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Ghost of Tsushima

Ghost of Tsushima: Legends

Wären die mongolischen Invasoren auf die Ghosts getroffen, wäre Tsushima nicht gefallen.

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Mitte November hat Sucker Punch einen kostenlosen Mehrspielermodus für das Samurai-Abenteuer Ghost of Tsushima nachgereicht und seit dem Wochenende ist diese Erfahrung nun vollständig. Ihr könnt direkt vom Hauptmenü aus in den Multiplayer wechseln, Jin Sakai findet den Geschichtenerzähler Gyozen aber auch auf seinen Reisen durch Tsushima.

Viele Leute haben Jins Abenteuer schon einige Wochen lang nicht mehr angerührt und deshalb wirft euch das Spiel automatisch in ein Tutorial, wenn ihr das Legends-Untermenü zum ersten Mal aufruft. Im Gegensatz zum Hauptspiel stehen den Spielern jeweils nur ein paar Fähigkeiten des Ghosts zur Verfügung, vier kurze Missionen stellen die Fähigkeiten der verschiedenen Charakterklassen also noch einmal im Detail vor. Bevor ihr euch ins Matchmaking wagt, müsst ihr euch auf eine Figur festlegen, an die ihr bis auf weiteres gebunden seid.

Ihr levelt alle Klassen eigenständig und schaltet die anderen auch erst mit der Zeit frei. Zur Verfügung stehen standfeste Samurai, heimtückische Assassinen, die tödliche Bogenschützin und hilfreiche Ronin. Grundsätzlich spielen sich alle Charaktere gleich, doch die Werte und Fähigkeiten unterscheiden sich natürlich. Die Ronin heilen die Gruppe beispielsweise oder beschwören verbündete Geisterhunde auf dem Schlachtfeld herauf, die dann für kurze Zeit an unserer Seite kämpfen. Welche Fähigkeiten euch aktuell zur Verfügung stehen, bestimmt das jeweilige Charakterlevel. Sammelt ihr mehr Erfahrung, könnt ihr aktive und passive Talente vor Spielbeginn spezialisieren und anpassen.

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Ghost of Tsushima
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Zwischen diesen vier Klassen müsst ihr euch nach dem Tutorial entscheiden. Später könnt ihr alle Figuren freischalten.

Für den Spielfortschritt außerdem relevant ist euer KI-Level. Ihr sammelt nach Abschluss eines Matches Beute und die kommt nicht nur in verschiedenen Seltenheitsgraden und mit zufälligen Perks, sondern auch mit einer entsprechenden Stufe. Das zugrundeliegende Prinzip funktioniert genau wie in Destiny und Co., sprich der Durchschnitt eurer angelegten Gegenstände bildet eure aktuelle Kampfstärke. Ihr könnt auch am Anfang schon die schwierigsten Feinde bekämpfen, dann verursacht ihr allerdings keinen Schaden und sterbt bei einem Gegentreffer.

Nachdem wir das alles besprochen haben, lasst uns endlich zu den Spielmodi von Ghost of Tsushima: Legends kommen. Zuerst einmal gibt es die klassischen Story-Missionen, die für zwei Spieler ausgelegt sind. Hier folgen wir den Ghosts, die großes Unrecht an den Menschen von Tsushima vereiteln und in insgesamt neun Missionen die Pläne einer finsteren Macht durchkreuzen. Das mystische Setting ist sehr düster und grotesk, denn die dämonischen Oni-Kräfte nutzen Menschenopfer für ihre furchtbaren Gräueltaten aus. Das wird nicht nur narrativ thematisiert, es kommt auch in den Spielmechaniken zum Vorschein.

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Beispielsweise sind Feinde unzertrennlich miteinander verbunden und müssen gemeinsam zeitnah ausgeschaltet werden, sonst steht ihre bessere Hälfte immer wieder von den Toten auf. Eine andere Mechanik ist an die elementaren Kräfte der Götter gekoppelt, denn die Ghosts können sich mit ihrer mystischen Magie aufladen, um unsichtbare Plattformen zum Vorschein zu bringen oder um spezielle Portale zu schließen. Außerdem müssen spezielle Feinde mit einer bestimmten Elementarart attackiert oder betäubt werden, da sie sonst durch einen mächtigen Schild geschützt sind.

