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Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung

Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung

Die Vorgeschichte zu Breath of the Wild ist eine der größten Überraschungen des Jahres, vor allem - aber nicht zuletzt - aus spielerischer Sicht.

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Ich hatte befürchtet, dass Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung nur ein Reskin eines beliebigen Musou-Spiels wird, doch damit lag ich zum Glück daneben.

Nach vielen mittelprächtigen One-Piece-Ablegern konnte ich den relativen Stillstand im sogenannten Musou-Genre von Koei Tecmo eigentlich nicht mehr ertragen, doch zu Zelda habe ich eine besondere Verbindung. Zwei Wochen lang konnte ich Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung nun schon intensiv austesten und möchte deshalb direkt zwei Sachen festhalten: Zum einen fühlt sich Age of Calamity, wie der Titel im Englischen heißt, gar nicht wie ein festgefahrener Warriors-Ableger an. Zum anderen konnte mich lediglich Demon's Souls auf der PS5 für einige Tage von meiner Switch losreißen.

Was mich an Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung so fesselt, ist die Verknüpfung von starken Story-Momenten mit den bekannten Charakteren aus The Legend of Zelda: Breath of the Wild und die einnehmende Gameplay-Spirale, die wir in kleinen Portionen genießen. Das Spiel führt uns bildgewaltig vor Augen, welche Ereignisse zur Zerstörung des Königreichs Hyrules führten, 100 Jahre bevor der strahlende Held Link seine Augen öffnet, um die Welt von der Verheerung Ganons zu befreien. Dieses Spiel ist aber nicht nur ein vollwertiges Prequel zum einzigartigen Open-World-Abenteuer von Nintendo, es ist gleichzeitig auch die bislang hochwertigste Adaption eines Dynasty-Warriors-Titels aus dem Hause Koei Tecmo.

Hyrule Warriors 2 wirft uns wie sein Vorgänger in Massenschlachten, in denen wir uns Tausenden Fußsoldaten stellen, die wir problemlos aus dem Weg räumen. Im Duell gegen Eliteeinheiten werden wir jedoch regelmäßig gefordert, da in diesen Kämpfen unterschiedliche Shiekah-Kräfte aus Breath of the Wild zum Einsatz kommen. Meistens müssen wir besondere Feinde ausschalten und auf diese Weise Gebiete erobern, doch da man in der Regel mit mehreren Helden loszieht und via Knopfdruck fast immer zwischen ihnen hin- und herwechseln kann, kommt eine spannende Dynamik auf, die dem direkten Vorgänger noch fehlte.

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Der Champion Raveli fliegt über das Schlachtfeld und lässt vom Himmel Pfeile herabregnen, während Zelda mit mächtigen Shiekah-Runen explosive Kettenreaktionen auslöst.

Während ihr gerade noch mit der Eroberung eines Außenpostens beschäftigt seid, könnt ihr eure passiven Charaktere beispielsweise über das Spielmenü zu einer gewünschten Positionen schicken und dann selbst übernehmen, sobald die Action beginnt. Das spart Zeit und lange Laufwege, obwohl Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung die aufmerksame Erkundung mit seltenen Items und anderen Schätzen belohnt. Ich darf im Rahmen dieses Artikels nur über die ersten sieben Charaktere sprechen, doch die Auswahl wird schnell um einige sehr exotische Vertreter anwachsen, auf die ihr euch freuen könnt. Jeder dieser Helden beweist einen individuellen Kampfstil mit eigener Dynamik, teils rhythmischen Elementen und umfangreichen Spezialfähigkeiten, die mit wunderbaren Animationen zum Leben erweckt wurden.

Unsere Combos sind anfangs noch überschaubar, doch mit voranschreitender Spielzeit werden auf Hyrule Hunderte von Nebenmissionen verfügbar, mit denen ihr Fertigkeiten verstärken, Abklingzeiten reduzieren oder Lebens- und Energiebalken erhöhen könnt. Das sind meistens nur Fetch-Quests, die ein paar Ressourcen benötigen, uns mit einer kleinen Anlehnung an Breath of the Wild zum Schmunzeln bringen und anschließend die gewünschte Belohnung rausrücken. Über weite Teile des Spiels nimmt man diese Aufgaben quasi nebenbei mit, erst in der zweiten Spielhälfte müsst ihr nach den Materialien gezielter suchen.

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Andere Aufträge fordern unser Können auf dem Schlachtfeld heraus und stellen uns vor wechselnde Aufgaben. Diese linearen Begegnungen finden auf überschaubaren Schlachtfeldern mit klar definierter Route und vorgegebenen Hindernissen statt. Als Belohnung gibt es neue Waffen, seltene Rohstoffe und manchmal auch nur eine lächerliche Moblin-Maske, die wir dem Blondschopf Link über den Strohkopf stülpen. Im Hinblick auf die investierte Spielzeit tut das gar nicht weh, denn die meisten Missionen sind innerhalb von fünf bis zehn Minuten abgeschlossen. Anders sieht es hingegen bei den Hauptquests aus, die später gerne mal bis zu einer Stunde andauern.

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Die bekannten Gegner werden in Age of Calamity häufig mit zusätzlichen Elementareigenschaften ausgestattet.

