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Alan Wake Remastered

Alan Wake Remastered

Remedys ikonische Geschichte hält dem Test der Zeit stand.

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Alan Wake RemasteredAlan Wake Remastered
Die Spielwelt erscheint dank toller Schatten und aktualisierter Texturen, die den Umgebungen mehr Details verleihen, nun besser denn je.

Als Remedy Alan Wake vor elf Jahren auf Xbox 360 und PC veröffentlichte, löste das Game eine Art kollektive Hysterie aus. Der Psychothriller des finnischen Studios ist von Stephen Kings besseren Romanen, sowie von den surrealen und verstörenden Szenen geprägt, die die ersten Filme von Cronenberg und Lynch ausmachen. Durch diese Mischung konnte sich das Spiel einen festen Platz im Herzen vieler Fans sichern und es wurde zum ersten großen Hit des finnischen Studios.

Remedy hat zwei DLCs und das Spin-Off Alan Wake's American Nightmare veröffentlicht, um das Universum narrativ zu erweitern. Die Anfragen des Publikums nach einer direkten Fortsetzung blieben leider vergebens, denn die Finnen scheinen nicht daran interessiert zu sein, dieses Projekt jemals fortzusetzen. Stattdessen platziert das Studio in ihren eigenen Spielen - beginnend mit Quantum Break und Control (in letzterem Jahr gab es sogar einen DLC, AWE, der dem Fall von Alan Wake gewidmet war) - seitdem jede Menge Verweise und Easter-Eggs, die die Spieler an Alan Wake erinnern sollen. Das Original ist also ein einmaliger und einzigartiger Hit gewesen, der nun fleißig ausgeschlachtet wird.

Mit einer gewissen Dankbarkeit für das Vertrauen und die Zuneigung, die ihnen von den Fans in all den Jahren entgegengebracht wurde, hat das nordische Studio im Sommer beschlossen, Alan Wake Remastered anzukündigen. Dank des Publishers Epic Games wird das Spiel, das lange Zeit nur auf Xbox 360 und PC erhältlich war, nun erstmals auch mit dem Publikum der Playstation-Konsolen in Kontakt treten. Gleichzeitig werden die Nutzer von Microsoft-Plattformen natürlich ebenfalls dazu in der Lage sein, diese neue Version (wieder) zu entdecken.

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Remedy Entertainment überarbeitet Alan Wake tatsächlich nicht nur visuell, sondern zielt auch darauf ab, einige Spielelemente zu verjüngen, die mittlerweile in die Tage gekommen sind. Das soll es einer jüngeren Generation von Spielern ermöglichen, leichter in dieses Abenteuer einzusteigen, das sich neben vielen aktuellen Hochglanzprodukten bewähren muss. Ich habe das Remaster am letzten Wochenende buchstäblich verschlungen und berichte euch nun von meiner Erfahrung mit dem Spiel.

Um denjenigen von euch, die die Geschichte noch nicht kennen, einen Kontext zu geben, werde ich ein paar Worte zur Handlung verlieren. An der Rahmengeschichte aus dem Jahr 2010 hat sich nämlich nichts verändert: Alan Wake ist ein berühmter New Yorker Autor, der von einer "Schreibblockade" betroffen ist. Um seine verlorene Inspiration wiederzuentdecken, beschließt der Mann, mit seiner Frau Alice auf der Insel Cauldron Lake Urlaub zu machen. Sie mieten sich in der kleinen Stadt Bright Falls ein entzückendes Haus am See und genießen ihre Ruhe.

Was wie ein Moment der Muße aussieht, entpuppt sich schnell als Albtraum: Nach einem Streit zwischen den beiden Ehepartnern wird Alice förmlich vom See verschluckt. Alan taucht zwar sofort in die Tiefen, um sie zu retten, doch er wacht anschließend in einem Auto auf und bemerkt, dass er einen Unfall erlitten hat. Neben sich findet er die Seite eines Manuskripts mit dem Titel „Departure", die er nicht selbst getippt hat. Von hier aus beginnt unsere gequälte Suche nach Alice, die uns durch Bright Fall führt. Während wir unsere Frau suchen, treffen wir immer wieder auf erschreckende Nachtkreaturen (die sogenannten „Fallen") und bemerken eine dunkle Präsenz, die die ganze Stadt wie ein Fluch einhüllt.

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Diese Erzählung schafft es auch nach einem Jahrzehnt immer noch, anregend und faszinierend zu sein. Der Rhythmus und der Spielfluss sind sehr ausgewogen, sodass ihr euch leicht durch die einzelnen Kapitel bewegen werdet. Genau wie bei der PC-Version hat Remedy beschlossen, Alans Live-Action-Visionen mittels QR-Code auszulagern. Die Szenen wurden aus dem Spiel entfernt, weil sie im Original dazu neigten, den Rhythmus der Geschichte zu dämpfen. Dank dieser transmedialen Lösung dürfen die Spieler nun wählen, ob und wann sie sich diese Videos ansehen möchten. Für die Handlung sind diese Verweise nicht zwingend erforderlich, doch es ist für die großen Fans eine Option, um noch tiefer in die exquisit surreale Stimmung des Spiels einzutauchen und den verdrehten Verstand von Alan zu ergründen.

