Crash it.
Drift it.
Race it.
Makes Us.
Harder.
Better.
Faster.
Faaasteeer.
Rubber.
Tires.
Ours.
Never.
Ever.
Burn out.
Lose it.
Own it.
Crash it. Harder. Drift it. Better.
Race it. Faster. Makes us. Faaasteeer.
Rubber. Ever. Tires. Burn out.
Ours. Lose it. Never. Own it.*
Ich mag den Controller nicht weglegen. Ich mag einfach nicht. Ich will weiterfahren, aber die Augen machen nicht mehr mit. Das Hirn auch nicht. Ich bin gerade im minzfarbenen und vollends aufgepimpten Bugatti Veyron mit 387,34 Stundenkilometern durch eine Radarfalle gerast. Kam rausgeschossen aus einem Feld mit blühendem Klatschmohn. Bin knapp vorbeigerauscht an einem toskanischen Steinhaus. Zwischen zwei Bäumen durch zurück auf die Straße geballert, über eine Verkehrsinsel gesegelt und dann durch den Blitzer durch. Am Ende habe ich völlig die Kontrolle verloren und bin im Gegenverkehr zerschellt. Sekundenschlaf, viele Sekunden.
Aber ich will nicht aufhören zu spielen. Ich will weiterspielen, obwohl es morgens 02.17 Uhr ist. Ich muss um kurz vor Sieben aufstehen, verdammt. Aber ich will in meinem Club die Wochenrangliste weiter anführen. Will die meisten Erfahrungspunkte haben. Die schönsten und schnellsten Autos in jeder Klasse. Will online der Beste sein. Forza Horizon 2 hat mich jedenfalls voll gepackt. Es war schon seit der ersten ausgiebigen Testfahrt klar, dass das passiert.
Das Spaßrennspiel macht einfach so unglaublich viel Bock. Es ist herrlich, in der offenen Spielwelt rumzurasen. Riesig ist sie nicht, für meinen Geschmack sogar zu klein. Ich hätte gerne mehr Europa gehabt, nicht nur etwas Riviera und französisches Land. Hätte gerne etwas mehr Abwechslung gehabt beim Look der Welt, mehr hoch und runter. Aber das ist wohl nicht so einfach vermutlich, wenn man einen dynamischen Tagesablauf simulieren muss inklusive zufälligem Wetter. Genau dieser Punkt führt dazu, dass die Rennen immer spannend bleiben. Wer es bis ins Horizon-Finale schafft, wird nach dem Rennende wissen, wie ich das meine.
Spannung erzeugen auch die Drivatare. Sie machen Forza Horizon 2 im Solomodus zu einem verdammt großen Vergnügen. Man fährt relaxt ganz alleine und trotzdem gegen Freunde, die das Spiel auch haben. Deren Skills werden quasi durch den Drivatar repräsentier, dessen Fähigkeiten wir zudem einstellen können. Ein schönes Konzept, das dem Spiel echtes Leben einhaucht und einen wirklich großen Unterschied macht. Extrem nett sind die zufälligen Rennen, die man gegen fast jeden der überall herumfahrenden Wagen starten kann. Einfach so. Ans Heck rasen, X-Taste drücken, um ein Rennen an exakt dieser Stelle starten. Die Strecke wird zufällig ausgewählt, die Profi-Drivatare suchen sich hemmungslos die ideale Route.
Das Fahrgefühl ist schlicht großartig gemacht für ein Arcaderennspiel. Man spürt die Unterschiede des Untergrunds ebenso deutlich wie die Eigenheiten der Wagen. Erlebt die Unzähmbarkeit eines Black-Edition-AMG ebenso wie die sachliche Überlegenheit eines F430 oder die brutale Präzision eines Pagani Zonda. Mit einem Lenkrad ist das Fahrgefühl wie immer netter als am Controller, aber durch den Arcade-Fokus ist der Unterschied nicht so gewaltig. In jedem Fall bringen einen Skills schneller ins Ziel: profunde Streckenkenntnis, Risikobereitschaft und das konsequente Ausnutzen böser Abkürzungen. Super ist auch, dass man für alle Fahraktionen Erfahrungspunkte bekommt. Je besser und fehlerfreier man fährt, umso länger wird die Kombokette. Schnell verflucht man jeden Unfall, ist aber trotzdem immer am Risikolimit unterwegs. Die Erfahrungspunkte investiert man in 25 Perks und sie leveln den Spielerrang rein kosmetisch hoch. Hält einen auf jeden Fall bei Laune.
