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Baldur's Gate III

Baldur's Gate III - Early-Access-Eindruck

Das lang erwartete Rollenspiel hält zwei Jahrzehnte nach seinem Vorgänger Einzug ins Early Access.

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Baldur's Gate III befindet sich aktuell immer noch im Early Access. Auch wenn es eine richtige Story, hunderte Charaktere und viele Schlachten gibt, ist das Spiel noch längst nicht komplett, da lediglich der erste Akt spielbar ist. Dieser Artikel dient als Entscheidungshilfe bei der Frage, ob ihr euch jetzt schon ins Abenteuer stürzen oder ob ihr damit lieber warten solltet.

Zunächst erstellen wir einen Charakter oder greifen auf eine vorgefertigte Figur zurück. In der aktuellen Version stehen sechs Klassen zur Verfügung, sechs weitere sind geplant. All diese Klassen bringen unterschiedliche Grundwerte, Vorteile und Fähigkeiten mit sich. Da mein Favorit, der Paladin, leider noch nicht verfügbar ist, habe ich stattdessen zwei andere Klassen ausprobiert: den Priester und den Warlock. Beide sind fähig im Nahkampf und beherrschen obendrein magische Angriffe.

Zusätzlich können wir aus acht verschiedenen Rassen wählen, die jeweils eigene Vor- und Nachteile bieten. Die Menschen scheinen aktuell in allen Disziplinen ein gewisses Talent mitzubringen, während sich die Githyanki bestens mit Schwertern auskennen. Die Halblinge sind klein und können deshalb gut schleichen, sämtliche Klassen und Rassen haben natürlich auch noch spezielle Unterkategorien. Darüber hinaus können wir aus verschiedenen Vorgeschichten wählen und einen der unterschiedlichen Götter huldigen.

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Diese Entscheidungen haben dann unter anderem Einfluss auf Gesprächsverläufe und die Beziehungen zu anderen Charakteren. Eine gute Basis für viel Tiefgang ist also vorhanden, denn Larian Studios haben sich mit den Auswahlmöglichkeiten und dem Design der Charaktere wirklich ins Zeug gelegt. Während meiner zwei Spieldurchgänge konnte ich den vielen Charakteren, jeweils basierend auf meinem eigenen Hintergrund, ganz andere Informationen entlocken.

Baldur's Gate hat seine Wurzeln in den Pen-& Paper-Rollenspielen und bleibt diesen auch treu. Entsprechend müssen wir im Spiel immer wieder mal würfeln, um von Fähigkeiten Gebrauch zu machen. In diesen Situationen gilt es bestimmte Augenzahlen zu erreichen, die von den einzigartigen Fähigkeiten und statistischen Werten unserer Spielfigur abhängen. Der Priester bekommt beispielsweise einen Vorteil, wenn es um Religionswissen geht und deshalb muss er vielleicht nur eine 10 würfeln, während ein Krieger auf eine 15 hoffen muss. Diese Würfelchance hat mir gut gefallen, obwohl bei mir traumatische Erinnerungen an XCOM geweckt wurden.

Die Entscheidungsmöglichkeiten sind erwartungsgemäß ebenso vielfältig, wie ihre Konsequenzen. Wollt ihr den Flüchtlingen helfen oder doch lieber dem mysteriösen Kult beistehen, der sich langsam in Faerûn verbreitet und die Flüchtlinge und ihre Druiden töten will? Wollen wir mit unseren Fähigkeiten Konversationen beeinflussen, um Einfluss auf Ereignisse zu nehmen? Viele Missionen und Entscheidungen sind eng miteinander verknüpft - obwohl unsere Entscheidungen (bislang) nur geringe Konsequenzen nach sich ziehen, können die Folgen beim nächsten Mal schon wieder weitreichend sein.

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Wenn wir außer Acht lassen, dass wir es noch nicht mit einem fertigen Titel zu tun haben und einige Animationen fehlen, dann sieht das Spiel stellenweise schon wirklich fantastisch aus. Die Charaktermodelle sind sehr detailliert, die Gesichter gut gestaltet und die Dialogen wirken dynamisch genug, um mit The Witcher 3: Wild Hunt mithalten zu können - selbst in diesem unfertigen Zustand.

Ebenfalls beeindruckt bin ich von der Spielwelt. Trotz der isometrischen Perspektive ist die Welt groß und aufwändig umgesetzt worden. Es gibt viele Höhenunterschiede, zahlreiche Details lassen sich ausmachen und die Lichtstimmung funktioniert großartig. Auf einem kleinen Hügel zu stehen und auf einen dichten Wald mit verwundenen Pfaden und einem kleinen Wasserschloss in der Ferne zu blicken, das ist wirklich atemberaubend. Alles wirkt wie von Hand gemacht - ein hervorragender Ansatz für diese Art von Spiel.

Sicher habt ihr mitbekommen, dass Baldur's Gate III rundenbasierte Schlachten bietet und das ist diskutabel. Die alten Baldur's-Gate-Teile hatten, genau wie viele der alten Bioware-Spiele, Echtzeitkämpfe, die wir jederzeit pausieren konnten, um unseren magischen Kämpfern Befehle zu erteilen. Larian hat sich von diesem Modell verabschiedet und setzt nun stattdessen auf Rundenstrategie. Diese Entscheidung bringt Vor- und Nachteile mit sich, ich persönlich hatte jedoch keine Probleme mit der neuen Struktur. Neueinsteiger werden zu schätzen wissen, dass der rundenbasierte Ansatz übersichtlicher ist, was wiederum die Planung erleichtert.

