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Call of Duty: Black Ops 4

Call of Duty: Black Ops 4

Treyarch hat die Solo-Kampagne gekillt und durch Blackout und beispiellose Vielfalt in Zombies ersetzt. Aber ist das genug, um die Serie wieder an die Spitze zu bringen?

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Infinity Ward hat uns mit seinem ersten Spiel im Jahr 2003 zurück zu Call of Duty gelockt und mit Call of Duty 4: Modern Warfare dann Videospiel-Geschichte geschrieben. Leider hat der Erfolg dafür gesorgt, dass Activision die Reihe in eine neue Richtung weiterentwickelt hat, die dann nicht mehr das Call of Duty war, was wir alle liebten. Das Kartendesign wurde immer komplizierter. Es standen Reflexe im Vordergrund und nicht länger taktisches Denken. Gleichzeitig mangelte es dem Gameplay an Innovationen, die andere Entwickler dem Genre brachten.

Zu sagen, dass es eine Rückkehr zu den Wurzeln werden sollte, reichte einfach nicht - sie mussten es jetzt auch beweisen. Dann tritt Call of Duty: Black Ops 4 auf den Plan. Treyarch ging zurück ans Reißbrett, entfernte Zeug wie die Wandläufe und Technik aus weit entfernter Zukunft und sorgte für ein paar interessante Veränderungen der Formel. Das Resultat ist ein Spiel, das einem wieder zum echten Fan werden lässt.

Das zeigt sich schon nach wenigen Minuten Multiplayer. Militia ist eine völlig neue Karte von Black Ops 4, aber sie fühlt sich an wie ein alter Freund. Man checkt sofort, wo potenzielle Scharfschützen lauern würden und welche Art von Deckung hinter der nächste Ecke zu finden ist. Und das nicht nur, weil man nicht mehr ständig mit Gegnern rechnen muss, die einem wie Gummibären mit ihren Parkour-Moves aus allen Richtungen überraschen können. Sondern auch, weil die Kernphilosophie hinter jeder Karte jene ist, die auch Crash, Estate, Favela, Nuke Town, Terminal und Overgrown zu echten Fan-Lieblingen machte.

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Die meisten Karten von Black Ops 4 haben einen natürlichen Fluss und eine Eleganz, der die unterschiedlichen Spielertypen intuitiv in Gebiete bringt, die zu ihrem Spielstil passen. Man weiß eigentlich immer von welcher Stelle aus man was machen kann und dadurch sind die Karten für alle Spielertypen sehr ausbalanciert. Zusammen mit vier klassischen Black Ops-Maps und Nuketown im November haben wir hier vielleicht das beste Kartenpaket seit Jahren.

Beliebte Modi wie Team Deathmatch, Kill Confirmed und Domination sind natürlich wieder mit von der Partie, wogegen die neuen Control- und Heist-Modi frischen Wind bringen. Control ist eine Evolution von Domination. Jedes Team wechselt zwischen Angriff und Verteidigung. Der Dreh dabei: Jedes Team hat 25 kollektive Leben pro Runde, was für ein zusätzliches strategisches Element sorgt.

Und hier können dann die Spezialisten glänzen. Mit defensiven Spezialisten wie Torque und Recon könnt ihr bestimmte Gebiete halten und gegen Wellen von Gegnern kämpfen. Mit offensiven Typen wie Firebreak und Battery könnt ihr dagegen die Positionen der Gegner stürmen. Um die Kontrolle der verschiedenen Gebiete zu kämpfen, während wir immer weniger Leben zur Verfügung haben, macht viel Spaß. Control könnte einer der populärsten Spielmodi werden.

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Heist ist ein weiterer neuer Spielmodus, der vielen bekannt vorkommen dürfte, die Payday oder Counter-Strike gespielt haben. Zwei Teams versuchen eine Tasche voller Geld zu stehlen und damit zu flüchten. Wir starten hier nicht mit den üblichen Klassen und Waffen. Jeder Spieler beginnt in der ersten Runde mit einer Pistole und 500 Dollar Cash und muss sich überlegen, was mit dem Geld angeschafft werden soll. Bessere Waffen, Ausrüstung und Perks kosten mehr, ihr müsst euch also zwischen den Runden überlegen, was ihr wollt.

