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Nach einer Woche auf der Insel Aeternum ziehen wir ein Fazit zum MMO von Amazon Games.

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Das actionlastige Waffen-Gameplay fühlt sich mit seinen visuellen Effekten und den Soundeffekten stets flink und mächtig an.

Schon im vergangenen Jahr stattete ich der fiktiven Insel Aeternum im Rahmen einer Testphase einen ersten Besuch ab. Damals erkundete ich die Welt der Verderbten und machte mich mit den Charakteristiken von New World bekannt. Dank seiner PvP-fokussierten Inhalte konnte das MMO schon in diesem Stadium einige Spieler von sich überzeugen, doch gleichermaßen stieg die Nachfrage nach PvE-Inhalten, die laut Amazon Game Studios mit der finalen Veröffentlichung nachgeliefert werden sollten. Nach über einer Woche mit dem inzwischen veröffentlichten Spiel stellt sich also die Frage: Was für ein Spiel ist New World letztendlich geworden?

Die Spieler stranden in New World auf der mysteriösen Insel Aeternum und verfolgen anschließend die grundlegenden Ziele eines jedes MMOs: Man muss Handwerkskünste meistern, sich den Weg durch reichlich Dungeons freikämpfen, unzählige immer stärker werdende Gegner besiegen und den eigenen Charakter mit schicker Ausrüstung möglichst cool aussehen lassen. In New World wird die Erkundung mit einer Substanz namens Azoth belohnt, die euch schnellreisen und Gegenstände veredeln lässt. Das Zeug verleiht der Insel ihre magischen Eigenschaften und es sorgt dafür, dass die Toten nicht tot bleiben, sondern in Form von grässlichen Monstern zurückkehren. Der Masse der verschiedenen Gegnertypen kommen wir mit einem ebenso großen Waffenarsenal zuvor, welches in seinem Umfang lediglich von den handwerklichen Fähigkeiten dieses Online-Rollenspiels übertroffen werden kann.

Das Handwerk wird in die Kategorien Herstellung (Waffenschmied, Kochen, Juwelenherstellung), Verfeinerung (Schmelzen, Lederverarbeitung, Weberei) und Sammeln (Holzfällung, Ernte, Angeln) unterteilt. Insgesamt entstehen dadurch 17 verschiedene Fähigkeiten, die weit über Level 100 hinaus gelevelt werden müssen, um auf sämtliche Ressourcen und Spielinhalte zugreifen zu können. Das bereits erwähnte Waffenarsenal kann mit insgesamt elf verschiedenen Waffen gut mithalten und es wird von einem klassenlosen System gestützt (ihr könnt also frei zwischen wechseln und müsst euch nicht festlegen). Eher unkonventionelle Waffen, wie die Muskete, die Axt oder der Speer, zählen zu meinen persönlichen Favoriten, doch egal ob Muskete oder Feuerstab, das actionlastige Waffen-Gameplay fühlt sich mit seinen visuellen Effekten und den Soundeffekten stets flink und mächtig an. Der Kampfstil einer Waffe kann mithilfe von zwei verfügbaren Fähigkeitsbäumen noch einmal zusätzlich angepasst werden.

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Die Spielwelt ist wunderschön anzusehen und sie gehört zu den schönsten MMO-Umgebungen da draußen.

Als Rollenspieler und allgemein eher zwangloser MMO-Fan reizten mich im Vorfeld besonders das Universum, das koloniale Setting, sowie die prächtige Gestaltung der Spielwelt. Nach etlichen Stunden in Aeternum ist es aber interessanterweise etwas völlig anderes, was mich täglich zu New World zurückkehren lässt: der Anreiz, sich in der von Spielern getriebenen Gesellschaft einen ganz eigenen Platz aufzubauen. Nie hätte ich gedacht, dass das mehrstündige Abbauen und Verwerten von Rohstoffen so viel Spaß machen kann. Es vergehen schnell etliche Stunden beim Angeln, dem Sammeln von einheimischen Pflanzen oder dem Bau der Möbelstücke für die eigenen vier Wände, die in sämtlichen Gebieten gekauft werden können.