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Die Schlachten erweisen sich in der Gesamtheit als sehr befriedigend. Durch die individuellen Fähigkeiten einzelner Klassen kann eine klug zusammengestellt Gruppe tolle Synergien entwickeln. Der Priester heilt zum Beispiel die Truppe, während sich der Warlock über das Schlachtfeld teleportiert und die Gegner von hinten umhaut. Gleichzeitig verschießt der Magier seine Raketen und der Krieger dezimiert die Feinde mit einem Zweihänder. Unsere Kämpfer brauchen aber auch Pausen, denn ihre Fähigkeiten können oft nur ein paar Mal eingesetzt werden. Die heilenden Gebete unseres Priesters sind ein Level-2-Zauber und den dürfen wir an einem Tag nur dreimal einsetzten. Es ist also wichtig, dass sich unsere Gruppe immer wieder zwischen den Kämpfen erholt.

Interessant sind die neuen Improvisationsmöglichkeiten: Neben den Attacken und Zaubersprüchen können wir jetzt auch physische Aktionen ausführen - springen, werfen oder Gegenstände verschieben etwa. Ich hing lange fest, bis ich Dror Ragzlin und seine Schergen endlich besiegen konnte, aber irgendwann wurde mir klar: Ich kann ihn einfach schubsen und schon fand er sein Ende in einem nahen Abgrund. Leider ist in diesem Abgrund auch meine potenzielle Beute verschwunden, aber sei's drum. Die Konfliktlösung empfand ich als befriedigend und es passt zum klassischen Pen&Pape-Ansatz, in dem wir ja ebenfalls auf kreative Art und Weise versuchen, Probleme zu lösen, vor die uns der Spielleiter stellt.

Baldur's Gate III ist technisch gesehen momentan noch sehr roh und wird von zahlreichen Bugs, sowie von anderen Problemen geplagt. Am ärgerlichsten ist es meiner Meinung nach, wie unnötig kompliziert selbst die einfachsten Dinge sind - zum Beispiel die Navigation und die Kontrolle unserer Gruppe: In den alten Baldur's-Gate-Spielen konnten wir die Charaktere mit einem einfachen Klick (oder indem wir mit der Mehrfachauswahl einen Kasten um sie gezogen haben) anwählen, doch hier folgen wieder alle Charaktere stumpf dem Anführer, den wir aktuell steuern.

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Das macht es schwer, die gesamte Gruppe über einen kleinen Abgrund zu steuern. Wenn ich etwa den Zauberer Gale als Anführer ausgewählt habe und über den Abgrund teleportiere, dann folgt mir die Gruppe nicht automatisch. Ich muss die Portraits der Kämpfer erst im Interface einzeln anwählen, sie trennen und dann einzeln mit ihnen springen und danach die Gruppe wieder vereinen. Die alte Variante hat mir wesentlich besser gefallen - zumal wir in moderneren Spielen wie Pillars of Eternity oder Wasteland 3 auch ganz einfach bestimmte Charaktere markieren und frei bewegen können.

Ebenfalls wenig Begeisterung löste bei mir das Inventar aus. Wenn ich meine schwer erkämpfte Beute beim Händler zu Gold machen will, kann ich das Zeug nicht einfach über ein Menü verkaufen, sondern muss die ganze Prozedur mit jedem Charakter einzeln ausführen. Der Grund bleibt mir ein Rätsel, aber das waren im Grunde schon meine größten Probleme mit dem Design von Baldur's Gate III. Für viele von euch mögen das vielleicht nur Kleinigkeiten in einem ansonsten beeindruckenden Spiel darstellen, aber ich hoffe trotzdem, dass Larian an diesen Dingen noch arbeitet, bevor das Spiel den Early Access verlässt.

Und nun zur entscheidenden Frage: Lohnt es sich, jetzt schon zu spielen? Nun, Baldur's Gate III ist für mich eines der interessantesten Rollenspiele seit Pillars of Eternity, aber es ist eben auch noch nicht fertig. Das Spiel ist noch voller Bugs und hat viele technische Probleme - also wirklich viele. In seinem jetzigen Zustand kann ich das Spiel nur echten Fans empfehlen, die noch Einfluss auf die Entwicklung nehmen und den Entwicklern Feedback geben wollen.

Mein erster Speicherstand ist nach etwa acht Stunden Spielzeit durch ein großes Update verlorengegangen. Ein ganzer Bosskampf fehlte, weil der Gegner nicht richtig geladen wurde. In der letzten Woche gab es mehrere Updates, die das Spiel sicher verbessert haben, aber es gibt immer noch etliche Bugs und das Spiel hat noch längst nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft. Die Entwickler haben noch viel Arbeit vor sich, aber wenn sie die Design-Probleme beheben können und die fehlenden Inhalte in der Qualität der vorhandenen Highlights daherkommen, dann erwartet uns sicherlich eines der besseren Rollenspiele der letzten Jahre. Die Zeit wird es zeigen.

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