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Ghost Recon: Shadow Wars

Ghost Recon: Shadow Wars

Ghost Recon: Shadow Wars ist Ubisofts Antwort auf Advance Wars: Dual Strike. Das klingt erst einmal nicht gut, aber die Überraschung ist groß. Denn das Strategiespiel ist ein großer kleiner Hit für den 3DS.

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Es ist das erste Mal, das mir so etwas mit dem 3DS passiert. Der 3D-Modus ist voll aufgedreht, ich spiele seit zwei Stunden und habe völlig vergessen, dass das alles hier ja eigentlich ziemlich neu und schräg ist. Anders gesagt: 3D ist total normal geworden, von meinem Gehirn voll akzeptiert und nicht mehr hinterfragt. Das liegt wohl einfach daran, dass der 3D-Effekt in Kombination mit dem langsamen Herumschicken der Ghost Recon-Soldaten in der hübschen Kästchenwelt so prima harmoniert.

Ghost Recon: Shadow Wars ist ein ziemlich schlichtes, ehrliches Strategiespiel. Runde für Runde kämpfen wir mit bis zu sechs Ghost-Soldaten gegen irgendeinen Ultra-Nationalisten in Kasachstan. Mehr wollte ich mir nicht merken, denn die lahme Geschichte im Hintergrund wird schlimm erzählt. Schlimme Zwischensequenzen ohne Sprachausgabe und mit infantilen Texten versuchen einem die lächerliche Story unterzujubeln. Es kommt schnell zu epischen Momenten des Fremdschämens, etwa dann, wenn Gefühlsregungen der gezeigten Charaktere durch eine bloße Änderung der Mundwinkel präsentiert werden, mir einem animierten Gif bestehend aus zwei Bildern. Leute, echt mal...

Zum Glück ist die Geschichte nur Beiwerk. Die Kampagne alleine bietet viele, viele Stunden Spielvergnügen in den sich im Anspruch langsam steigernden Missionen. Die langweilige Geschichte wegzudrücken (und damit auszublenden), daran gewöhnt man sich sehr schnell. Ebenso wie daran, das Spiel einfach die ganze Zeit spielen zu wollen. Das Noch-schnell-eine-Mission-Ding endet immer wieder in noch einer weiteren Stunde Scharmützel mit den in drei Schwierigkeitsgraden agierenden Gegnern.

Ghost Recon: Shadow Wars
Boom. Die Grafik ist sehr hübsch, auch durchgänging in 3D. Besonders bei den Raucheffekten überzeugt das Spiel.
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Das Spielprinzip ist simpel. Jeder Spieler hat eine Primär- und Sekundärwaffe und kann sich je nach seiner Klasse verschieden weit auf dem Gitternetz aus Kästchen bewegen. Die Art der Waffe definiert, von welchen Feldern aus ein Ghost welche Gegner mit wie viel Schaden abschießt. Nach jedem Treffer rasselt es Power-Punkte je nach Schadenshöhe - ein tödlicher Treffer etwa füllt den Power-Balken zu fast einem Viertel. Ist der voll, sind diverse Power-Angriffe freigeschaltet, darunter Super-Schüsse oder Speerfeuer. Manche Ghosts schießen bei Treffern sogar automatisch zurück.

Dazu sind bestimmte Attribute an die Waffen geknüpft, die zum Beispiel deren Präzision oder Schaden erhöhen. Man kann sich in Büschen verstecken, hinter Hausecken in Deckung gehen oder in Gebäude flüchten. Aus denen heraus lässt sich sogar noch schießen. Fahrzeuge wie Panzer oder mobile Raketenabschussbasen lassen sich ebenso sprengen wie fest installierte Maschinengewehrstellungen. Ein insgesamt sehr unterhaltsames Strategiescharmützel, das häufig trotz des starren Rundensystems ein bisschen an das gute alte Commandos erinnert. Besonders dann, wenn man mit der fast unsichtbar getarnten Banshee spielt. Die rothaarige Ghost-Soldatin trägt nämlich einen Tarnumhang neuster Generation, der sie lautlos und unsichtbar angreifen lässt.

