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Destiny 2: The Witch Queen

Destiny 2: Die Hexenkönigin

Bungie heißt in einer neuen Erweiterung, die vieles richtig macht, einen lang ersehnten Gegner willkommen.

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Es lässt sich nicht leugnen, dass Destiny 2 bei der Veröffentlichung im August 2017 eine Menge zu wünschen übrig ließ. Der Loot-Shooter fühlte sich zu Beginn leer an, was dadurch verschlimmert wurde, dass sich die Inhalte häufig wiederholten. Dieser Eindruck setzte sich im ersten Jahr fort, als wir die grundlegenden und ziemlich langweiligen Erweiterungen Curse of Osiris und Warmind bekamen. Zum Glück hat sich Bungie seitdem zusammengerissen und mit der herausragenden Forsaken-Kampagne viele Fehler korrigiert. Es folgten die beiden Add-Ons Shadowkeep und Beyond Light, die einige neue Features mit sich brachten.

Der fortlaufend erzählten Geschichte fehlte in dieser Zeit die nötige Ernsthaftigkeit, die einem so umfangreichen Science-Fiction-Universum innewohnen sollte. Die neueste Erweiterung, Destiny 2: Die Hexenkönigin, soll diese Tragweite laut Bungie mit sich bringen. Das Entwicklerstudio verspricht, dass sich die Spieler erinnerungswürdige Gebiete erschließen und bahnbrechende Momente erleben werden, die seit der Ermordung von Cayde-6 zu Beginn von Forsaken gefehlt haben. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Die Hexenkönigin erfüllt die meisten dieser Versprechen.

Wie der Name der Erweiterung bereits verrät, dreht sich die Geschichte um die Hexenkönigin der Hive-Fraktion, Savathûn. Langjährige Destiny-Spieler werden von diesem Charakter sicher schon einmal gehört haben, denn der Name ist in den Jahren immer mal wieder fallen gelassen worden. Nun treffen wir zum ersten Mal selbst auf die brutale und gerissene Meisterin des Chaos. Diesem unglaublich mächtigen Wesen ist es kürzlich gelungen, das Licht des Reisenden zu zähmen und zu manipulieren, um es als eigene Energiequelle zu nutzen. Dadurch wird die Hexenkönigin so gut wie unsterblich.

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In der Geschichte werden wir herausfinden, wie Savathûn das Licht für sich und ihre Untertanen beanspruchen konnte und welche Pläne sie damit verfolgt. Die Rahmenhandlung unterscheidet sich von allem, was wir bisher in Destiny gesehen haben, da es Bungie gelingt, die Spieler in eine moralische Zwickmühle zu drängen. Dank der Einführung von speziellen Hive-Kriegern, die genau wie die Hüter Geister benutzen, um den Klauen des Sensenmannes zu entkommen, werden die treuen Verfechter des Guten im Verlauf dieser Geschichte ihre eigene Existenz in Frage stellen.

Die als Champions bekannten Elite-Feindtypen haben den Schwierigkeitsgrad von Destiny 2 in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht, was das Spiel aufgrund der immer mächtiger werdenden Charaktere auch nötig hat. Diese Gegner zwingen uns dazu, Modifikationen und spezielle Waffen zu benutzen, um sie zu besiegen, was etwas Planung voraussetzt. Gegner, die vom Licht Savathûns gesegnet sind, sind eine andere Art von Herausforderung, die erfrischend wirkt, aber eine ebenso große Aufgabe darstellt. Diese Feinde können das Licht kanalisieren, um besonders gefährliche Versionen der Superkräfte heraufzubeschwören, mit denen sich die Hüter gegen die Verderbnis währen.

Akolythen können zum Beispiel, ähnlich wie die Jäger-Klasse Revolverheld, Solardolche hervorzaubern, um euch damit zu brutzeln. Ritter schleudern wie ein Titan Void-Schilde umher und Zauberer werden euch mit Blitzblitzen schocken, genau wie die Stormcaller-Subklasse des Warlocks. Die Ähnlichkeiten gehen aber noch weiter, denn jeder dieser Feinde hat Zugriff auf die bekannten Klassenfähigkeiten, die allen Hütern eigen sind. Dadurch weichen bestimmte Akolythen plötzlich all euren Schüssen aus, was normalerweise nur einem flinken Jäger gelingt.

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Destiny 2: The Witch Queen
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Der Grund dafür, warum ich The Witch Queen als eine so ambivalente Erfahrung bezeichnen würde, ist der, dass die vom Licht gesegneten Hive-Feinde (genau wie die Hüter) nach ihrem Tod wiederauferstehen können. Um das zu verhindern, müsst ihr ihre Geister vernichten, was auf befriedigende Art und Weise animiert wird. Die Tat selbst ist jedoch beunruhigend, da die Hüter etwas ins Visier nehmen müssen, das ihnen sehr ähnlich ist. Sie zerstören etwas, das mit der gleichen Essenz der Reinheit und Tugend gesegnet ist, wie sie selbst. Dieses DLC wirft somit Fragen über den eigenen Geist, über die Aktionen der Vorhut und in gewissem Maße auch Savathûn selbst auf.

