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Earth Defense Force: Insect Armageddon

Earth Defense Force: Insect Armageddon

Alarm im Weltall; die Ravager greifen an! Die fiese Alienrasse setzt ganz auf die Shock and Awe-Taktik und lässt deswegen neben silberglänzenden Ufos, Kampffliegern und Mechs auch jede Menge eklige Rieseninsekten auf die Menschheit los. Von Ameisen bis Zecken ist alles dabei...

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Earth Defense Force: Insect Armageddon ist bereits der vierte Teil einer Serie, die in Europa relativ unbekannt ist. Sie nahm ihren Ursprung als Teil der japanischen PS2-Billigspielreihe Simple Series. Der dritte Teil Earth Defense Force 2017 wurde 2009 immerhin zum meist verkauften Game on Demand auf der Xbox 360 - in Japan.

Anscheinend Grund genug, den Ableger Insect Armageddon beim amerikanischen Studio Vicious Cycle in Auftrag zu geben und das extrem sperrige, aber dadurch auch irgendwie erfrischende Konzept der Serie in ein westliches Korsett zu zwängen. Auf den ersten Blick warten hier eigentlich gar keine Überraschungen. Wir rennen als Teil der Erd-Verteidungskräfte in der Third-Person-Perspektive durch die Straßen einer zunehmend demolierten Welt und schenken den Aliens ein - mit allem, was die Waffenkammer hergibt.

Dennoch erwarten sowohl die wenigen EDF-Veteranen als auch die neuen Rekruten nach dem Einlegen des Spiels einige Überraschungen - denn inkonsequenter Weise ist das Spiel trotz seines Reboot-Ansatzes so sehr an die Vorgänger angelehnt, dass vieles recht merkwürdig anmutet. So gibt es weder eine Einführung der Story noch ein Tutorial. Der von der Einsatzleiterin gesprochene Satz "Wie sie wissen, wurde die Erde von Außerirdischen überrannt" sowie eine zweiseitige deutsche Anleitung müssen reichen.

Earth Defense Force: Insect Armageddon
In knapp fünf Stunden hat man sich bis in die Innenstadt vorgekämpft und alle 15 Missionen durchgestanden.
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Beide Arten von Spielern wundern sich also erst einmal über das Spielfiguren-Menü, das nach und nach vier verschiedene Kampfanzüge mit unterschiedlicher Panzerung, Bewaffnung und Agilität bereitstellt. Und sie wundern sich über ein unübersichtliches Interface für die Wahl der zwei mitgeführten Waffen.

Anschließend wird die EDF-Crew aus drei Soldaten, die entweder menschlich (3 Spieler online, 2 auf dem heimischen Splitscreen) oder von der CPU gesteuert sind, im Feindesgebiet abgesetzt. Der Ort des Geschehens ist mitten im Ghetto von New Detroit. Hier gilt es dann, Wegpunkte auf der Karte abzuklappern, und aus allen Gründen, die die Einsatzleiterin sich aus den Fingern saugen kann, einfach alle Insekten zu vernichten. Dabei erfreuen gelegentlich Medipack-Oasen, nutzbare stationäre Geschütze oder sogar mal ein Panzer, wogegen die eng gesteckten Levelbarrieren eher nerven. Hat man sich in den nächsten Stunden gerade an das Spielprinzip gewöhnt, alle Gegner kennen gelernt und das unnötig komplizierte Zusammenspiel aus Erfahrungspunkten, Credits und einsammelbaren Waffen verstanden, ist das Spiel auch schon wieder vorbei: In knapp fünf Stunden hat man sich bis in die Innenstadt vorgekämpft und alle 15 Missionen durchgestanden. Kenner der Serie wissen jedoch bereits: Der normale Schwierigkeitsgrad ist nur zum Aufwärmen, der echte Spielspaß wartet bei den härteren Varianten.

Trotzdem müssen sich die Entwickler eine gewisse Faulheit vorwerfen lassen. Sicherlich liegt der Schwerpunkt des Games auf lustigen Multiplayer-Runden, die sich im Survival-Modus sowie dem Kampagnen-Remix mit verändertem Gegneraufkommen fortsetzen - nur ist Earth Defense Force: Insect Armageddon weder ein Gears of War noch ein Halo. Dazu wirkt das Game einfach zu altbacken und abwechslungsarm.

Earth Defense Force: Insect Armageddon
Die Grafik ist zwar einigermaßen zeitgemäß, kämpft aber trotz ihrer Mittelmäßigkeit mit Pop-ups und Slowdowns.
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Die Grafik ist zwar einigermaßen zeitgemäß, kämpft aber trotz ihrer Mittelmäßigkeit mit Pop-ups und Slowdowns. Dies lässt sich wegen der teilweise haarsträubenden Action auf dem Bildschirm noch verzeihen - die Tatsache, dass der Trash-Faktor des Designs deutlich heruntergeschraubt wurde, eher nicht. Es kommt viel weniger Ameisensäure und Spinnenschleim zum Einastz, und das Gegnerdesign lehnt sich eher an aktuelle Sci-Fi-Filme an, statt an 70er-Jahre-Epen wie Godzilla. Unerklärlicher Weise wirken die Feinde somit trotz besserer Grafik viel weniger eklig, und ein Großteil des Charmes der Serie geht verloren.

Bleibt die Frage: Welche Zielgruppe will das Spiel ansprechen? Für echte EDF-Fans wirkt es jedenfalls eher wie eine Nebenstory, die die Zeit bis zum nächsten offiziellen (japanischen) Teil der Serie angenehm verkürzen kann. Bei allen anderen besteht die legitime Gefahr, dass sie frustriert die anfangs sehr schwachbrüstigen Flinten ins Korn werfen und so den wahren Reiz des Spieles nie kennen lernen. Denn mit den hochgerüsteten Ballermännern und Soldaten, am besten im Team mit zwei anderen, jeweils unterschiedlich spezialisierten Cracks, ist das Spielerlebnis ganz anders: Jeder Soldatentyp hat nämlich ganz eigene Waffen und Möglichkeiten, die von einem Schild über das Absetzen von Automatikkgeschützen bis hin zum Jetpack reichen. Auch die Wahl der zwei Waffen, die während der Mission nicht getauscht werden können, hat hohe strategische Tragweite. In einem idealen Team hat man sich vorher abgesprochen, wer sich auf welche Art von Gegnern konzentriert, und leistet so echtes Teamwork. Erst dann entfesselt diese Orgie aus endlosen Horden von Krabbelviechern, herumfliegenden Autos und im Sekundentakt einstürzenden Gebäuden eine ganz eigene Form von süchtig machendem Spielspaß.

Wer jedoch gar keinen Draht zu B-Movies hat oder Spiele nur wegen ihrer Story durchzocken möchte, der sollte von unserer Wertung im Geiste einen Zähler abziehen und sich lieber den vielen anderen Toptiteln zuwenden.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Frisches B-Movie-Szenario, Multiplayer-Spaß (auch offline), motivierendes Aufleveln
-
sehr kurze Hauptkampagne, biedere Technik, wenige Locations/Maps
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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