Die Geschichte von Aeternum lässt die individuellen Schicksale etwas in den Hintergrund treten, denn es handelt von den wenigen NPCs, die für uns Notizen zurückgelassen haben. Ironischerweise packt mich dieser Aspekt von New World überhaupt nicht, denn die Quests sind bis auf wenige Ausnahmen wie standardisierte Sammelaufgaben gestaltet worden. Das Azoth-Element ist im Endeffekt zum Beispiel nichts anderes als eine Begründung dafür, warum Spieler einfach wiederauferstehen. Die Gefahren von Aeternum und die daraus resultierende fast menschenleere Welt wirkt auch eher wie eine narrative Lösung, um Platz für die von Spielern getriebene Wirtschaft zu schaffen.

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Nichtsdestotrotz bieten die Quests immer wieder einen Anreiz, um die vielen Orte auf der Insel zu erkunden. Besonders zu Beginn gestalten sie sich wie ein interaktiver Leitfaden, der die verschiedenen PvE- und PvP-Elemente des MMOs an die Spieler heranträgt. Auch die Wahl der richtigen Fraktion (drei stehen euch zur Auswahl) läuft über eine der ersten Quests im Spiel ab und es ist für all diejenigen bedeutsam, die sich besonders in den PvP-Elementen des Spiels wiederfinden möchten. Das Syndikat, die Marodeure und das Bündnis stehen auf Aeternum im ewigen Konflikt, denn sie streiten sich darum, wie das Azoth am besten eingesetzt werden sollte. Spielerisch führt das dazu, dass jeder Spieler in eine der besagten Fraktionen eintreten muss, um für das Wohl der anderen einzutreten.

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Bisher gestaltete sich meine Zeit mit New World ohne Bugs und Performance-Einbrüche, doch die Wartezeiten, um überhaupt auf den Server zu gelangen, sind auch eine Woche nach Release noch ein riesiges Problem.

Eine Stufe unter den Fraktionen befindet sich ein Gildensystem, welches es Spielern innerhalb ihrer gewählten Fraktion erlaubt, Gilden zu erstellen oder ihnen beizutreten. Jedes Gebiet wird früher oder später von einer Fraktion (und einer dazugehörigen Gilde) übernommen, die das Gebiet zuvor erobern konnte. Über ein heimische Areal herrschen die Gildenführer, denn sie sorgen für den Ausbau der Handwerksbänke, legen die Höhe der Steuern sowohl für die eigenen Anhänger als auch für die feindlichen Fraktionen fest und sorgen dafür, dass der Einfluss der anderen Fraktionen im besagten Gebiet nicht die überhandnimmt. Sollte eine Fraktion in einem gegnerischen Gebiet zu viel Einfluss erhalten, droht ein Krieg. Der Ausgang dieser PvP-basierten 50-gegen-50-Schlacht bestimmt wiederum darüber, ob das Gebiet im Besitz der Gilde bleibt, oder ob eine feindliche Übernahme stattfindet.

Auch als Einzelspieler ohne Rückhalt einer Gilde wird somit schnell ein gewisser Teamgeist geweckt, der dafür sorgt, dass wir reichlich Quests in feindlichen Gebieten erledigen, um letztendlich einen Krieg und somit die Übernahme anzetteln zu können. Neben dem Markt, auf dem Items von Spielern angeboten und verkauft werden, drückt Amazon mit der Gebietskontrolle den Spielern noch einmal zusätzlich Macht über die Welt von New World in die Hand. Das bedeutet ebenfalls, dass letztendlich die Gilden und ihre Anführer darüber bestimmen, welche Spieler die Chance erhalten, auf eines der größten Features - die 50-gegen-50-Kriege - zuzugreifen.

Es ist ein gewagter Ansatz, der je nach den persönlichen Gegebenheiten der Spielerschaft schnell dazu führen kann, dass Spieler außerhalb der besagten Gilde auf der Ersatzbank versauern, Casual-Spieler aussortiert werden und persönliche Beziehungen den Ton angeben. Als meine Fraktion, das Syndikat, für Sonntagabend einen Krieg gegen die Marodeure anzettelte, ließ ich mich sofort für den Krieg einschreiben und feilte die nächsten Stunden weiter an meinen Kenntnissen mit Speer, Axt und Muskete. Am Ende wurde ich leider nicht einberufen und der zweite Anlauf wurde mir durch eine ewig lange Server-Warteschlange zunichtegemacht.

