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Fracked

Fracked

In der echten Welt ist Fracking aufgrund seiner Umweltbelastung umstritten, doch in der virtuellen Realität sorgen wir wie einst Steven Seagal einfach für brennendes Eis!

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Entschuldigung für diese Einführung, wir wollten nur die richtige Stimmung für das neue Spiel von nDreams schaffen. Das Game fühlt sich wie ein spielbarer B-Movie an und lässt keine Chance für Wortspiele mit seinem Titel verstreichen - einem Namen, bei dem man nur das „r" weglassen muss, damit er schon ein bisschen witzig klingt. Natürlich ist Fracking eine Bohrtechnik, die in diesem Fall von einem übellaunigen Oberbösewicht eingesetzt wird, der unseren ahnungslosen Planeten ausbeutet und eine ganze Armee willenloser Handlanger kontrolliert, um jeden Widerstand zu ersticken. Und diesen Widerstand stellen natürlich wir dar, ein Einzelgänger, der einfach nur dem Alltag entfliehen wollte. Jetzt haben wir keine andere Möglichkeit, als uns diesen bösen Mächten im Alleingang zu stellen. Mit unserer freundlichen Pilotin Rosales, die uns die genreüblichen Instruktionen über Funk gibt, tauschen wir schlagfertige Einzeiler aus, während wir bei unseren lilagesichtigen Gegnern die Waffen sprechen lassen.

Bevor wir aber dazu kommen, begeben wir uns erst einmal auf eine total verrückte Abfahrt - auf Skiern müssen wir einer Lawine entkommen. Die Steuerung ist absolut einfach und funktioniert durch das Neigen des Kopfes. Wie wir später verstehen, wurde das so gewählt, damit wir unsere Hände zum Schießen frei haben! Als nächstes werden wir in die Ego-Shooter-Steuerung eingeführt und es ist von Anfang an klar, dass diese komplett auf die alternden Move-Controller zugeschnitten wurde, die zum Spielen obligatorisch sind. Die Kontrolle unserer Bewegungsrichtung und der Geschwindigkeit durch Zeigen und Neigen des Controllers an unserer „schwachen" Hand fühlt sich sehr elegant an. Doppeltippen auf die Move-Taste lässt uns sprinten und wir können uns mit den etwas suboptimal konstruierten Action-Buttons auch drehen.

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Auch beim Nachladen wurde eine schöne Balance gefunden, da wir ein neues Magazin nur wenige Zentimeter in unsere Waffe hineinschieben und sie dann durchladen müssen. Das ist ein schöner Kompromiss zwischen der komplizierten, „realistischen" Waffenhandhabung und dem „1-Knopf-Nachladen", die einem VR-Spiel einfach nicht gerecht wird. Überraschend durchdacht wirkt zudem das Deckungssystem: Anstatt uns mit dem ganzen Körper zu ducken oder um Ecken zu spähen, greifen wir mit der Hand nach der Kante eines Objekts und können uns dann in eine optimale Position ziehen. Auf diese Weise ist das Spiel auch im Sitzen gut spielbar - dies wird sogar von den Entwicklern empfohlen. Insgesamt funktioniert die Steuerung somit überraschend gut und deshalb ist Fracked eines der wenigen PSVR-Spiele mit freier Bewegung, bei denen wir nicht das Gefühl haben, dass der Kampf gegen die Controller eine größere Herausforderung darstellt, als gegen unsere Feinde. Nein, die Action fühlt sich jederzeit flüssig an und macht richtig Spaß.

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Was die Grafik angeht, macht das Spiel mit seinen verschneiten Bergszenarien und industriellen Anlagen nichts verkehrt. Der Look hat eine gewisse Cel-Shading-Anmutung und erinnert uns stark an das Borderlands-Franchise. Besonders auf der PS5 sind die Auflösung und das Anti-Aliasing erstklassig und heben die Optik wirklich hervor. So schießen wir, fahren Ski und zischen an Seilzügen durch die Level, die eine Mischung aus Korridoren und offeneren Bereichen sind, in denen wir oft aufgefordert werden, ein paar Wellen von Feinden abzuwehren.