Zwischen und während der Missionen bietet Hyrule Warriors 2 jede Menge Handlungsfetzen, die uns in stilisierten Zwischensequenzen, sowie in knappen Gesprächen am unteren Bildschirmrand präsentiert werden. Gerade zu Beginn des Abenteuers ist der Ton noch recht scherzhaft und bisweilen sogar lächerlich, doch je näher wir der Wiederauferstehung von Calamity Ganon rücken, desto ernster und bedrückender wird die Stimmung. Da unser Titelheld Link stumm ist, nimmt die Charakterentwicklung von Prinzessin Zelda genau wie in Breath of the Wild viel Raum ein und in diesen Sequenzen erwischt das Spiel immer wieder auch ergreifende Töne.

Ein großes Feature von Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung ist an die vier mächtigen Titanen gekoppelt, die von den vier Champions aus The Legend of Zelda: Breath of the Wild gesteuert werden. Mit Vah Medoh durch die Lüfte zu fliegen oder mit Vah Naboris durch die Wüste Gerudos zu stürmen (und dabei Blitze auf unsere Widersacher zu schleudern), das ist keine wirkliche Herausforderung, allerdings ist das Machtgefühl unbestreitbar. Zuerst war ich von der Integration nicht wirklich überzeugt, doch mit der Zeit gefiel mir die Abwechslung in der Spielgeschwindigkeit, die diese Missionen mit sich bringen, immer besser. Die vier Titanen könnt ihr übrigens ebenfalls erweitern, um besser auf größere Gegnerhorden vorbereitet zu sein.

Was mich immer wieder aus dem Spielfluss geworfen hat, ist die technische Performance von Age of Calamity. Das Game läuft auf dem Nintendo-System wirklich nicht sehr rund und das wird nicht nur in den explosiven Titanen-Sequenzen deutlich. Mit der richtigen Kombination von Shiekah-Kräften, Spezialeffekten und einem einigermaßen großen Gegneraufkommen kann man die Framerate ziemlich sicher zum Erliegen bringen. Da kommen dann einfach zu viele Systeme zusammen und das Spiel macht schlapp, weil die Hardware der Switch dafür nicht stark genug ist.

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Die hohen Produktionswerte von Breath of the Wild überträgt Nintendo auf diesen Action-Titel und davon profitiert dieses Game enorm.

Vor allem im Handheldmodus verschwinden Details und Texturen selbst dann, wenn das Effektgewitter dem Hybriden nicht zu heftig zusetzt. Der kleine Bildschirm überspielt das ganz gut, doch die Screenshots sprechen eine klare Sprache. Wer dann sogar zu zweit im lokalen Koop-Modus auf einem geteilten Bildschirm zusammenspielt, dem wird von vornherein nur die halbe Erfahrung geboten. Die Größe der Gegnertruppen wird halbiert, auch bei der Präsentation der Welt sinkt die Sichtreichweite um die Hälfte. Immerhin gibt es die Option, aber empfehlen kann ich sie guten Gewissens nicht. Vielleicht hätte ein Online-Modus der Erfahrung gut gestanden, aber ich kann auch nicht gerade sagen, dass ich eine solche Komponente vermisst habe.

Über die technische Performanz brauchen wir gar nicht zu diskutieren, denn ich verstehe jeden, der sich wünscht, dass der Titel in voller Pracht erstrahlt. Die Produktionswerte befinden sich generell auf so hohem Niveau, dass man Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung durchaus mit Breath of the Wild verwechseln könnte. Das Game beweist sehr schön, dass man auch bei niedriger Bildrate eine Menge Spaß haben kann, denn zumindest mich haben die Ladezeiten zu Missionsbeginn häufig etwas mehr gestört, als verlangsamte Kampfszenen. Die Gameplay-Schleife hielt mich weit über 40 Stunden lang fest im Griff, ohne dass ich mir allzu viele Gedanken über anderes gemacht habe.

Die Zelda-Lizenz mit dieser großen Sorgfalt auf ein sinnvoll abgespecktes Modell der Dynasty-Warriors-Spiele zu übertragen, ist ein gelungener Geniestreich. Der Titel ist bis oben hin mit liebevollen Details und Verweisen für die Fans gefüllt, die von euren Erinnerungen an Breath of the Wild noch weiter befeuert werden. Das Gameplay und auch die Präsentation leiden stellenweise unter der schwachen Technik der Nintendo Switch, doch die Gefechte selbst sind flexibel und dynamisch genug, um auch auf Dauer nicht zu langweilen.

Die vielen exotischen Spielfiguren erhöhen die Wiederspielbarkeit zusätzlich und abgesehen davon bietet der Titel jede Menge andere Beschäftigungsmöglichkeiten, denen man in kleinen Portionen nachgehen kann. Dazu gesellt sich eine starke Geschichte, die all diese Bestandteile hervorragend zusammenhält und mich mit umso größerer Vorfreude auf The Legend of Zelda: Breath of the Wild II zurücklässt. Für mich ist Hyrule Warriors 2 deshalb mit ziemlicher Sicherheit die größte Überraschung des Jahres und ich kann sie jedem Fan nur ans Herz legen.

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Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung kann ich jedem Zelda-Fan nur wärmstens empfehlen.
09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
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sinnvolles Spin-Off-Konzept, gelungene Fusion des Musou-Gameplays, hochwertige Synchronsprecher erwecken bunten Cast zum Leben, Hunderte Nebenmissionen treiben seichte RPG-Systeme voran, viel Fan-Service.
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Performance leidet heftig im Effektgewitter. Wartezeit auf BotW 2 wird jetzt noch viel unerträglicher sein.
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