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Insgesamt entstehen dadurch 17 verschiedene Fähigkeiten, die weit über Level 100 hinaus gelevelt werden müssen, um auf sämtliche Ressourcen und Spielinhalte zugreifen zu können.

Bisher gestaltete sich meine Zeit mit New World ohne Bugs und Performance-Einbrüche, doch die Wartezeiten von bis zu drei Stunden, um überhaupt auf den Server zu kommen, sind auch eine Woche nach Release noch ein riesiges Problem, das der Abendplanung gerne mal einen Strich durch die Rechnung macht. Neben den 50-gegen-50-Kriegen bieten Expeditionen (New Worlds hauseigene PvE-Dungeons), sowie die Beschäftigung „Außenpostensturm" Abwechslung. Outpost Rush ist ein Modus, bei dem zwei Teams à 20 Spieler um die Kontrolle von Festungen und wertvollen Ressourcen kämpfen. Dazu kommen Invasionen, die PvE-Version des Fraktionskriegs, bei dem ein Gebiet von Verderbten überrannt wird und verteidigt werden muss.

New Worlds Angebot an PvP- und PvE-Inhalten ist also beachtlich. Auch wenn Modi, wie der Außenpostensturm oder die Invasionen, mit hohen Level-Anforderungen den Spielern viel Vorarbeit und Grind abverlangen, so bieten diese Aktivitäten Langzeitmotivation, die jede Spielpräferenz abdecken sollte. Bisher habe ich jede Menge Spaß daran, meine handwerklichen Fähigkeiten auszubauen und schicke Kleidung in Expeditionen zu ergattern, sodass ich hoffentlich schon bald gegen die hochrangigsten Gegner antreten kann, die Aeternum zu bieten hat. Die Spielwelt ist wunderschön anzusehen und sie gehört zu den schönsten MMO-Umgebungen da draußen. Auch die Soundkulisse, sowie die visuellen Effekte, machen jedes Gebiet zu einem Spektakel.

Amazon Game Studios startet mit New World auf soliden Grundbausteinen, die viel Standfestigkeit bieten, jedoch nicht ganz ohne Makel sind. Mit New Worlds finaler Veröffentlichung habe ich zwar nicht das MMO erhalten, das ich erwartet habe, doch meine Reise durch Aeternum ist trotzdem noch lange nicht vorbei. Im Endeffekt hat das Entwicklerstudio sein Versprechen also gehalten und das Spiel auch fernab der PvP-Elemente durch PvE-Elemente, wie den Handwerksbereich, die Expeditionen und das Housing-System, sinnvoll ausgeweitet.

Welchen Platz New World im MMO-Genre für sich entdecken wird, das wird die Zeit zeigen. Ich bin gespannt, welche inhaltlichen Updates Amazon Game Studios für die Spieler vorbereitet und ob die Entwickler das Feedback der Spieler ernst nehmen. Momentan habe ich darauf noch keine Antworten, denn auf lange Sicht kann New World mit seinem starken Grind-Fokus und den von Gilden angeführten Kriegen durchaus in Schwierigkeit geraten. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich das alles aber noch nicht absehen. Ich für meinen Teil stehe nun vor meinem eigenen kleinen Haus in Königsfels (Monarch's Bluffs), plane meine Routen, um möglichst viel Eisen für die Möblierung zu sammeln, und hoffe, dass ich bei den für morgen angezettelten Krieg gegen die Marodeure endlich meinen Speer einsetzen darf.

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Der Masse der verschiedenen Gegnertypen kommen wir mit einem ebenso großen Waffenarsenal zuvor, welches in seinem Umfang lediglich von den handwerklichen Fähigkeiten dieses Online-Rollenspiels übertroffen werden kann.
08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
ungewöhnliche Waffen spielen sich solide, handwerkliche Fähigkeiten motivieren trotz starkem Grind-Faktor, gute Auswahl an PvE- und PvP-Inhalten.
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stundenlange Warteschlangen dank überlasteter Spielserver, Gilden-gesteuerte Kriege unterstützen persönliche Gefälligkeiten und Vetternwirtschaft (es besteht die Gefahr, gewisse Spielergruppen auszuschließen).
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