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Albion Online

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Das Berliner Studio verspricht unbegrenzte Sandbox-Möglichkeiten, doch Spieler müssen viel erdulden, bevor sie dazu kommen.

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Mit Albion Online verspricht uns das Berliner Entwicklerstudio Sandbox Interactive unbegrenzte Freiheit. Mit den offenen Merkmalen eines Sandbox-MMOs und der Verfügbarkeit auf Computer, Tablet und dem Handy möchten die Entwickler eine große Anzahl von Spielern ansprechen. Ob es das Spiel schafft aus der Masse herauszustechen, verraten wir euch in unserer Kritik.

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Freunde von langen Grinds werden hier ihren Spaß finden, wenn die Server den Fortschritt speichern.

Wie in vielen Spielen starten wir in einem Editor, der uns eine übersichtliche Auswahl an Frisuren, vorgefertigten Köpfen und Körpern zur Verfügung stellt. Ebenso minimalistisch wie der Charakter-Editor gestaltet sich das Aussehen des Spiels. Mit einem simplen Lowpoly-Stil und niedrig aufgelösten Texturen beschränkt man sich in Albion Online auf das Wesentliche. Der Fokus liegt hierbei klar und deutlich auf den Spielmechaniken, nicht dem Design selbst. In einer kurzen Questreihe lernen wir die Grundprinzipien der verschiedenen Fähigkeiten kennen, kurz darauf sind wir bereits auf uns allein gestellt. Von hier an entscheiden wir, wohin uns der Weg führt.

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Albion Online ist durch und durch ein Sandbox-Spiel, das uns viele Möglichkeiten zur Verfügung stellt, die wir frei nach eigenem Ermessen ausprobieren dürfen. Im Gegensatz zu klassischen MMOs werden wir hier weder mit Aufgaben zugemüllt, noch sind wir verpflichtet uns einer vorgegebenen Partei anzuschließen. Sandbox Interactive bietet uns grenzenlose Entfaltungsmöglichkeiten, auch wenn diese vor allem in den ersten Spielstunden mehr überfordern als begeistern. Auch sonst wird uns nichts nichts geschenkt: Werkzeuge, Waffen und Ausrüstungen können wir nicht kaufen, sondern müssen von uns per Hand hergestellt werden. Somit verpflichten wir uns hauptsächlich dem Sammeln von Rohstoffen, deren Weiterverarbeitung und der anschließenden Herstellung zu besagten Gegenständen.

Die Weiterentwicklung steht an erster Stelle, das spiegelt vor allem das sogenannte Schicksalsbrett wider. Im ersten Moment ist diese Übersicht und der Fülle an Informationen ähnlich überfordernd, wie Path of Exiles Fähigkeitenbaum, bietet jedoch bei entsprechender Eingewöhnung einen guten Überblick zur Entwicklung unserer Spielfigur. Das Brett selbst spaltet sich in Kategorien wie Kampf-, Handwerks- und Sammelfähigkeiten auf und teilt alle Bereiche anschließend erneut in ihre Unterkategorien auf (und unterscheidet dort beispielsweise zwischen Bogenschütze oder Magier). Um uns in den einzelnen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, müssen wir uns bestimmten Aufgaben widmen, dem Töten von 3000 Gegnern oder dem Einsammeln von 500 Rohstoffen etwa. So verbessern wir uns praktisch mit jeder Bewegung im Spiel und müssen keine lästigen Aufgaben erledigen, um voranzukommen. Der Ablauf wirkt organisch und ungezwungen, das passt schön zur freien Natur von Albion Online.

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Wir verbessern uns praktisch mit jeder Bewegung und müssen keine lästigen Aufgaben erledigen, um voranzukommen.
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Besonders interessant ist die Abwesenheit der Charakterklassen. Wer ein Magier sein möchte, der stellt sich ganz einfach einen Stab her und zaubert. Möchte man dabei zusätzlich eine Mischung aus leichter und schwerer Ausrüstung tragen, schiebt uns das Spiel keine Riegel davor. Durch das Aufheben dieser Grenzen können wir in sämtliche Gebiete hineinschnuppern und schaffen unserem Charakter somit eine ganz persönliche Nische.

