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Call of Duty: Modern Warfare 2

Kurt-Krömer-drückt-Knöppe #2

Der Komiker Kurt Krömer verfasst exklusiv für Gamereactor die Kolumne "Kurt-Krömer-drückt-Knöppe-und-schreibt-anschließend-wie's-war". Der Berliner ist langjähriger und passionierter Videospieler. Heute: Call of Duty: Modern Warfare 2, ein Nachtsichtgerät und Rangier Simulator im Härtetest.

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Dresden, den 27.11.2009

Lieber Herr Christian!
Danke schön für die zugesandten Spiele Rangier Simulator und Call of Duty: Modern Warfare 2 Prestige Edition. Eigentlich wollte ich ja in dieser Kolumne unter anderem über Uncharted 2: Among Thieves berichten. Klappte nicht. Ich war so begeistert, den zweiten Teil in den Händen zu halten, dass ich es nicht gewagt habe, das Spiel einfach nur so zu spielen. Und so kniete ich die komplette letzte Woche vor meiner Playstation und signalisierte Dankbarkeit über den Erhalt des zweiten Teils von Uncharted. Danke. Kolumne wird nach gereicht.

Ganz recht herzlichen Dank auch für die Call of Duty: Modern Warfare 2 Prestige Edition. Der absolute Hammer bei dieser Edition ist ja wohl das beiliegende Nachtsichtgerät. Erst fragt man sich natürlich als 35-jähriger Mann, wofür brauche ich in meinem Leben eigentlich ein Nachtsichtgerät? Auf diese Frage gibt es dann aber rasch eine Antwort. Wie zum Beispiel diese: Bei mir im Hausflur, ich wohne im 4. Stock, sind öfters die Glühbirnen der Hausbeleuchtung kaputt. Oftmals ist es mir schon passiert, wenn ich abends noch den Müll runter bringe, dass ich die letzte Stufe nicht treffe, mir im schlimmsten Falle den Fuß gebrochen habe, mir die Nase aufgeschlagen habe und somit blutend im Treppenhaus lag. Meine Schreie hörte zwar jeder, man fand mich aber nicht, weil es zu dunkel war.

Call of Duty: Modern Warfare 2
Kurt Krömer hat dank des Nachtsichtgerätes aus der Prestige Edition von Call of Duty: Modern Warfare 2 nun immer den Durchblick im Hausflur und im Görlitzer Park.
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Und jetzt kommen wir zur Lösung dieses Problems. Jetzt habe ich ja das MW2-Nachtsichtgerät. Was mache ich also? Schnappe mir abends den Müll, setzte mein Nachtsichtgerät auf, gehe in aller Ruhe die vier Stockwerke herunter zum Müll, ohne mir irgendwas zu brechen. Nun löse ich diese Aufgabe par excellence. Ab und zu, muss ich zugeben, ist es schon mal vorgekommen, dass mich nachts um eins Mitbewohner im Hausflur angetroffen haben und sich, ich würde mal sagen, leicht erschrocken haben über den Anblick, der sich ihnen da geboten hat.

Meistens konnte ich die Leute aber wieder beruhigen, indem ich gesagt habe: Ich arbeite viel unter Tage, ich hab einfach vergessen mein Grubenlicht abzusetzen.

Kommen wir nun zu einem ganz wichtigen Punkt, dem Warnhinweis der Firma Activision. Einer von vielen Sicherheitshinweisen lautet zum Beispiel: Vor der Verwendung der Nachtsichtbrille die Umgebung zunächst "STETS" bei Tageslicht bzw. mit heller Beleuchtung auf Gefahren hin inspizieren. Hallo? Habe ich dann auch gemacht. Ich war mittags um zwölf in Kreuzberg im Görlitzer Park und bin dort immer wieder die gleiche Strecke abgelaufen. Einmal, zweimal, dreimal, bis zu fünfzig mal. Beim fünfzigsten Durchgang bin ich die Strecke von ca. 150 Metern dann mit Augen zu gelaufen. Und als ich das dann drauf hatte, da wusste ich, jetzt kann ich auch eine Nachtsichtbrille der Firma Activision benutzen. Ich finde das eine ganz tolle Idee. Mache ich jetzt auch. Jeder, der eine Kurt-Krömer-DVD kauft, kriegt eine Nachtsichtbrille oben drauf. Für all meine Fans würde das dann ab sofort heißen, dass man meine DVDs nun auch nachts sehen kann.

