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Bright Memory: Infinite

Bright Memory: Infinite

Dieser First-Person-Shooter weist beeindruckende Qualitäten und enttäuschende Tiefpunkte auf. Ein einziger Entwickler ist dafür verantwortlich.

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Im März 2020 erschien Bright Memory, ein protziger Ego-Shooter, der zeigte, zu was das Ein-Mann-Studio FYQD in der Lage ist. In diesem kurzlebigen Spaß ballert und schnetzelt sich eine Protagonistin, mit Schusswaffen und Schwertern bewaffnet, durch eine futuristische Welt. Jetzt ist mit Bright Memory: Infinite das nächste Spiel des engagiertes Entwicklers erschienen und wir haben uns angesehen, wie sich der First-Person-Action-Titel schlägt.

Dieses Spiel baut auf seinem Vorgänger auf und steckt uns erneut in die Rolle von Shelia. Diese fähige Kämpferin wird auch diesmal in gefährliches Terrain geschickt, um den Ursprung einer Anomalie zu ergründen. Ein schwarzes Loch stellt anscheinend nur die erste Stufe einer globalen Katastrophe dar und es gibt jede Menge Militärsoldaten und antike Krieger, die unter Einsatz ihres Lebens dafür kämpfen, dass diese Gefahr Gestalt annimmt. Die Geschichte ergibt ehrlich gesagt erst ganz zum Schluss Sinn, denn Bright Memory: Infinite ist primär eine lineare Erfahrung, in der sich die Spieler durch eine optisch beeindruckende Welt ballern.

Das Spiel würde ich am ehesten mit einer Call-of-Duty-Kampagne vergleichen, denn beides macht ziemlich viel Spaß, obwohl man es schnell wieder vergisst. Die Präsentation strotzt mit einer schicken Grafik und explosiver Action, doch die Geschichte ist leider etwas verworren und die meiste Zeit über auch etwas uninteressant. Genau wie in einem Michael-Bay-Film sind das Chaos und die Optik von höchster Güte, aber dahinter verbirgt sich eine hohle und ziemlich eintönige Idee.

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Die Produktionswerte sind fantastisch, doch unter der Oberfläche ist das Game leider doch nur der kurzweilige Spaß eines einzelnen Indie-Entwicklers.

Wenn man bedenkt, dass das alles von einem einzigen Entwickler stammt, ist die Erfahrung dennoch sehr überzeugend umgesetzt worden. Ausschnitte aus dem Spiel könnten (wenn man das futuristische Design streicht) locker als Szenen aus Call of Duty oder Battlefield durchgehen, so hoch ist die Qualität. Egal ob wir mit Sturmgewehr, Schrotflinte oder Scharfschützengewehr unterwegs sind, die Waffen fühlen sich immer gut ausbalanciert an und machen Spaß. Das Gunplay ist knackig, befriedigend und schnell.

Dann sind da noch die Nahkämpfe, die im Gegensatz zu vielen anderen Shootern sehr nützlich sind. Ihr könnt euch mit Shelias Schwert durch die Gegner schnetzeln und Treffer blocken oder sogar parieren. Uns stehen zudem Exo-Fähigkeiten zur Verfügung, mit denen wir uns schneller über das Schlachtfeld bewegen können. Die tolle Grafik lässt Bright Memory: Infinite wie einen AAA-Ego-Shooter aussehen und das Gameplay bleibt von Anfang bis zum abrupten Ende der kurzen Kampagne flüssig.

Das täuscht letztlich aber nicht darüber hinweg, dass dieses Spiel ein Indie-Projekt ist. Die Gegner lassen sich zu leicht austricksen (egal auf welchem Schwierigkeitsgrad) und sie sind nicht sonderlich abwechslungsreich. Die Level sind unglaublich linear und die Upgrade-Optionen sind uninspiriert - einfacher geht es wirklich kaum. In den Leveln sammeln wir Reliquien (kleine Jadestatuen) an leicht zu findenden Orten und erhalten dafür einen Skillpunkt. Wenn wir dann noch die antiken Krieger besiegen, die manchmal auftauchen, erhalten wir weitere Talentpunkte, mit denen wir die einzelnen Waffen, unser Schwert und unsere Bewegungsfähigkeiten verbessern. Im Wesentlichen erhöht ihr dadurch nur euren verursachten Schaden.

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Mich konnte das Spiel einen Abend lang gut unterhalten. Wenn auch ihr ein paar Stunden lang gut ballern (oder das Schwert schwingen) wollt, dann seid ihr hier gut aufgehoben.

Die kosmetischen Optionen sind ähnlich uninspiriert und eigentlich überflüssig. Wenn wir mit unseren Waffen genug Abschüsse gesammelt haben, bekommen wir neue Skins. Momentan gibt es nur zwei Farbvarianten, denn für die anderen Alternativen müsst ihr zusätzliche DLC-Gebühren bezahlen. Nach Abschluss des Spiels werdet ihr zwar einen oder zwei neue Skins freigeschaltet haben, aber eigentlich gibt es kaum einen Grund, sie noch zu benutzen - es sei denn, ihr plant einen zweiten Durchgang auf einer höheren Schwierigkeitsstufe.

Die Stärken von Bright Memory: Infinite sind augenscheinlich, doch es gibt auch einigen Nachholbedarf. Die Gegner scheinen uns durch die Wände hindurch zu sehen und sie schießen uns manchmal ab, obwohl wir hinter einem Hindernis Deckung suchen. Ich konnte zudem mehrmals zufällig durch die unsichtbare Grenze am Rand eines Level laufen und bin häufiger durch die Greifhakenmechanik gestorben als durch feindlichen Beschuss.

Bright Memory: Infinite macht es mir schwer, denn manchmal ist der Titel wirklich beeindruckend. Die Grafik und das Gameplay sind fantastisch, aber gleichzeitig hat es eine seltsame Story, unglaublich langweilige Level und ein uninspiriertes Upgrade-System. Es ist ein Spiel wie Tag und Nacht: eine beeindruckende Leistung für einen einzelnen Entwickler, das mir einen Abend Spaß gemacht hat. Nicht mehr und nicht weniger.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
sieht unglaublich aus, fühlt sich toll an, Gunplay ist erstklassig.
-
langweiliges Level-Design, uninspiriertes Upgrade-System, der Story kann man nur schwer folgen, viele raue Kanten.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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