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Auf den höheren Schwierigkeitsgraden kommen wechselnde Modifikatoren und sekundäre Ziele ins Spiel, wodurch zusätzliche Belohnungen freigeschaltet werden.

Die Story-Missionen bereiten euch narrativ auf den Raid vor, "Die Geschichte von Iyo". Dieser Late-Game-Herausforderung sollten sich nur die allerbesten Spieler stellen, denn es wird ein hohes KI-Level vorausgesetzt. Weil so viel Absprache erforderlich ist, gibt es momentan auch kein Matchmaking. Ihr benötigt also eine eingeschworene Truppe, um die drei Kapitel abzuschließen. Der Raid setzt vor allem Koordination und Absprache voraus, da die Koop-Spielmechaniken aus dem Story-Modus nun auf vier Spieler ausgeweitet wurden.

Die Teilnehmer müssen sich beispielsweise mit Elementen aufladen und gemeinsam unter Zeitdruck Sprungpassagen absolvieren, während ein vierter Spieler die Angelegenheit koordiniert. Vor allem im langen, zweiten Kapitel treibt Sucker Punch dieses Prinzip auf die Spitze, dafür werden die Spieler aber immer wieder mit schweißtreibender Wellenabwehr und ausladenden Vistas in der abnormalen Szenerie belohnt. Das dritte Kapitel ist ein einziger Bosskampf und der wird phänomenal inszeniert, denn der gefährlichen Hohepriesterin stellen die Ghosts abwechselnd im tödlichen Duell.

Der dritte Spielmodus heißt Survival und dort begeben sich bis zu vier Spieler gemeinsam in Hordenschlachten, um heranstürmende Mongolen abzuwehren. Die Spieler sollen in diesem Modus drei Zonen verteidigen, sie müssen sich also irgendwann zwangsläufig aufteilen. Befinden sich die Gegner zu lange im kleinen Zielbereich, ohne dass ein Ghost ihnen die Stirn bietet, verliert ihr das Gebiet und büßt einen Teil eurer Lebensenergie ein. Sollten alle Spieler gleichzeitig verwundet am Boden liegen oder wurden alle Zonen eingenommen, endet das Match.

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Der Suvival-Spielmodus hat auf älteren PS4-Modellen einige Performance-Probleme und muss auch visuell Abstriche in Kauf nehmen.

Es gibt aktuell nur vier Survival-Karten und die spielen sich auch alle relativ gleich. Alle fünf Wellen kommt es zu einem "Bosskampf", aber das sind nur erschwerende Modifikatoren. Häufig stürmen in dieser Welle dann besonders viele Feinde eines Typs auf das Feld oder Leichen explodieren nach einer Weile. Um auf solche Gegebenheiten reagieren zu können, können sich die Spieler mit im Match gesammelten Punkten unterstützende Talente kaufen, die ihnen in brenzligen Situationen aushelfen. Je nachdem wie weit ihr mit eurer Truppe kommt, hangelt es am Ende Ausrüstung.

Ghost of Tsushima: Legends bietet also jede Menge Beschäftigung, falls ihr vom Samurai-Kampf nicht genug bekommen könnt. Das Gameplay ist nicht die Krone der Koop-Schöpfung, aber es spielt sich zackig und unterhält gut und gerne noch ein paar Stunden. Die Story und der Raid haben einiges zu bieten, vor allem visuell hatte ich damit noch einmal großen Spaß. Survival ist wohl am ehesten Geschmackssache, auch weil die Matches sehr lange andauern und zu chaotisch sind. Weil das alles für Besitzer des Hauptspiels aber kostenlos zur Verfügung steht und auf dem soliden Gameplay-Fundament von Ghost of Tsushima aufbaut, kann man sich das Legends-Update ruhig anschauen.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
fantastischer Raid mit üppigen Schauwerten und phänomenalem Ende, portionierte Koop-Kampagne, für Besitzer des Hauptspiels kostenlos.
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Survival ist ein bisschen stumpf, das geteilte Inventar- und Ausrüstungssystem ist ein notgedrungener Lösungsansatz, Hitboxen sind manchmal ein Problem.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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KRITIK. Von Stefan Briesenick

Sucker Punch tauscht Superheldenkräfte gegen altes Eisen und strenge Traditionen. Wir haben alle Fesseln fallengelassen, um unsere Heimat zu befreien.



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