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Ghost Recon: Future Soldier

Ghost Recon: Future Soldier

Mit fliegenden Drohnen, Augmented-Reality-Technologie und dem synchronen Zusammenspiel der vier Ghost-Soldaten scheint es, als hätte Ubisoft gute Voraussetzungen für die Erneuerung der Ghost Recon-Serie geschaffen. Wir haben uns in Paris die neuesten Entwicklungen bei den Soldaten der Zukunft angeschaut.

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"Dies ist der Shooter des denkenden Mannes." Die Worte schnappen sich fast gegenseitig, als sie den Mund von Ubisofts sichtlich begeistertem Producer Yann Suquet verlassen. Er packt selbstbewusst den Controller, um uns den Soloteil von Ghost Recon: Future Soldier zu präsentieren. Wieder einmal. Auf seinem mausgrauen T-Shirt steht "I believe in Ghosts". Um es vorweg zu nehmen: Sein Stolz und seine Begeisterung sind nicht ganz unbegründet, denn Ubisofts Ansatz eines modernen Shooters funktioniert wirklich gut. Das neue Ghost Recon könnte sich als eine der besten Koop-Erfahrungen dieses Jahres herausstellen.

Suquet startet soft und erklärt das Gunsmith-Feature. Hier dürfen wir uns eigene Waffen bauen. Alles vom Gewehrlauf bis hin zum Zielfernrohr lässt sich auf die eigenen Vorlieben zuschneiden. 52 verschiedene Waffen und 49 verschiedene Anbauteile sind kreuz und quer kombinierbar. Wer Kinect an seine Xbox angeschlossen hat, kann im Minority Report-Style die Waffen mit Handbewegungen auseinander und wieder zusammen bauen. Sieht schick aus, dient aber nicht nur der Show.

Denn jede Änderung beeinflusst die Leistung der Waffe - und zwar deutlich spürbar. Das lässt sich nach dem Ändern direkt auf dem Schießstand testen. Wer nicht rumnerden will, für den hat Ubisoft vier Grundeinstellungen gebaut. Mit einem Knopfdruck werden so gute Power- oder Nahkampfwaffen erstellt. Geht dieses Konzept auf, wird das Gunsmith-Feature kein Gimmick, sondern ein ergänzendes taktisches Element der Spielerfahrung. Das Spielen mit der Waffenbalance ist aber nicht ungefährlich, gerade Vielspieler lernen schnell, ein empfindliches Ungleichgewicht für sich zu nutzen. Es sieht aber so aus, als sei Ubisoft die akribische Bastelei mit den Waffen weitgehend gelungen.

Ghost Recon: Future Soldier
Die Serie kehrt zu harter, realistischer Kriegsführung zurück.
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Die Balance zwischen den Wurzeln der Serie und modernem Design sieht man gleich beim Start der Demo. Wir spielen ein frühes Level in einem knochentrockenen, afrikanischen Stadtgebiet. Sofort wird deutlich, was die beratenden Elite-Soldaten Ubisoft erklärt haben. "Man kann nicht einfach auf einem Schlachtfeld anhalten und Taktik planen", sagt Creative Director Jean-Marc Geffroy. "Man kann sich nicht hinter einen Baum oder eine Mauer stellen und von dort aus Soldaten kommandierenden. Die wissen vorher, was sie zu tun haben. Sie bewegen sich gemeinsam, sie sind darin geübt. Aber sie kommunizieren, wenn es Bedrohungen oder Feinde gibt. Und deshalb kann man im Spiel Feinde markieren und Angriffe synchronisieren."

Dieser Aspekt trennt Ghost Recon: Future Soldier von allen anderen Third-Person-Shootern. Hier existiert eine enge Integration zwischen dem Spieler und den Informationen über das Schlachtfeld, der Intel. Um das zu veranschaulichen, zeigt Yann Suquet uns eine typische Situation, wieder in Nigeria. Die Ghosts sind alle in Deckung hintern kleinen Lehmhütten, mit ihrer Tarnung aktiviert. Sie verschwimmen mit ihrer Umgebung, sind unsichtbar für die Zivilbevölkerung. Weiter vorne steht eine Gruppe Soldaten, aber wie viele genau es sind, ist unklar. Es gibt nun viele Möglichkeiten, den Angriff zu koordinieren. Wir können eine kleine Drohne senden, die wie ein ferngesteuerter Hubschrauber gesteuert wird, um Feinde zu markieren. Oder wir machen das mit einer Sensorgranate, die Feinde auf dem Bildschirm markiert. Nun müssen wir "nur" noch die Soldaten dazu bringen, in einem gut geplanten Angriff alle Gegner auszuschalten.