Nun zum Spiel. Ich weiß, dass ich nun den Hass aller Fans von Call of Duty: Modern Warfare 2 und all seinen zahlreichen Vorgängern auf mich ziehen werde. Keine Frage, die Grafik ist bombastisch. Von dem Ablauf der Kapitel her gibt es allerdings nicht viel neues. Fragwürdig war für mich das Kapitel Flughafen. Man geht mit seinen Kollegen durch eine Flughafenhalle. Plötzlich fangen die Kollegen an sämtliche Zivilisten abzuknallen. Bei einem selber allerdings ist das Gewehr blockiert. Man schießt ja auch nicht auf Zivilisten. Nein, man kauft sich eine Tüte Chips und eine Cola und stellt sich irgendwo in eine Ecke, wo man eine gute Sicht hat, und schaut dann entspannt zu. Für so was hat man ja die lieben Kollegen.

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Stell Dir diese Konfliktsituation mal bitte im normalen Leben vor. Ich habe Stress mit meinem Nachbarn, schlage ihn aber nicht persönlich zusammen, sondern lasse ihn zusammenschlagen. Die Polizei kommt, fragt mich: "Herr Krömer, was ist passiert, haben sie was gesehen?" Ich antworte: "Nein, ich habe nichts gesehen, weil... ich hatte die ganze Zeit mein Nachtsichtgerät auf." Da hätte man meiner Meinung nach die gesamte Sequenz aus dem Spiel herausnehmen können. Ansonsten gibt es wie gesagt nichts, was neu an dem Spiel ist. Wer die Vorgänger mag, wird hier nichts vermissen, aber halt auch nicht großartig überrascht sein.

Kommen wir nun zur Rubrik "Spiele, die wir uns sparen können, da Kurt Krömer so nett war, das Spiel für uns zu spielen und wir uns daher den Kack klemmen können!!!". Rangier Simulator.

Was soll man sagen. Das positivste an dem Spiel ist, es ist ratzfatz hochgeladen. Geschätzte fünfzehn Sekunden, und das Spiel ist auf der Festplatte verankert. Schade. Das Spiel fängt an und man sieht, eine Schiene, wunderbar, klar, ist ja auch ein Zugsimulator. Ich gucke nach rechts und hoppla, da ist ja auch ein Zug. Ich schaue nach links und sehe doch glatt zwei Waggons. Und wie Sherlock Holmes in seinen besten Zeiten, kombiniere ich haarscharf, dass ja wohl die Lok an die zwei Waggons angeschlossen werden muss, aber nein.

Als wenn es mit dem Teufel zugeht, die Weiche, über die die Lok fahren muss, um an die Waggons anzudocken, ist kaputt. Sehr gut oben rechts im Bildschirm beschrieben. Problem eins: Reparieren Sie bitte die Weiche! Ich klicke also mit der Maus auf die Weiche. Es erscheint wie durch Zauberhand ein Arbeiter. Er läuft da nicht hin, das erspart man sich bei Rangier Simulator, keine Spirenzien bitte. Der Arbeiter erscheint einfach. Vielleicht hat er irgendwelche Beamfähigkeiten, oder so. Zack, ist der Gleisarbeiter da und repariert die Weiche. Und jetzt wird es interessant.

Der Gleisarbeiter hat kein Werkzeug in der Hand. Linke Hand und rechte Hand sind leer und nun fängt er an, imaginär die Weiche zu reparieren. Leute die vorhaben, eine Karriere als Pantomime zu beginnen, können sich das Geld für teure Workshops sparen. Kauft Euch einfach das Spiel Rangier Simulator. Da lernt ihr dann schon mal die erste Lektion, die da lautet: Wie repariere ich imaginär eine Weiche. Und nun schraubt der Mann da also imaginär in der Luft, er dreht sich nach links und nach rechts und nach links und nach rechts. Zeitgleich läuft eine Uhr von 30 Sekunden runter auf Null. Jetzt wird es spannend. Wird es der Marcel Marceau der Deutschen Bahn schaffen, die Weiche zu reparieren? Und ei der Daus, die Weiche ist repariert.

Ich möchte kurz noch die Grafik beschreiben von Rangier Simulator. Ich möchte dieses Spiel hier nicht völlig zerreißen, deswegen sag ich auch nicht, miserable Grafik, nein. Ich sage, die Grafik bei Zugsimulator ist... dezent. Ich führe nun also die Lok zu den Waggons. Wir haben eine Geschwindigkeit von Tempo zwei, ich gehe auf Tempo drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und... die Beschleunigungsmöglichkeit ist zu Ende.

Ich fasse zusammen: Grafik dezent. Man erlebt Marcel Marceau als Gleisarbeiter. Beschleunigung geht nur bis neun (sieht in dem Spiel aus wie neun km/h ). Ich nehme die CD aus dem Laufwerk und schmeiße sie in die Tonne. Fazit: Eine Zahnwurzelresektion ist unterhaltsamer als das Spiel Rangier Simulator.

Macht's jut Nachbarn!

Euer Kurt Krömer

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