Vor allem die Kameraperspektive. In Dead Nation wird sich nämlich aus der Draufsicht durch die Gegnermassen geschnetzelt. Während der linke Analogstick zur Fortbewegung dient, wird mit dem rechten gezielt. Projektile werden hingegen wie gewohnt mit der Schultertaste abgefeuert. Der Titel schlägt somit in die gleiche Kerbe wie beispielsweise Lara Croft und der Wächter des Lichts, lässt sich der Bedienung ungeachtet aber vielmehr mit der Arcade-Serie Alien Breed vergleichen. Das erzählt zwar eine andere Handlung, Optik und Spielkonzept gleichen sich dafür wie ein Zombie dem anderen.
Dem Szenario entsprechend bedarf es keiner tiefgründigen Geschichte, das Bolzen steht schließlich im Vordergrund. Trotzdem haben die Entwickler von Housemarque nicht auf eine Geschichte als Rahmen verzichtet, welche die insgesamt zehn Missionen sogar mit schicken Zwischensequenzen verknüpft. So verschlägt es den Helden respektive die Heldin (ihr könnt zwischen einer männlichen oder weiblichen Figur wählen) in ein nicht näher definiertes fiktives Szenario, in dem natürlich die ausgebrochene Seuche eine Rolle spielt. Nahezu der gesamte Globus ist betroffen, eine dubiose Organisation forscht jedoch fieberhaft an einem Gegenmittel. Dazu bedarf es allerdings unter anderem der DNA unseres Protagonisten, der eine Resistenz gegen das Virus entwickelt zu haben scheint. Das ist auch der Grund, warum wir während der rund sechs Stunden unterhaltenden Kampagne noch nicht zum wild gewordenen Untoten mutiert sind.
Während der Suche nach vermeintlichen Überlebenden wird sich getreu dem Motto "Wer den Finger vom Abzug nimmt, ist bereits tot" durch die Gegnerscharen geschossen. Das klappt dank der eingängigen Steuerung problemlos. Weil Untote selten allein aufkreuzen und unser Standard-Gewehr bereits in der zweiten Mission nur noch in Notfällen zu gebrauchen ist, darf in Dead Nation auf ein üppiges Waffenarsenal zurückgegriffen werden. Von Maschinenpistole und Schrotflinte über Flammenwerfer, Granaten sowie Molotowcocktails bis hin zum beeindruckenden Granatwerfer ist alles dabei, was das Ramboherz begehrt. Die verschiedenen Wummen unterscheiden sich sogar in ihren individuellen Eigenschaften und sollten daher mit Bedacht eingesetzt werden - vor allem, weil wertvolle Munition stets rar gesät ist. Flinke Angreifer lassen sich demnach am besten mit einer vollautomatischen Handfeuerwaffe abknallen. Träge, aber nicht minder wuchtigen Pendants wird man hingegen bevorzugt mit einem größeren Kaliber Herr.
Die Gegner präsentieren sich erfreulicherweise ziemlich variantenreich. Wo euch zu Beginn noch die obligatorischen Schlurfzombies zu nahe kommen, gestalten sich die einzelnen Levelabschnitte schon bald fordernder. Auf dem Weg von einer Sicherheitszone zur nächsten, trachten euch zusätzlich besonders fiese Kreaturen nach dem Leben. Die Entwickler scheinen sich beim Monsterdesign von Left 4 Dead inspiriert zu haben, denn sowohl der Boomer (fettes schleimiges Vieh) als auch der Tank (fettes muskulöses Vieh) sind in Dead Nation vertreten. Ferner gibt es eine abgespeckte Variante des aus der Vorlage bekannten Hunters. Mitunter sind die dummen Zeitgenossen sogar klug genug, um euch mit einer Waffe zu attackieren. Obschon die "Bosszombies" für den ein oder anderen kniffligen Moment sorgen, beschert vor allem die schiere Masse der Sargbewohner Nervenkitzel.
Um sich der zuweilen äußerst mächtigen Brut zu entledigen, darf sich des Öfteren nahe liegender Ölfässer oder PKW bedient werden. Letztere schmeißen nach einem beherzten Schuss ihre Alarmanlage an und locken alle nahen Feinde in ihren Radius. Ohne Hirn läuft man vermutlich auf alles zu, was leuchtet oder schrille Töne von sich gibt. An welches Spiel erinnert uns das doch gleich? Egal. Die Vehikel in Left 4 Dead haben immerhin keine Goldtaler im Kofferraum. Die Münzen erhalten wir auch für besiegte Widersacher und dienen als Währung, die im Shop während der Missionen gegen Waffen- und Rüstungsupgrades eingetauscht werden kann. Dass wir dennoch alle naselang ins virtuelle Gras beißen, ist dem happigen Schwierigkeitsgrad geschuldet. Obwohl derer fünf zur Auswahl stehen, werden ungeübte Veteranen schon auf normal zu knaupeln haben. Diversen Automaten, die ab und an in der Spielwelt anzutreffen sind, lässt sich zwar ein Heilpäckchen entlocken - die gewonnene Lebenskraft ist aber nicht der Rede wert. Überhaupt ist bedächtiges Vorgehen ratsam. Ist euch die Meute zu nahe gekommen, kann sich mittels Nahkampfangriff gewehrt werden. Auch die kurzzeitige Sprintfunktion rettet euch nicht selten das Leben. Wer dennoch den Löffel abgibt, muss die mitunter langwierigen Abschnitte von vorne spielen. Das frustet!
Frust soll sich aber keiner einstellen. Dead Nation bietet daher auch einen Koop-Modus, der wahlweise vor einer Konsole oder Online bestritten werden darf. Mit einem Kumpel aus Fleisch und Blut macht es einen Heidenspaß, sich durch die Kampagne zu bolzen. Nach jeder Mission hält das Spiel eine Rangliste parat, die den Grad der Infizierung auf der Weltkarte verdeutlicht. Je mehr Rekruten sich gegen den Virus wehren, desto besser. Deutschland war zum Zeitpunkt der Kritik aber nur auf Platz 12.
Für einen PSN-Titel weiß die grafische und soundtechnische Präsentation durchaus zu gefallen. Vor allem bei den Gore- und Splatter-Effekten brilliert die Gewaltdarstellung. Nichtsdestoweniger dominieren stets graubraune Farbtöne das Geschehen. Chaotische Straßen in der Innenstadt, zerstörte Häuserdächer, abgefackelte Stadtparks - trotz abwechslungsreicher Schauplätze wirkt am Ende irgendwie doch alles austauschbar. Aber diesen Pferdefuß schleppt Dead Nation ohnehin mit sich herum - Alleinstellungsmerkmale fehlen dem Spiel leider völlig.
Kollege Christian hat es damals in seiner Vorschau schon ganz treffend prophezeit: Dead Nation dürfte mit seiner gewohnten Thematik rund sechs Stunden unterhalten, danach geht dem Zombie-Ofen aber die Luft aus. Zu monoton der Ablauf, zu krude die Spielmechanik. Das Ballern auf Autos wirkt beinahe schon aufgesetzt. Abwechslung kommt nur dank der neuen Waffen und der größeren Zombiemutationen auf. Man darf aber nicht vergessen, dass man es hier mit einem Arcade-Titel zu tun hat. Und zwar mit einem, den man sich als Fan von Zombie-Szenarios jeglicher Art nicht entgehen lassen sollte. Zumindest nicht, wenn man einen Mitspieler um sich weiß.