegen seine eigene Festung zu Kämpfen. Mit gekipptem DS ist sogar das eingebaute Mikrofon als Flammenwerfer nutzbar. Er ist ein bisschen so wie das Salz in der Suppe, das vor allem dem letzten Spiel Mario & Luigi: Zusammen durch die Zeit fehlte.

Ein ganz anderes Problem tut sich dafür vor allem für ältere Semester auf: Mario & Luigi: Abenteuer Bowser richtet sich leider an alle Altersklassen. Damit ist nicht einmal die kunterbunte Knuddeloptik gemeint, sondern die vielen Erklärungen und Hinweise. Wer lästige Dialoge dazu einfach schnell überspringen will, findet sich anfangs oft in unnötigen Warteschleifen. Einmal unbedacht zu schnell geklickt und schon gehen die Ausführungen, wie dies oder das funktioniert, von vorne los. Ein ganz großer Nerv-Faktor.

Dabei ist das Spiel ansonsten auch Jugendlichen und Erwachsenen zugänglich. Es fordert durchaus und, das kann gar nicht oft genug wiederholt werden, der Humor ist einfach Spitze. Wie in einer großen Seifenoper agieren die Protagonisten in kurzen Storyszenen. Mario und Luigi brabbeln ein leicht italienisch angehauchtes Kauderwelsch. Auch andere Charaktere bekamen kurze Sprachsamples spendiert. Und obwohl sich keine tiefschürfende Geschichte entwickelt, macht es Laune ihr zu folgen.

Würde dem Spiel das Mario-Universum genommen, es bliebe nicht viel übrig. Allerdings sind das Rollenspiel und die Jump'n'Run-Welt zu gut miteinander verschmolzen, als dass sich da irgendetwas auseinandersezieren ließe. Mario & Luigi: Abenteuer Bowser verzaubert durch seinen Charme und fesselt durch seinen Spielspaß. Das letzterer etwas braucht, um in Schwung zu kommen, ist schade. Wer sich überwindet, findet allerdings einen wirklich gelungenen Titel.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Spritziger Humor, abwechslungsreiche Spielmechanismen
-
Träger Einstieg durch nervige Erklärungen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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