Mit dem Geld zu flüchten gibt euch natürlich einen Vorteil, denn dann habt ihr mehr Geld in der nächsten Runde. Aber unvorsichtig herumzurennen kann den schnellen Tod bedeuten und vielleicht den Verlust der teuren Rüstung. Ein toller Modus für alle, die nach Spannung und langsamerem Gameplay suchen.

Die Balance der verschiedenen Spezialisten ist ebenfalls wichtig und egal, ob ihr einen angriffslustigen, defensiven oder unterstützenden Spielstil bevorzugt - ihr werdet keine Probleme haben, den richtigen Spezialisten für jede Situation zu finden. Sie haben zwar nicht den gleichen Charme und Persönlichkeit wie die Charaktere aus Overwatch, aber Treyarch hat sich ganz offensichtlich von dem Hero-Shooter inspirieren lassen. Jeder Spezialist hat einzigartige Fähigkeiten und Ausrüstung. Ihr wollte gerne offensiv spielen und die Gegner mit fatalen Attacken überraschen? Dann habt Spaß mit Ruins Slam und seiner Grapple Gun.

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Ihr seid eher ein unterstützender Spieler? Crashs Tak-5 heilt euch und eure Teamkameraden, während sein Assault Pack das Team mit der nötigen Munition versorgt. Jede Fähigkeit der Spezialisten kann den Lauf der Schlacht in Sekunden verändern und ihre Ausrüstung schlägt ganz unterschiedliche Wellen. Unsere einzigen Bedenken bei diesem System sind, dass einige Spezialisten in bestimmten Modi nutzlos werden könnten. Torgues aufstellbare Deckung und der Stacheldraht sind in einem Team Deathmatch nutzlos. Aber im Control-Modus ist er einer der Charaktere, um die herum sich ganze Strategien aufbauen lassen.

Das Pick-10-System ist auch wieder zurück und lässt uns unsere Söldner mit den Waffen und Aufsätzen, der Ausrüstung, den Perks und Punkteserien ausrüsten, die wir uns wünschen. Das ganze futuristische Zeug wurde entfernt, aber das schränkt unsere Optionen in keinster Weise ein.

Call of Duty ist bekannt für sein großartiges Waffenfeedback. Wir fühlen den Stoß der Schrotflinte und der Schuss eures Scharfschützengewehr lässt euch zittern. Wir haben volle Kontrolle über jede kleine Bewegung die unsere Waffen machen. Treyarch hat wirklich abgeliefert und wir lieben es.

Leider hat Treyarch auch andere Aspekte der Formel überarbeitet und verändert. Wir haben vor dem Day-One-Update gespielt und einige Waffen werden noch neu balanciert. Liebt es oder hasst es: Quick Scoping ist immer noch eine Option und manche Sniper sind - was das anbelangt - viel zu stark. Mit einem Schuss von einem Scharfschützen erledigt zu werden, der kaum sein Gewehr angelegt hat, ist halt extrem frustrierend (besonders mit der Zielhilfe, die es auf den Konsolen gibt).

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Sie folgen aber dem alten Rezept nicht in allen Aspekten des Spiels. Neu ist das manuelle Heilen, über das schon viel gesprochen wurde. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich unsere Charakter magisch heilt, wenn wir dem Ärger für ein paar Sekunden aus dem Weg gehen. Jetzt müssen wir uns selbst eine Spritze setzen und das ist eine der tollsten Neuerungen für die Reihe seit langer Zeit. Hat man Schaden genommen, muss man sich nicht mehr verstecken, sondern kann stattdessen einen Gesundheitsbalken beobachten, der langsam steigt, gerade langsam genug, um uns nervös zu machen und schnell genug, um uns Hoffnung zu geben. Der Timer bei der Heilung ist ähnlich wie das Nachladen einer schweren Waffe. Der Flow der Kämpfe bricht also nicht mehr ein, wie es früher war, wenn wir Treffer abbekommen haben.

