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Film-Kritiken
Der Richter

Der Richter

Die Oscars 2015 sind vorbei und auch Der Richter gehörte zu den Anwärtern für den begehrten Preis. Für die beste männliche Nebenrolle war nämlich der alte Haudegen Robert Duvall nominiert - für ihn bereits das siebte Mal, dass er diese Ehre hatte, und im Jahr 1984 durfte er die Trophäe sogar mit nach Hause nehmen.

Für ältere Schauspieler wird es im Business immer schwieriger, da es einfach weniger Filmcharaktere im Rentenalter gibt, aber hier konnte Duvall einmal mehr seinen Ruf als ausgezeichneter Charakterdarsteller unterstreichen. Nicht ganz unbeteiligt an diesem Erfolg ist Robert Downey Jr., den wir endlich mal wieder abseits seiner lukrativen Rollen als Iron Man und Sherlock Holmes sehen. Er ist außerdem Produzent dieses Streifens, dessen Drehbuch eine Weile auf der in Hollywood heiß gehandelten „Blacklist" der interessantesten Filmstoffe stand.

Die Geschichte dreht sich um den in seiner ländlichen Gemeinde angesehenen Richter Joseph Palmer, der überraschend zum Witwer wird. Zur Beerdigung kommt natürlich auch sein Sohn Hank (Downey), der in Chicago ein gut beschäftigter Anwalt ist. Seine moralisch fragwürdige Spezialität ist es, Schuldige vor Gericht oder schon früher herauszuboxen. Kurz nach der Beerdigung hat allerdings sein Vater, mit dem er seit Jahrzehnten zerstritten ist, einen Autounfall mit Todesfolge und der Alte findet sich selbst auf der Anklagebank wieder. Natürlich ist Hank dazu prädestiniert, ihn vor einem Lebensabend im Gefängnis zu retten - aber der Familienzwist und das Rechtsempfinden des Vaters stehen dagegen. Es ist nun also an Hank, seine Vergangenheit aufzuarbeiten, die mit dem Schicksal seiner beiden Brüder und seiner Jugendliebe verwoben ist und sich bis in die Gegenwart mit der eigenen Frau und der gemeinsamen Tochter erstreckt.

Was nach schwerem Familiendrama klingt, das auch vor unappetitlichen Altersgebrechen nicht zurückschreckt, ist allerdings ein wirklich klug gemachter Film. Fast im Stile eines Krimis erfährt der Zuschauer Schritt für Schritt, Hinweis für Hinweis, welche Leichen jede der Figuren im Keller hat und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Das Erzähltempo passt einfach immer und die Bilder wurden charmant eingefangen. Herausragend sind aber die schauspielerischen Leistungen, die das Thema auf den Punkt bringen. Jeder erwachsene Mann, der eine Distanz zu seinem Vater spürt, wünscht sich wahrscheinlich ein furioses Finale wie das dieses echt gelungenen Filmes.

Der Richter
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8 / 10
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