Diesmal kann man die Missionen der Kampagne abschließen, ohne allzu stark durch das eigene Licht-Level eingeschränkt zu werden Die Missionen selbst sind länger und tiefgreifender, und darauf ausgelegt, uns in Intervallen Belohnungen vor die Füße zu werfen, die euch merklich stärker machen. Bungie bietet direkt zum Start zwei Schwierigkeitsgrade für unterschiedliche Spielertypen an: Neuere oder weniger erfahrene Spieler können die Option "Be Brave" wählen, die einen Großteil der Herausforderung zugunsten einer einfacheren Erfahrung entfernt. Veteranen wählen den "Become Legend"-Modus, der eine weitaus zermürbendere Herausforderung bietet und bessere Belohnungen für die Mühen bereithält. Letzterer ist ideal für diejenigen, die schnell durch den typischen und zugegebenermaßen recht langweiligen Grind-Prozess in Richtung Level-Cap kommen wollen.

Der neue Schauplatz, Savathûns Thronwelt, ist ein erschütternder und doch seltsam schöner Ort. Er hat das böse und unbarmherzige Aussehen der Hive-Architektur, präsentiert sie aber in einer polarisierenden, reinen und weiß getünchten Farbpalette, die durch die umliegenden feuchten und verrotteten Sümpfe noch einmal kontrastiert wird. Wie man es sich von einem Destiny-2-Level erhofft, wimmelt es dort nur so von verlorenen Sektoren, öffentlichen Ereignissen, Minibossen und Rätseln. Es ist ein idealer Ort für die versiertesten Destiny-Codeknacker, die in diesem Level unzählige Stunden verlieren werden.

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Diejenigen da draußen, die sich nach dem Grind sehnen, könnten The Witch Queen dank der Einführung von Waffen-Crafting etwas befriedigender finden. Dieses System bringt ein neues Maß an Freiheit bei der Auswahl und Anpassung der eigenen Waffen, das mit dem Sammeln neuer Materialien und Ressourcen einhergeht. Der Aufwand ist extrem hoch, wenn ihr den größten Nutzen daraus ziehen wollt, aber dafür werdet ihr mit perfekt abgestimmten Waffen belohnt. Nennenswert ist auch die Inklusion der Gleven, einer Mischung aus Nah- und Fernkampfwaffe, die Schwerter recht antiquiert aussehen lassen.

Obwohl Bungie seit Jahren an der Feinabstimmung des Destiny-2-Erlebnisses feilt, gibt es immer noch Elemente, die sich für mich archaisch anfühlen. Wie ich bereits erwähnt habe, hilft die Kampagne beim Power-Grind, aber sich damit abzufinden, im Laufe der Saison 210 Power-Level zu steigen, fühlt sich anstrengend und ein wenig sinnlos an. Der unerbittliche Grind, Kopfgelder für marginale Summen an Erfahrungspunkten immer und immer wieder abschließen zu müssen, nur damit man bei Händlern bessere Ausrüstung und Gegenstände erhält, ist ohne Frage Zeitverschwendung. Die Überarbeitung der Void-Subklasse, die nun ein Spiegelbild des anpassbaren Stasis-Talentbaums ist, ist hingegen eine enorme Verbesserung des Spielerlebnisses. Sie hat nur leider den Nachteil, dass sich die Solar- und Arc-Skills abgestanden und vergleichsweise langweilig anfühlen.

Destiny 2: The Witch Queen ist aufgrund seiner Neuerungen die beste Version des Live-Service-Spiels, die wir bislang gesehen haben. Die Kampagne ist bahnbrechend und durch und durch fesselnd, die neuen Gegner sind herausfordernd und erfüllend, und die Welt ist geheimnisumwittert und sie strotzt nur so vor Erkundungsmöglichkeiten. Alles, was Bungie getan hat, um zu diesem Punkt zu gelangen, einschließlich der monatelangen Verzögerung der Erweiterung, ist letztlich aufgegangen. Es hat mir das Vertrauen gegeben, dass die Richtung, in die sich die Geschichte entwickelt, letztendlich eine Belohnung bieten wird, wie wir sie noch nie zuvor in diesem Spiel gesehen haben. Die lange Wartezeit nach der Season of the Lost nehme ich gerne erneut in Kauf, wenn das Entwicklerteam mit Destiny 2: Lightfall erneut eine solche Leistung abliefert. Das Add-On Die Hexenkönigin ist deshalb meiner Meinung nach Bungies Rückkehr zu alten Leistungen.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
fesselnde Kampagne, herausfordernde Feinde, die Thronwelt zu erkunden ist eine Freude, Waffen-Crafting, Gleven sind klasse.
-
Damit sich die Erweiterung auszahlt, muss man eine Vorgeschichte mit Destiny hab. Den Level-Grind muss man mögen.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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