Das und die Möglichkeit zu schießen, während wir andere einhändige Aktionen ausführen - und die neue Fog of War-Karte sorgen für eine der besten Multiplayer-Spielerfahrungen in Call of Duty aller Zeiten. Aber wie sieht es mit Zombies und Blackout aus?

Ohne Frage ist Zombies einer der populärsten Aspekte von Call of Duty, daher gibt uns Black Ops 4 gleich drei Szenarios - vier mit dem Season Pass. Ein Szenario spielt auf der Titanic, ein weiteres ist eine überarbeitete Version von Mob of the Dead und das dritte findet in einer Gladiatoren-Arena statt und damit bekommen wir drei ganz unterschiedliche Spielerfahrungen geboten.

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Jedes Szenario sieht anders aus und fühlt sich auch anders an, das gilt sowohl für das Leveldesign als auch für die Zombies. In Voyage of Despair erwarten uns schick angezogene Zombies in engen Korridoren, Blood of the Dead ist ein Mix aus engen und offenen Gebieten und IX ist mit Sicherheit das leichteste Szenario der drei, mit seinem offenen Areal voller untoter Gladiatoren und Tigern.

Call of Duty: Black Ops 4 bietet eine Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten für Zombies. Nutzt ihr eure Lieblingswaffe lange genug, schaltet ihr Aufsätze frei und ihr dürft Perks aus Automaten ziehen und unterschiedliche Elixiere kaufen. Man darf zwischen dem arcade-artigen Rush-Modus und dem story-lastigen Klassik-Modus wählen und vieles mehr.

Dass Zombies großartig wird, war zu erwarten. Das große Fragezeichen hing über dem Battle Royale namens Blackout. Ihr könnt eure Bedenken aber ernsthaft über Bord werfen, denn Blackout liefert genau was, wir von einem Battle Royale in Call of Duty erwartet haben. Die Steuerung ist perfekt und die Waffen fühlen sich großartig an. Das einzige, was sich geändert hat, ist die enorme Größe.

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Es ist leicht sich zu orientieren, denn jedes Gebiet fühlt sich einzigartig an und ist gleichzeitig ein Gelände, in dem man sich jedes Mal unwohl fühlt, wenn es in offenes Gebiet geht oder man ein Geräusch hört. Lohnt es sich, auf Nuketown Island nach einer Level-3-Rüstung zu suchen oder reicht das Zeug aus der Hütte neben uns?

Mutige können im von Zombies überranntem Irrenhaus nach den besten Waffen stöbern, denn gute Ausrüstung macht am Ende vielleicht den Unterschied. Oder ihr versucht euer Glück mit einem der Fahrzeuge und Helikopter, die sich auf der Karte finden lassen.

Call of Duty: Black Ops 4 ist jedenfalls eine frische Brise für das Franchise. Im Multiplayer bleiben die Füße wieder am Boden und das manuelle Heilen und abwechslungsreichere Klassensystem verbessern das Spielerlebnis weiter. Zombies liefert mehr von dem beliebten Ableger und Blackout mischt das Beste aus dem Mehrspieler und Zombies miteinander, so dass es die Konkurrenz das Fürchten lehren dürfte. Black Ops 4 hat die Latte für das Franchise noch mal höher gelegt und wir haben nicht mal über die fehlende Solokampagne geredet. Nun, wahrscheinlich war sie dann eben doch nicht so wichtig...

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
fantastische Steuerung, neues Gesundheitssystem im Multiplayer, viel Spaß und Geheimnisse in Zombies, Blackout von Anfang an großartig
-
ein paar unausgewogene Waffen, einige Spezialisten scheinen in bestimmten Modi nutzlos zu sein
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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