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Halo Infinite

Halo Infinite - Erstkontakt

343 Industries hat ihren Sci-Fi-Shooter in Aktion gezeigt, doch kann das Game seinem Erbe gerecht werden?

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Gestern Abend haben wir endlich, endlich Halo Infinite gesehen. Jahrelang wurden uns kleine Brotkrumen vor die Nase geworfen, sodass alles, was im Vorfeld der Gameplay-Präsentation gesichert bekannt war, im Grunde genommen in einen einzigen Satz passt: Das Spiel läuft in der neuen Slipspace-Engine und wir begleiten den Master Chief auf einem Abenteuer, das auf einer kaputten Ringwelt stattfindet. Alle sonstigen Meldungen zum Spiel basierten lediglich auf Wünschen, Spekulationen und Gerüchten.

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Dass das Design vom klassischen Bungie-Halo inspiriert ist, dürfte niemand übersehen haben.

In den letzten Wochen hat Microsofts große Hype-Maschinerie die Community langsam aber stetig mit ersten Informationsfetzen und Teasern versorgt. Das Interesse an Halo Infinite ist dadurch definitiv geweckt worden, zusammen mit großen Erwartungen. Ob das, was wir letztlich gesehen haben, all diesen Anforderungen auch tatsächlich gerecht wurde, ist bei aller Vorfreude doch zumindest fragwürdig, aber lasst uns nicht an diesem Ende der Diskussion einsteigen. Halo Infinite wurde von den Entwicklern ausdrücklich als spiritueller Neustart bezeichnet, denn das Team von 343 Industries will die Halo-Narrative weder korrigieren noch neu gestalten. Stattdessen wollen sie die Geschichte des Master Chiefs weiterführen und im Hintergrund den Anbeginn von etwas Neuem einleiten.

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Was Microsoft demonstrierte, spielte auf dem zerbrochenen Halo-Ring, den wir bereits in einem früheren Trailer gesehen haben. Der Ring wurde vom Brute-Chief Escharum übernommen, dem Anführer der sogenannten Banished. Diese Feinde kennt ihr vielleicht aus Halo Wars 2, es ist eine abtrünnige Splittergruppe der Allianz. Der wütende Brute schart Gleichgesinnte und ehemalige Gläubige unter sich, die die Taten der Propheten als Verrat betrachten und deshalb sehr gefährlich sind. Wir erhielten im Anschluss an die Microsoft-Präsentation eine zusätzliche Gelegenheit, uns mit dem Gameplay-Material zu beschäftigen und gleichzeitig mit den Entwicklern ins Gespräch zu kommen. Im Interview haben wir erfahren, dass der gezeigte Ausschnitt ungefähr in der Mitte der Kampagne angesiedelt ist. Halo Infinite wird ein großes Spiel werden, dessen Gesamtfläche anscheinend mehr als doppelt so groß ist, wie die Level aus Halo 4 und Halo 5: Guardians zusammengerechnet. Und Fans werden sich erinnern, dass diese beiden Titel gewaltige Spiele waren.

Die Gameplay-Sequenz beginnt mit dem Master Chief und einem noch nicht näher vorgestellten Piloten der UNSC, der auf der Oberfläche der Ringwelt abstürzt. 343 Industries sagte uns, dass dieser Mann als menschliches Gegengewicht zum Master Chief fungieren soll und daher starke Emotionen zeigt - was insbesondere sein Überlebenswunsch untermauert. John-117 hingegen verkörpert weiterhin den Charakterzug, alles zu riskieren, um der Held zu sein, den die Menschheit derzeit am dringendsten braucht. Unsere Begleitung wird eine große Rolle in diesem Abenteuer spielen und ich interpretiere das so, dass er vielleicht als Ersatz für Cortana fungieren könnte. Möglicherweise wird er so eine Art Kumpel des Master Chiefs.

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Zwei der neuen Spielzeuge vom Master Chief: ein tragbarer Schild und ein Enterhaken.
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In dem Moment, in dem der Master Chief aus dem abgestürzten Schiff steigt, fällt sofort auf, wie stark sich 343 Industries am Gefühl von Halo: Combat Evolved orientiert hat. John sieht wieder so aus wie früher, die Farben sind wärmer und die Ringwelt fühlt sich mystisch an. Sie bittet uns förmlich darum, von uns erkundet zu werden. Die Entwickler haben mir klargemacht, dass ihr Wunsch darin besteht, die Magie von Halo neu zu erschaffen. Sie wollen ein in sich geschlossenes Spiel abliefern, das Anfang und Ende hat, um die Fans wieder zu vereinen. Das hier wird also kein Spiel werden, das später mit Story-DLCs erweitert werden muss, damit ihr irgendwann erlebt, wie die Geschichte ausgeht.