Aus diesem Grund sind wir beispielsweise auch nicht dazu gezwungen uns mit Kämpfen, Weltbossen oder Expeditionen herumzuschlagen. Stattdessen können wir uns genauso gut eine eigene Insel kaufen und uns dort um den An- und Abbau von Rohstoffen kümmern. Die gesammelte Ernte ließe sich im Anschluss daran auf den Stadtmärkten an andere Spieler verkaufen, denn die gesamte Ökonomie von Albion Online wird von ihren Spielern gestemmt. Durch Bereiche wie der Landwirtschaft erhalten wir die Möglichkeit aktiv oder passiv an der Welt von Albion Online teilzunehmen. Im Zusammenspiel mit dem Schicksalsbrett können wir also beispielsweise die Rolle eines Magiers übernehmen, der sich mit seiner Gilde in Teilzeit Dungeons vornimmt und das gesammelte Loot anschließend an neue Spieler verkauft. Als nebenberuflicher Waffenhändler verdienen wir uns damit eine ordentliche Summe Silber, ohne uns die Hände schmutzig zu machen.

Die Vision von Albion Online ist träumerisch: Ein schier grenzenloses MMO, das durch die Verfügbarkeit auf dem Computer (Mac und PC), dem Handy und dem Tablet leicht zugänglich sein soll, ohne dabei an spielerischer Tiefe zu verlieren. Es soll ein Abenteuer sein, in dem wir uns entfalten und nach und nach unseren Ruf aufbauen. Dieser Vision stehen jedoch einer Vielzahl von Hürden im Weg, mit denen Spieler in regelmäßigen Abständen konfrontiert werden.

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Mit einem simplen Lowpoly-Stil und niedrig aufgelösten Texturen beschränkt man sich in Albion Online auf das Wichtigste.

Die wohl größten Hürden des Spiels bestehen in den technischen Problemen. Die Qualität von Albion Online leidet unter der Plage wöchentlichen DDOS-Angriffe auf die Spielserver. Etliche Spieler klagen über den Verlust ihrer Speicherstände und müssen wiederholt den Fortschritt von mehrstündigen Spielsessions nachholen. Die PvP-Bereiche sind für große Teile der Spielerschaft unansprechend, da Lags und Framedrops zu unberechtigten Nachteilen in den Schlachten mit anderen Spielern führen, was zum Tode und dem Verlust der ausgerüsteten Gegenstände führt. Andererseits müssen wir natürlich sagen, dass das zumindest ein wenig so gewollt ist. Die gelben, roten oder schwarzen PvP-Zonen sind für diesen Nervenkitzel ausgeschrieben und wer dort hineingeht, riskiert nun mal alles. Es ist ein gewagter Schritt, der im Idealfall das Spielerlebnis intensiviert und ihm mehr Tiefe verleiht. Doch das nützt alles nichts, wenn das Technikgerüst nicht steht und fortgeschrittene Spieler frustriert zurückgelassen werden. In einem Spiel, in dem wir den Großteil unserer Zeit mit dem recht stumpfsinnigen Grinden von Rohstoffen verbringen, sind verlorene Spielstunden besonders schädigend für die Motivation.

Doch das Berliner Studio verspricht nahende Hilfe. Mit dem ersten großen Update, das zwischen September und Oktober erscheinen und eine Vielzahl der Probleme beheben soll, wird laut Sandbos Interactive alles besser werden. Höherer Schutz gegen Angriffe, eine überarbeitete Benutzeroberfläche und neue Animationen sollen wir in dieser Aktualisierung bekommen. In einem so übersättigten Genre, wie dem der MMOs, sind es jedoch vor allem die ersten Eindrücke, die zählen. Hoffen wir mal darauf, dass die anfänglichen Schwierigkeiten keinen allzu großen Schaden auf den Ruf des Spiels in der Community ausüben.

Albion Online brüstet sich mit einigen innovativen Ideen, die im Eifer des Gefechts jedoch leider etwas untergehen. Während Faktoren wie das Schicksalsbrett und die sehr offen gestaltete Ausarbeitung des Charakters im Rampenlicht stehen, fallen Punkte wie die ständigen Server-Abstürze und die daraus resultierenden Folgen unter den Tisch. Doch das sind Dinge, die viel zu groß sind, um sie zu ignorieren. Zwar bekommen wir mit den unzähligen Fähigkeiten und Handwerken einen großen Pool an möglichen Aktivitäten, durch das simple und sich schnell wiederholende Design des Spiels, kann das alles jedoch auf Dauer recht trist werden.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Offene Charakterentwicklung; Verfügbarkeit auf Mac, PC und mobilen Plattformen; Spieler-gesteuerte Wirtschaft.
-
Viel Zeit entfällt auf stumpfe Mechaniken; Einzelspieler kommen zu kurz; technische Probleme beeinflussen Spielstände und nagen an der Motivation.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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