Die bösen Schergen sehen leider fast alle gleich aus, bis auf die üblichen Ausreißer von „Screamern" und „Tanks" - buchstäblich schreiende, diamantbesetzte Verrückte, die uns erreichen wollen, bevor sie explodieren, und riesige Kolosse mit Treibstofftanks auf dem Rücken, die erst in die Knie gezwungen werden müssen, damit wir ihre Schwachstelle treffen können. Natürlich gibt es damit keinen Innovationspreis zu gewinnen, aber das Ganze ist schön abgeschmeckt mit etwas Klettern, das wirklich gut funktioniert, und dem einen oder anderen Hebel, der hier und da gedrückt oder gezogen werden muss.

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Schicke Grafik, jede Menge Action und eine knackige Steuerung. Schade, dass Fracked beim ersten Durchspielen nur etwa drei Stunden lang beschäftigt.

Ein kleines Problem ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels. Wir haben anfangs die Wahl zwischen leicht und normal und der Hauptunterschied besteht darin, dass unsere Waffe auf leicht einen Laserpointer hat. Das hilft aber natürlich nicht wirklich, da die Knarren, die wir finden können, etwas sperrig sind und keine gute Treffergenauigkeit bieten. Nach ein paar Treffern sind wir leider schon erledigt und die Feinde kommen oft von allen Seiten, also wird es chaotisch.

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Außerdem gibt es viele Situationen, in denen Gegner auf unbestimmte Zeit erscheinen, bis wir den richtigen Teil im Level gefunden haben, mit dem wir interagieren können, was manchmal besser kommuniziert werden könnte. An anderen Stellen (zum Beispiel beim Wiederholen einer solchen Situation) können wir direkt an den vorgesehenen Ort gehen, können dann aber nicht weitermachen, bevor wir nicht genügend Bösewichte erschossen haben. Dass die manchmal aus dem Nichts direkt vor uns spawnen oder es irgendwie schaffen, eines der vielen explodierenden Fässer zu treffen (die uns sofort töten, wenn wir ihnen zu nahe sind) frustriert etwas.

All das ist kein großes Problem, denn das Spiel macht enormen Spaß und es schadet nicht, ein paar Schießereien öfter als nötig zu wiederholen. Was jedoch wie ein Versehen wirkt ist, dass das Verlassen eines Levels, bevor es beendet ist, uns immer ganz an den Anfang zurückwirft - Checkpoints sind zwar vorhanden, aber sie funktionieren nicht, wenn wir das Spiel beenden. Bei einem rasanten VR-Spiel kann einem nach einer Weile aber schon mal schwindelig werden und da ist es nicht wirklich schön, Spieler zu zwingen, ein Level bis zum Ende durchstehen zu müssen. Glücklicherweise kann uns der Ruhemodus der Playstation hier retten.

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Daher gibt es nur einen großen Kritikpunkt am Spiel und das ist wieder einmal, dass es sich zu kurz anfühlt. Natürlich will man immer mehr, wenn man Spaß hat, aber wir haben nur etwa dreieinhalb Stunden gebraucht, um Fracked abzuschließen und da es so actionreich und lustig ist, wollten wir mehr. Leider steht anschließend lediglich die Suche nach versteckten Münzen in den Levels oder das Durchspielen auf dem Schwierigkeitsgrad "Schwer" auf dem Programm. Beim vorherigen VR-Spiel von Entwickler nDreams, Phantom: Covert Ops, gab es ebenfalls eine etwas knapp bemessene Spielzeit, aber dieses Spiel hatte mit seinem Stealth-Gameplay ein völlig anderes Tempo, das uns irgendwie befriedigter zurückgelassen hat.

Trotzdem ist es absolut klar, dass Fracked ein Riesenspaß ist und es ist wirklich klasse, dass seit der Ankündigung von PSVR2 die VR-Bemühungen von Sony wieder zugenommen haben, sodass wir im vorangeschrittenen Produktzyklus der ursprünglichen PSVR immer noch eine wirklich gute Auswahl an Qualitätstiteln erhalten. Die PS5 ist eine großartige, sehr erschwingliche Möglichkeit, einen Eindruck von der großartigen Immersion zu bekommen, die die virtuelle Realität zu bieten hat - insbesondere mit einem gut designten und fein polierten Titel wie Fracked.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
reibungslose Steuerung mit PS Move, tolle Grafik auf PS5, actiongeladenes Gameplay
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kurze Spielzeit, eher hoher Schwierigkeitsgrad
overall score
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