Zu Beginn der Demo steigt der Chief in einen Warthog, der sich anständig zu lenken scheint und weniger stark federt, als in früheren Spielen der Serie. Der Master Chief verfügt neuerdings über ein paar nützliche Werkzeuge, wie die sogenannte „Drop Wall" oder einen Greifhaken. Letzteres kann sowohl für Angriffe als auch für die freie Bewegung eingesetzt werden, etwa um schwer zugängliche Bereiche zu betreten. Auf diese Weise können wir Geheimnisse finden, verbarrikadierte Feinde umgehen oder aus einem unbewachten Blickwinkel heraus angreifen. Die Inspiration für dieses Gadget stammt laut den Entwicklern aus Halo 3, aber ich habe nicht herausgefunden, was es damit auf sich hat. Es scheint auch ein paar neue Waffen und Granaten zu geben, obwohl 343 Industries verspricht, dass einige noch nicht gezeigte Favoriten zurückkehren werden.

Es gibt also eine Menge an Halo Infinite, das der traditionellen Art von Halo (aka Bungies Halo) zu entsprechen scheint. Das heißt aber nicht, dass alles gut war. Halo Infinite sieht bereits vor seiner Markteinführung technisch veraltet aus, was sich als Launch-Titel der neuen Microsoft-Konsole nur schwer rechtfertigen lässt. Unter anderem fühlen sich die Lichteffekte flach an, weil Raytracing erst nach der Veröffentlichung hinzugefügt werden soll. Ich gehe davon aus, dass solche Dinge auf Verzögerungen durch das Coronavirus zurückzuführen sind, aber das ist leider nicht das einzige. Die Umgebungen sehen zum Beispiel alles andere als beeindruckend aus und wenn wir in das Gesicht des Brute-Anführers Escharum schauen, dann kann dieser Anblick auch nicht so richtig überzeugen. Wenn man bedenkt, was Entwickler wie Naughty Dog oder das Microsoft-Studio The Coalition normalerweise anbieten, dann ist das schon ein kleiner Rückschlag. Übrigens lief die Demo auf einem PC, der laut den Entwicklern aber die Spezifikationen erfüllt, die der Xbox Series X entsprechen.

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Die Technologie hinter Halo Infinite sieht leider schon alt aus, ehe die Xbox Series X überhaupt veröffentlicht wurde.

In Bezug auf das Game-Design ist Halo Infinite glücklicherweise viel besser aufgestellt, denn die riesige Ringwelt hat Tag-Nacht-Zyklen und wir werden sie in unserem eigenen Tempo erkunden können. Uns steht eine große Karte zur Verfügung, auf der wir genau sehen, was zu tun ist. 343 Industries will versuchen, diesen Ort zu einem lebendigen Spielplatz zu machen. Aus diesem Grund gibt es beispielsweise Tiere, die nicht als Feinde fungieren, während sich andere Arten natürlich wehren, sobald sie sich von uns bedroht fühlen. Ähnlich wie in Metroidvania-Spielen können wir wohl auch nicht sofort alle Bereiche des Spiels betreten, da wir manchmal zuerst bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen.

Die Halo-Spiele sind seit langem für ihre fantastische Musik bekannt, die insbesondere von Martin O'Donnell, sowie von Michael Salvatori komponiert wurde. 343 Industries hatte es schwer, einen guten Ersatz für diese beiden talentierten Herren zu finden, aber in Halo Infinite springt Gareth Coker als einer der Hauptkomponisten ein. Wenn euch der Name bekannt vorkommt, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass ihr Ori and the Will of the Whisp oder dessen Vorgänger gespielt habt. Von dem Wenigen, was wir bisher aus Infinite gehört haben, scheint die Musik jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung für die Serie zu sein.

Zusammenfassend müssen wir sagen, dass Halo Infinite unsere hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte, da vor allem die grafische Präsentation keinen allzu überzeugenden Eindruck hinterlassen hat. Bei einem Generationswechsel zwischen Konsolensystemen ist genau das eine bedeutsame Sache und die Fans wollen berechtigterweise mehr sehen. Vieles von dem, was Microsoft während ihres Xbox-Games-Showcase sonst noch zeigte, war von einem technischen Standpunkt aus gesehen aber in Ordnung. In Bezug auf das Gameplay scheint die Slipspace-Engine glücklicherweise abzuliefern, sodass das klassische Halo-Feeling einer großen, offenen Ringwelt, die nur darauf wartet, von uns erkundet zu werden, ganz sicher dafür sorgen wird, dass die Veteranen wieder zum Controller (oder der Maus) greifen. Und dabei haben wir den Multiplayer ja noch gar nicht gesehen.

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343 Industries will die alten Halo-Fans vereinen, indem sie die Geschichte des Chiefs fortsetzen.

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