Ein Tipp für alle, die Alan Wake zum ersten Mal spielen: Schaltet die in der Spielwelt verstreuten Radios und Fernseher ein, denn sie bereichern die Spielwelt mit zusätzlichen Hintergrundinfos. Es gibt sogar eine lustige Cameo-Sequenz mit dem Autor von Alan Wake (Sam Lake), der zusammen mit Alan eine Show moderiert, um dessen neuestes Buch vorzustellen. Sucht auch unbedingt in der Welt von Bright Falls nach den Seiten von Alans Manuskript, die euch einige interessante Vorschläge geben. Mehr verraten wir euch lieber nicht.

Als Remaster ist es selbstverständlich, dass eine der Stärken dieser Version die Verbesserungen im audiovisuellen Bereich sind, obwohl die Änderungen nicht revolutionär ausfallen. Das Spiel war 2010 zu seinem Debüt ganz hübsch, doch in unserem heutigen Fall sind es eher die Bildrate und die Auflösung, die in den Current-Gen-Versionen am meisten überzeugen. Der Unterschied zum Original wird aber nicht nur dank 4K-Texturen und 60 fps deutlich, da vor allem die Beleuchtung hervorragende Arbeit leistet. Das in Dunkelheit gehüllte Bright Falls wird die meiste Zeit über vom Mond erhellt, was eine mystische, verstörende Stimmung erschafft. Die Spielwelt erscheint dank toller Schatten und aktualisierter Texturen, die den Umgebungen mehr Details verleihen, nun besser denn je.

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Auch die Charaktere wurden sichtbar retuschiert, um sie moderner und zeitgemäßer wirken zu lassen. Zusätzlich dazu hat Remedy maßgeblich an den Zwischensequenzen, an Gesichtsanimationen und einer verbesserten Lippensynchronisation gearbeitet. Nicht so zufrieden sind wir mit den Animationen im Spiel, die noch immer sehr steif sind (was vor allem in den Dialogen auffällt). Aber abgesehen von dieser Kritik ist das Remaster wirklich exzellent, denn es zeigt, dass Alan Wake die Zeit überdauern konnte.

In der von uns gespielten Version für die Playstation 5 sind die adaptiven Trigger des Dualsense-Controllers leider nicht implementiert worden, um vielleicht zumindest den Waffen etwas mehr Realismus zu verleihen. Man hätte sicher auch die internen Lautsprecher des Controllers nutzen können, um den Ton von Radio- und Fernsehsendungen wiederzugeben - aber das ist nicht passiert. Es ist ein unbedeutender Kritikpunkt eines Produktes, das im Großen und Ganzen sehr gut funktioniert. Apropos Audiobereich, auch hier wurde das volle Potenzial der PS5 ausgeschöpft, denn Remedy bietet ein immersives Klangerlebnis. Die Ladezeiten erfolgen fast sofort, wodurch der Eintritt in die gruselige Welt von Alan Wake praktisch sofort möglich ist.

Ich bin mit dieser Current-Gen-Rückkehr von Alan Wake insgesamt sehr zufrieden. Obwohl der Titel ein ereignisreiches Jahrzehnt auf seinen Schultern trägt, hat Remedys Spiel den Test der Zeit meiner Meinung nach gut bestanden. Es bietet eine Erfahrung, die immer noch unglaublich modern und einnehmend ist. Am Status eines Meisterwerks hat sich in den elf Jahren in keiner Weise etwas verändert, deshalb könnt ihr das Spiel guten Gewissens auch heute noch nachholen. Wer weiß, ob dieses Alan Wake Remastered nicht vielleicht ein Testfeld für Remedy ist, um zu überprüfen, ob die Zeit reif ist, über ein Alan Wake 2 nachzudenken? Begnügen wir uns in der Zwischenzeit damit, diese Horrorperle für Konsolen (und PCs) der vorherigen und aktuellen Generation zu genießen.

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Diese faszinierende Erzählung schafft es auch nach einem Jahrzehnt noch, uns an den Stuhl zu fesseln.
09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
dieses Meisterwerk besteht den Test der Zeit, Remedy hat im Audio- und Videobereich hervorragende Arbeit geleistet, 4K/60-fps-Erfahrung auf aktuellen Konsolen ist großartig, Playstation-Besitzer dürfen mitspielen.
-
steife Gesichtsanimationen, Dualsense-Integration wurde nicht voll ausgeschöpft.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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