Aber erst der Onlinemodus macht das Spiel zum Dauerbrenner. Man kann entweder im Freien Modus einfach rumdüsen und einzelne Events spielen oder sich gemeinsam mit bis zu zwölf Fahrern zur Autotour treffen. Die ermöglicht feste Meisterschaften mit vier zufälligen Rennen, die aus dem Pool vom Querfeldein-, Team-, Straßen- und Streckenrennen gespeist werden, aber auch zwei Varianten von Spaßrennen zum gegenseitigen Rammen enthalten. Man kann auch mit seinem eigenen Club unterwegs sein, der bis zu 1000 Mitgliedern haben kann. Je mehr Mitglieder, umso schneller levelt man Erfahrung, also immer sofort einem Club beitreten (der von Gamereactor & Friends heißt übrigens M00N).
Die Optik von Forza Horizon 2 ist toll, in den allermeisten Momenten und egal aus welcher Fahrperspektive. Im Cockpit sieht es am schönsten aus, es ist allerdings manchmal für die Übersicht problematisch, gerade bei Ausflügen in die Botanik sieht man schnell nix mehr. Leider gibt's unschöne Patzer wie das eindimensionale N64-Gras, in das man immer wieder hineinslidet, wenn man nach dem Drücken der X-Taste automatisch einem Rennen beitritt. Und vieles ist bei genauer Betrachtung ziemlich schwach texturiert, was man aber im Spiel bei den Geschwindigkeiten kaum wahrnimmt. Und es wird wettgemacht von Rennen in den Sonnenaufgang hinein, kurz nachdem der nächtliche Regenguss aufgehört hat und die Straße langsam trocknet.
Das klingt zwar alles im Prinzip sehr gut. Aber es gibt leider eine Menge Probleme im Detail.
Ist die "Story" (ich nenne sie mal höflich so) abgeschlossen, warten noch ewig viele Stunden Rennen auf einen. Das ist nett, wären es nicht immer die gleichen Rennen nur in unterschiedlichen Rennklassen. Da jeder nach knapp zehn Stunden Spielzeit glücklich in einem der guten S2-Hypercars sitzt, erschließt sich nicht unbedingt der Spaß daran, danach in einem VW Golf die gleichen Rennen bei halber Geschwindigkeit zu gewinnen. Natürlich kann man noch Erfahrungspunkte-Werbetafeln suchen und kaputt fahren, während man versucht, das gesamte Streckennetz zu erkunden, um das Achievement dafür zu bekommen. Aber irgendwie ergibt das trotzdem nicht so viel Sinn. Und schon bei den 60 Rennen bis zum Horizon-Finale hat man schnell das Gefühl, immer die gleichen Runden zu drehen, wenn man nicht konsequent Meisterschaften wählt, die was mit Rally zu tun haben.
Das Spiel legt einem den Spaß nicht einfach aufs Tablett, man muss ihn sich suchen. Ich habe nach der Story einen Abend damit verbracht, auf möglichst vielen Radarfallen die Nummer eins zu werden. Ein herrlicher Spaß. Oder mit den Kollegen im Ford Transporter gegeneinander den Infektions-Multiplayerquatsch machen - alle müssen natürlich mit Innenperspektive und damit kaum noch Sicht fahren. Wer aber drauf setzt, einfach nur das Spiel zu spielen, gerät unter Umständen schnell in eine Ödnisendlosschleife.
Dazu gesellen sich immer wieder unlogische Entscheidungen in der Produktion. Man kann keine Autos verkaufen oder verschenken, sondern nur in die Mülltonne kloppen, was den Sammeltrieb irgendwie bremst. Es gibt keine eigenen Playlists für den Multiplayer, man kann nur die Vier-Rennen-Zufallsevent der Autotour spielen oder je einen Event im Freien Modus. Hätte man hier einfach Wegpunkt an Wegpunkt legen können, es wäre so viel besser gewesen. Eigene Playlists hätte ich auch für den Soundtrack gerne gehabt, denn mindestens 50 Prozent der Musik ist unbrauchbarer Trash. Dazu nerven lange Ladezeiten vor und nach den Rennen. Außerdem ist kolossal dumm, dass bei den Autotour-Fahrten zu Festival-Hotspots und innerhalb von Events die Radarfallen und Temposektionen nicht aktiviert sind. Und Solospieler lernen schnell, dass man selbst die schlauste Drivatar-KI austricksen kann, indem man einfach kurz die Zeit zurückspult und dann der Wagen des vor einem Führenden zwanghaft bremst oder sich versteuert. Es sind viele kleine Dinge, die am Ende die 9/10 für mich verhindern.
Das originale Forza Horizon hat eine 10/10 bei uns bekommen. Hätte es von mir damals nicht bekommen, ich war aber im Urlaub und konnte es nicht spielen. So sehr ich Forza Horizon 2 für das schätze, was es ist, die große Liebe aus der Vorschau ist etwas enttäuscht worden vom Alltag. Wir werden trotzdem eine ganze Weile zusammenbleiben, Forza Horizon 2 und ich. Bin ja erst Level 85, da ist noch reichlich Luft nach oben.
Inspiration, Daft Punk