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Angespielt! Nintendo 3DS

Der Nintendo 3DS ist etwas, das sich mit Zahlen und Fakten nur schwer beschreiben lässt. Man muss ihn erleben und ausprobieren - wie ich das bereits machen durfte. Ein paar ganz persönliche Impressionen meiner Woche mit dem neuem ständigen Begleiter aus dem Hause Nintendo.

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Der Nintendo 3DS ist schon erstaunlich. Wer ihn das erste Mal in der Hand hält, der ist meistens sofort fasziniert vom 3D-Effekt ganz ohne spezielle Brille. Ich habe das selbst im Freundeskreis ausprobiert. Einfach jemandem das Gerät in die Hand gedrückt und dann langsam den 3D-Regler hochgeschoben. "Wow, wow, wow, das ist ja 3D", purzelte es aus Frank hinaus, "das ist ja geil".

So in etwa wie es Nintendo selbst ganz zielsicher in der Werbung darstellt. Es ist das offensichtlichste Feature. Es ist das, was keine große Erklärung braucht. Einschalten und staunen, es funktioniert einfach hervorragend. Es schaut ein bisschen so aus, als geht der Bildschirm nach innen, so als würden wir in einen Raum hinein schauen. Und es macht meiner Meinung nach auch mehr her, als das was viele von uns bereits aus dem Kino kennen. Es wirkt natürlicher und gleichmäßiger. Bei vielen Filmen in 3D entsteht das Gefühl, dass mehrere Ebenen mit flachen Figuren zu sehen sind - so wie in Paper Mario - und eben keine wirkliche Welt mit Tiefe. Und dazu dann die eben doch oft nervige Brille.

Aber nicht jeder ist davon beim Nintendo 3DS begeistert. Der Reiz des neuen ist schnell verflogen, der 3D-Effekt wird ein Feature, das sich schnell abnutzt. Oder aber es gefällt den Leuten sowieso nicht. Einen Freund etwa interessiert 3D überhaupt nicht. Der ist zwar Spieler, aber das macht er nur am PC. Ich musste ihn mehr oder weniger dazu zwingen, den Nintendo 3DS einmal in die Hand zu nehmen und auch dann war er gelangweilt. Mich hat das irritiert, denn selbst wenn man damit nicht spielt, bleibt die eigentliche Technik wirklich faszinierend.

Angespielt! Nintendo 3DS
Wer den Nintendo 3DS das erste Mal in der Hand hat, erlebt ein Wow-Gefühll Der 3D-Effekt ist beeindruckend.
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Norman, ein weiterer Freund, bei dem ich meinen kleinen Test ausprobierte, fand es wiederum eher anstrengend. "Davon kriegt man ja Kopfschmerzen", klagte er. Und ganz unrecht hat er nicht. Damit der Effekt funktioniert, braucht es den richtigen Winkel. Außerdem darf das Gerät nicht stark bewegt werden, da sonst die beiden Halbbilder sichtbar werden, mit denen Nintendo unsere Augen täuscht. Und selbst dann fühlt es sich für die Augen nach Arbeit an. Ja, 3D ist schon anstrengend und mit voll aktiviertem Effekt sind längere Spielrunden kaum möglich.

Aber das Schöne ist, dass der Nintendo 3DS mehr bietet als nur 3D. Das zweite große Feature betrifft die WiFi-Funktionnalitäten. Nicht sichtbar, aber ebenso zauberhaft. Geräte können miteinander unkompliziert kommunizieren und anders als früher muss dafür weder das Spiel aktiv sein, noch ist es auf ein einziges Spiel gleichzeitig beschränkt. Die Partnerschaft mit der Deutschen Telekom wurde zudem auf den Nintendo 3DS ausgedehnt, so dass Hotspots des Unternehmens weiterhin kostenfrei genutzt werden können, um neue Inhalte herunterzuladen - auch das übrigens voll automatisch.

Und zu guter Letzt natürlich die angedachten regulären Onlinefunktionen. Auf die wunderlichen Freundescodes wollte Nintendo zwar nicht verzichten, aber immerhin gibt es nur einen für das System und nicht für jedes Spiel einen neuen. Warum aber Nintendo in der Freundesliste auf jegliche Formen der Kommunikation verzichtet hat, ist schon komisch. Der vom Nintendo DS bekannte Pictochat zum Beispiel, der seinerzeit nur lokale Kommunikation ermöglichte, fehlt etwa mit einer Online-Variante. Doch gerade so ein Programm hätte ein deutlicher Mehrwert sein können. Hoffentlich schiebt Nintendo das mit einem Firmware-Update hinterher.

