Oh Dark Souls, was haben sie aus dir gemacht? Einst warst du ein Hardcore-Geheimtipp, ein unvergleichliches Abenteuer, dessen legendäre Schwierigkeit alles und jeden zu brechen versprach. Und heute? Du bist eine Referenz, ein Meme und noch schlimmer - beinahe komplett hohl. Jeder kennt dich, hat deine vielen Nachfolger und schamlosen Nachahmer gesehen und weiß von deinen Geheimnissen. Es schmerzt mich, dich so zu sehen, rückgängig kann ich das auch nicht machen. Wir müssen wohl beide damit leben.
Als Nintendo offiziell die Switch-Umsetzung von Dark Souls: Remastered bestätigte, dachte ich tatsächlich, dass ein Traum in Erfüllung ginge. Etwas in mir hoffte, dass die originale Spielerfahrung von Dark Souls, die mich damals zu einem besseren Menschen machte, auf der Hybridkonsole noch einnehmender werden könnte. Wie kann das beste Action-Rollenspiel der Welt denn bitte nicht noch besser werden, wenn man unterwegs in Zeitdruck gerät, weil man beispielsweise umsteigen muss? Nun, indem man nicht unnötig gehetzt wird und zum Beispiel ordentliche Controller zum Spielen hat.
Der Handheldmodus der Nintendo Switch ist fantastisch und bereichert viele Spiele ungemein. Auch Dark Souls: Remastered sieht auf dem kleinen 6,2-Zoll Bildschirm knackig aus (konkret heißt das 720p-Darstellung) und die Performance läuft selbst in der Schandstadt mit stabilen 30 Frames. Wer die Switch allerdings schon mal länger als Handhelden genutzt hat, weiß wie unhandlich das Ding mit der Zeit wird. Und schwitzige Hände machen schwierigen Situation auch nicht gerade einfacher. Dark Souls ist jedenfalls kein Spiel für Zwischendurch oder für eine kurze Spielsession. Obwohl talentierte Speedrunner in einer knappen Stunde alle Bosse erlegen, werden Anfänger 50 und mehr Stunden für ihre erste Reise durch Lordran benötigen. Und das läuft bei den meisten Gamern sicher auf dem großen TV-Bildschirm ab.
Dort sind die Unterschiede zwischen dem Original und dem Remaster ohnehin am Augenscheinlichsten. Dark Souls war schon immer ein unglaublich dreckiges Spektakel, die Neuauflage präsentiert das raue Abenteuer hingegen in deutlich definierteren Texturen. Verwaschene Hintergründe und leere Areale gehören damit zwar nicht der Vergangenheit an, aber sie helfen dabei, den Titel selbst heute noch gut spielen zu können. Dark Souls: Remastered ist noch immer kein hübsches Spiel, aber wer lange genug am Ball bleibt, wird jeden Lichtblick zu würdigen lernen.
Was in der Nintendo-Switch-Version von Dark Souls: Remastered ganz grundsätzlich nicht funktioniert, ist das Steuerungsschema. Die meisten Befehle lassen sich zwar recht frei anpassen, die Tasten für Bestätigen und Abbrechen sind jedoch starr vorgegeben. Das wäre kein Problem, wenn sich Entwickler QLOC an dem Betriebssystem der Nintendo Switch gehalten hätte, man wählte als Grundlage allerdings das klassische Last-Gen-Layout auf Xbox 360 und Playstation 3.
Da Nintendo seit jeher auf ein eigenes Button-Layout setzt, bei dem unter anderem genau diese beiden Tasten vertauscht sind, wird es auch bei euch zu ungewollten Verwechslungen kommen. Noch abstruser wird dieses Beispiel, wenn wir Passwörter für die Online-Lobby oder den Charakternamen eingeben. Dann schaltet sich nämlich das Betriebssystem der Switch wieder in den Vordergrund und wir navigieren wie gewohnt. In keiner Welt kann das eine gute Lösung sein.
Davon abgesehen läuft Dark Souls: Remastered auf der Switch sehr rund. Der einzige echte Schönheitsfehler sind für mich die Lichteffekte, wobei man der Neuauflage zugestehen muss, dass das bereits im Original ein echtes Problem war. Der Gammawert sinkt auch in den 2018er-Version von Dark Souls noch in Bereiche, in denen wir mit dem menschlichen Auge nichts mehr ausmachen können. Im Handheld-Modus fiel mir das eigentlich nicht auf, aber im TV-Modus wird die sprunghafte Bildqualität sehr deutlich.
Mich nach all diesen Jahren noch einmal durch Lordran zu schlagen, es war trotzdem eine tolle Erfahrung. Allerdings ist Dark Souls ein Produkt seiner Zeit und trotz Jungbrunnen-Tinktur merkt man dem Titel an, dass mittlerweile sieben Jahre vergangen sind (darüber täuschen selbst die neuen Online- und Komfort-Funktionen aus Dark Souls III nicht hinweg). Die Switch ist meiner Meinung nach keine Plattform, auf der man dieses Meisterwerk unbedingt erlebt haben muss. Aber es ist schön, dass Nintendo und Bandai Namco das Leuchtfeuer der Soulsborne-Spiele nun auch in den Seelen der Nintendo-Fans entfachen.