Wie bereits erwähnt, ist das alles nicht revolutionär neu. Rainbow Six und Splinter Cell haben ein Markier-System, das ist aber nicht annähernd so durchdacht und tief gehend wie dieses hier. Denn in Future Soldier liegt die Freiheit darin, den Angriff konkret zu wählen. In einigen Fällen sind wir sogar gezwungen, neue Methoden zu verwenden.

Ghost Recon: Future Soldier
Wir können eine kleine Drohne senden, die wie ein ferngesteuerter Hubschrauber gesteuert wird, um Feinde zu markieren.
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Etwa in jenem Moment, als wir mit den Ghosts tief in das Lager einer afrikanischen Terrorzelle eingedrungen sind, um den Anführer der Terroristen zu elimieren. Plötzlich ist da ein Sandsturm, aus dem Nichts. Die Sicht ist gleich Null. Aber die magnetischen Linse in unserem Helm aktiviert eine Art Röntgenblick, durch den Feinde, Waffen und andere Gegenstände aus Metall vollständig sichtbar werden. Als Bonus sind feindliche Stellungen zwischen allen vier Ghosts synchronisiert. So lassen sich übrigens auch versteckte Minen in der Gegend finden.

Wenn man bedenkt, dass Intel auch im Vier-Spieler-Koop-Modus am Start ist, dann ergeben sich viele Möglichkeiten für neue Strategien. Die Zusammenarbeit wird dadurch einfach noch anspruchsvoller. Das meint Yann wohl mit dem "Shooter des denkenden Mannes." Man kann natürlich weiterhin direkt reinrennen wie ein Verrückter und losballern. Aber das Spiel entfaltet sich erst, wenn der Angriff gut geplant ist. Wenn einem danach ein Lächeln übers Gesicht huscht, weil alles so aufgegangen ist wie vorher durchdacht.

Wir sehen auch sofort, wie viel Arbeit in die Grafik des Spiels und vor allem die Animationen investiert wurde. Knapp 2500 Animationen haben sie mittels CGI-Technik integriert. Nicht nur für die Ghosts werden diese eingesetzt, auch für die Zivilbevölkerung. Die Nigerianerin in traditioneller Kleidung mit Tonkopf auf dem Kopf schreitet einfach wunderbar realistisch durch den Sandsturm. Das ist schon toll gemacht.

Ghost Recon: Future Soldier
An der Optik müssen sie an einigen Stellen noch etwas arbeiten bzw. sie aufpolieren.

Ein anderer Punkt, an dem Ubisoft wirklich gut gearbeitet hat, ist das Tempo des Spiels. In den nigerianischen Dörfern müssen wir heimtückische und koordinierte Angriffe starten. Dann sind da die reinen Guerilla-Kämpfe in einer geschäftigen, pakistanischen Stadt. In dem einen Moment muss man durch einen Hinterhof schleichen, während Kampfhubschrauber über die Köpfe jagen und ein afrikanischer Soldaten ein Mann ersticht. Danach müssen wir einen Waffenschmuggler auf einem brasilianischen Marktplatz stellen und dabei Raketenwerfern und der örtlichen Miliz ausweichen.

Im Stil von Left 4 Dead dreht Ubisoft regelmäßig das Tempo hoch und runter. Man kann nie sicher sein, was hinter der nächsten Ecke wartet. Das gilt auch für die Künstliche Intelligenz, die Jean-Marc Geffroy zufolge "niemals geskriptet" agiert. Die von Ubisoft programmierten Mitspieler haben uns sogar einige Mal ernsthaft gerettet aus kniffligen Situationen.

Ghost Recon: Future Soldier ist natürlich nicht perfekt. Optisch müssen sie noch eine ordentliche Portion Politur benutzen und die Steuerung könnte auch etwas tighter sein. Vor allem das Sprinten und die Bewegungen in die Deckung hinein und aus ihr hinaus sind noch etwas lahm. Seltsamerweise sollen wir all das mit der gleichen Taste bewältigen, was zu frustrierenden Momenten führt. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass nicht immer klar wird, welche Hindernisse unsere Kugeln hindurch lassen. Markierte Feinde bzw. deren Umrisse sind dichtbar, aber es ist immer wieder verwirrend, ob sie sich in Deckung befinden oder nicht. Das ist echt verwirrend manchmal.

Was Ubisoft außerdem will, ist eine ehrgeizigere und besser integrierte Geschichte zu erzählen. Ehrlich gesagt sind wir nicht vom Stuhl gefallen vor lauter Ekstase über die Handlung. Viel Lob dagegen kriegt das Spiel für seine realistische Darstellung in jenen Momenten, wo die Ghosts schleichen und ihren Feinden direkt zwischen die Augen schießen. Hier riecht nichts mehr nach schlechter Science Fiction wie noch letztes Jahr. Die Serie kehrt zu harter, realistischer Kriegsführung zurück.

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