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Es sind die kleinen Details, die den Nintendo 3DS auszeichnen und in die man sich irgendwann verguckt.
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Eine Sache, die mir übrigens gerade im Vergleich mit dem Iphone immer wieder auffällt, ist der Unterschied bei der Steuerung. Am Iphone scheitere ich auf dem Touchscreen oft mit meinen Wurstfingern. Tasten gibt es nicht, weswegen die Spielerfahrung bei aufwändigeren Spielen eher ernüchternd ist. Auf dem Nintendo 3DS funktioniert es wiederum genauso hervorragend wie auf dem Nintendo DS. Entwickler haben die Wahl zwischen Tasten und Touchscreen und nutzen sie oft clever in Kombination. Aber das wichtigste ist: Es gibt es einen Stift, mit dem der Bildschirm viel präziser bedienbar ist. Auf dem Iphone werden solche Eingaben gar nicht erst erkannt - das Gerät will Körperkontakt.

Eingebaut in den Nintendo 3DS sind auch Spielereien mit Ton und Bild. Es können 3D-Fotos und normale Fotos aufgenommen werden. Es gibt insgesamt aber weniger Effektspielereien als noch auf dem Nintendo DSi. Ein klarer Rückschritt, der vermutlich damit zusammenhängt, das die meisten Effekte nicht mehr mit dem 3D-Feature kompatibel waren. Und die weiterhin wirklich geringe Auflösung der Kameras reicht auch nur für ein paar Spaßfotos. Beim Soundprogramm wurde eine Street Pass-Funktion hinzugefügt, sonst ist da eigentlich alles wie gehabt. Es bleibt hier also bei ein paar Spielereien und auch so eine Baustelle, von der ich hoffe, dass Nintendo da noch Ideen hat, wie sie mehr daraus machen.

Die beiden angebotenen Farben sind okay. Die Geräte glänzen leicht und ich hätte mir persönlich etwas weniger Verspieltes gewünscht. Aber gerade Aqua Blue ist eine hübsche Farbe, in die ich mich trotz ihrer Auffälligkeit schnell verliebt habe. Die Leiste mit den Tasten für Start, Select und Home unter dem Touch-Screen wirken etwas billig, genau wie auch das Steuerkreuz und die anderen vier Aktions-Tasten. Die Geräte sind nichtsdestotrotz um Längen besser als das, was uns Nintendo damals mit der ersten DS-Version angeboten hat. Und das Slide-Pad oder auch Schiebe-Pad, wie es Nintendo in Deutschland nennt, funktioniert ebenfalls hervorragend und ist für leidgeprobte Nintendo DS-Spieler eine wahre Offenbarung. Trotzdem das alles so weit in Ordnung geht, bin ich natürlich schon gespannt, mit welchen Farb- und Form-Abwandlungen uns Nintendo in den nächsten Jahren überrascht. Auf entsprechende veränderte Modelle verzichten werden sie sehr wahrscheinlich nicht.

Angespielt! Nintendo 3DS
Wer diesem Fratz widerstehen kann, der schafft es vielleicht auch dem Nintendo 3DS zu widerstehen.

In Sachen Software allerdings schaut es im Moment noch etwas dünn aus. Keiner der Titel zum Start ist ein echter Knüller, auch wenn die Qualität der meisten solide ist. Wenn wir Glück haben, bringt Nintendo bis Mai oder Juni noch The Legend of Zelda: Ocarina of Time. Die richtigen Ankündigungen folgen wohl erst auf der Videospielmesse E3 in Los Angeles. Ein bisschen nachdenklich stimmt es mich da schon, was man auf dem 250 Euro teurem Gerät spielen soll. Denn auch wenn bei mir im Freundeskreis viele von Nintendogs + Cats begeistert waren - insbesondere die Damen, Zitat: "Ooooh, ist das süß!" - so würden die wenigsten wahrscheinlich bereit sein, dafür so tief in die Tasche zu greifen. Und auch bei anderen Ankündigung bleibt Nintendo wolkig. So wollen die Japaner das Gerät mit speziellen Medieninhalten füttern. Aber weil es eben Japaner sind, werden wir in Europa vermutlich dann doch eher hinten anstehen. Bei Wii und Nintendo DS zumindest blieb Nintendo hierzulande unter den Möglichkeiten.

Trotz aller Kritik, ich freue mich wirklich, wenn dann endlich mehr Geräte in der Stadt unterwegs sind und das Street Pass-Feature zum Tragen kommt. Der Nintendo 3DS könnte zu einem geliebten Begleiter werden. Zwischendurch ein bisschen spielen, schauen ob es etwas Neues gibt und wenn der E-Shop mit 3DSware, DSiware sowie den Klassikern dann endlich startet und der Internetbrowser mit dabei ist, wird die Spielerfahrung noch ausfüllender und besser. Aber auch ganz kleine Ideen können zu ganz wunderbaren Konzepten reifen. So wie zum Beispiel der eingebaute Schrittzähler. Der ist eigentlich nichts besonderes. Aber wenn mir mein Lieblingsspiel Extras schenkt, wenn ich es überall mit hin nehme, ist das eine wunderbare Zweckbeziehung zwischen mir und meinem Nintendo 3DS. Und selbst wenn sich nach dem Frischverliebtsein erstaunlich schnell Ernüchterung einstellt, am Ende wird aus uns beiden garantiert ein altes Ehepaar.

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