Die Solo-Kampagne schaltet nach und nach mehr Missionen in den anderen Modi frei, sechs verschiedene Ghost-Soldaten dürfen wir dabei spielen. Die alle haben verschiedenen Eigenschaften wie Sniper, Sturmeinheit oder Ingenieur. Auch Zivilisten oder Polizeieinheiten helfen beim Kampft (oft im Rahmen von Nebenmissionen). Dort ist das gesamte Spektrum von normalen Pistolen über Raketenwerfern bis zu stationären Geschützstellungen und sogar Drohnen im Angebot. Jeder Ghost-Soldat darf individuell aufgelevelt werden mit den in den Missionen erspielten Adler-Punkten. Die Spieltiefe ist enorm und bietet genug Raum zum schrauben und verfeinern.

Ghost Recon: Shadow Wars
Ghost Recon: Shadow Wars kriegt den Preis für die größte Überraschung zum 3DS-Start.
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Neben der Kampagne warten 20 einzelne, deutlich schwierigere Kampfmissionen in drei Stufen. Letztlich sind das zwar nur Variationen der Karten aus der Kampagne, aber ein netter Bonus allemal. Gelungener ist der Offline-Multiplayer, in dem man gemeinsam mit einem Freund elf Heads-up-Matches spielt und sich dabei am 3DS abwechselt. Das Konzept funktioniert so natürlich nur bei rundenbasierten Spielen, aber es passt einfach perfekt zum 3DS

Die Grafik ist hübsch. Sie mixt die mit fetten Outlines eher an Comic-Helden erinnernden Charaktere mit einem realistischen Kartendesign. Überzeugend ist insbesonder der Raucheffekt, etwa bei brennenden Flugzeugen auf der Karte. Es sieht wirklich so aus, als ob der 3DS real qualmen und rauchen würde. Der 3D-Effekt passt auch deshalb so prima zum Spiel, weil er die verschiedenen Höhenebenen der Karten perfekt hervorhebt. Gespielt wird entweder in der totalen Vogelperspektive oder in einer leichten, aber sehr dynamischen Iso-Perspektive. Beides ist toll und tadellos.

Ghost Recon: Shadow Wars kriegt den Preis für die größte Überraschung zum 3DS-Start. Gerechnet hatte ich mit einem maximal mittelmäßigen Abklatsch, der sich die Ghost Recon-Marke zunutze machen will. Das Gegenteil ist der Fall: Das hier ist tatsächlich ein sehr sehr anständiges Spiel, das nicht nur wegen der 37 Missionen und der damit verbundenen Spielzeit meinen 3DS am meisten bevölkern wird in den ersten Wochen. Die gruselige Story und der generische Soundtrack sind an dieser Stelle verziehen...

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
gut umgesetzter 3D-Effekt, perfekt umgesetztes Spielkonzept, lustiger Offline-Multiplayer
-
gruselige Story und schlimme Zwischensequenzen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Zweite Meinung

Ghost Recon: Shadow Wars ist die größte Überraschung zum Start des Nintendo 3DS. Ubisoft hat sich mit Xcom-Produzent Julian Gollop zusammengetan und ein schönes Abenteuer abgeliefert, das wegen seines rundenbasierten Konzept als Handheldspiel wirklich sinnvoll ist. Es hat eine erstaunliche Tiefe und ein perfektes Spieltempo und vermittelt einem alles, was man wissen muss über die kleinen Krieger so ganz locker im Vorbeigehen. Es sieht nicht wirklich gut aus und die typisch amerikanische Geschichte ist mies, aber wen kümmert das? Das hier ist ein großartiger Militärsimulator und mein persönlicher Favorit bisher auf dem Nintendo 3DS. Und das Beste daran ist, dass selbst nach zehn Stunden Spielzeit noch mindestens zehn weitere Stunden Spielspaß warten.

Meint: Jonas Mäki und wertet 8/10

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KRITIK. Von Christian Gaca

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