Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Aliens: Fireteam Elite

Aliens: Fireteam Elite

Zwanzig Jahre nach den Ereignissen von Aliens beauftragt Cold Iron Studios einen Trupp von Colonial Marines damit, den Xenomorph-Befall auf Katanga zu beseitigen.

HQ
Aliens: Fireteam EliteAliens: Fireteam Elite
Drei Soldaten aus fünf verfügbaren Klassen räuchern in diesem Koop-Shooter Xenomorph-Nester aus.

Ich schätze das Alien-Franchise und auch das Universum von HR Giger, doch was James Cameron mit der von Giger und Ridley Scott gebauten Plattform in Aliens gemacht hat, davon bin ich ehrlich gesagt kein großer Freund. Gar keine Frage, der Film ist fachmännisch gestaltet und liebevoll umgesetzt worden, doch die Xenomorph - einige der furchterregendsten Charaktere aller Zeiten - stehen so sehr im Rampenlicht, dass sie fast sofort abgestanden wirken. Die jenseitigen Qualitäten werden dadurch so schnell ausgelöscht, wie eine Truppe stereotyper Marines in den Höhlen von LV-426.

Der Xenomorph sollte im Idealfall fast ätherisch sein, flüchtig. Wir sprechen hier immerhin von einer Kreatur, die in ihrem Schrecken so rein ist, dass sie jenseits von Zerstörung oder darwinistischer Analyse liegen dürfte. Dennoch werden diese Monster so schnell auf ein grundlegendes Empfinden mit der Denkweise jedes anderen Raubtiers reduziert. Alien: Isolation verstand das und setzte diese Auffassung in den Kern der Spielerfahrung um, weshalb es heute eines meiner Lieblings-Horrorspiele ist.

HQ
Werbung:

Aliens: Fireteam Elite von Cold Iron Studios beschreitet den offensichtlichen Weg und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ihr bereits nach buchstäblich 30 Sekunden Spielzeit mindestens 30 Xenomorphs niedergeschossen habt. Diese Schlachtschafe, die in Scharen blindlings auf euch zueilen, haben all ihre räuberischen Sinne aufgeben, um wie die Motten in das Licht zu rennen, das aus Richtung eurer Waffenmündungen kommt.

Genau das ist die Erfahrung, die Aliens: Fireteam Elite bietet. Immerhin versucht das Spiel, die ikonische Sci-Fi-Stimmung und Atmosphäre des Franchise einzufangen, was dem Titel manchmal sogar gelingt. Die meiste Zeit über werdet ihr jedoch damit verbringen, Horden um Horden von Xenomorph niederzuschießen. Das macht ihr so lange, bis ihr letztlich ebenso taub seid, wie die Marines, die ihr kontrolliert.

Strukturell ähnelt dieser Titel anderen Koop-Spielen, die wir in letzter Zeit besprochen haben. Es gibt eine Operationsbasis, in der ihr leichte Anpassungen an eurem Charakter vornehmt, um Fähigkeiten, Waffen und eure bevorzugte Rolle zu spezialisieren. Von hier aus startet euer Drei-Mann-Erschießungskommando in verschiedene Missionen, die zwar voneinander getrennt sind, aber gleichzeitig von einer übergeordneten Rahmenerzählung losen zusammengehalten werden. Ihr könnt euch zwar durch diesen begrenzten, physischen Raum bewegen, aber es ist hauptsächlich eine Lobby, in der man auf andere Spieler wartet.

Aliens: Fireteam EliteAliens: Fireteam EliteAliens: Fireteam Elite
Das Spiel weiß einfach nicht, wie es uns unterhalten soll und deshalb wirft es uns einfach immer mehr Xenos vor die Füße.
Werbung:

Doch noch bevor wir das Deck der Katanga-Raffinerie betreten, müssen wir über die Klassen sprechen. Derzeit gibt es in Aliens: Fireteam Elite fünf davon: Gunner, Demolisher, Technician, Recon und Doc. Jeder hat zwei unterschiedliche Fähigkeiten, mit denen man Dinge explodieren lässt, Engpässe erzeugt oder dem eigenen Team den Rücken freihält. Zu viele kooperative Spiele setzen auf hybride Klassensysteme, in denen alle Spieler sämtliche Aufgaben übernehmen, daher ist es eine kleine Erleichterung zu sehen, dass sich Cold Iron Studios im Falle dieses Titels für eine traditionelle Umsetzung entscheiden hat.

Darüber hinaus sieht es nicht so aus, als ob ihr euch schnell langweilen werdet, denn es gibt genügend Dinge, die sich optimieren lassen. Vier Waffentypen, die jeweils mehrere Modelle umfassen, warten auf euch und ihr könnt jede Knarre mit Anhängen, Herausforderungskarten und Skins anpassen. Falls ihr euch fragt, wie man die Verzierungen freischalten kann, da kann ich euch entwarnen: Mikrotransaktionen gibt es in diesem Segment derzeit noch nicht.

Sobald euer dreiköpfiges Squad endlich die Minenkolonie Katanga erkundet, wird euch schnell ins Fleisch und Blut übergehen, auf alles zu schießen, was sich bewegt. Eine ängstliche Stimmung kommt dabei nicht auf, sodass ihr euch nie wie die Marines fühlen werdet, die in den vielen Filmen damals von Aliens gejagt wurden. Das Kanonenfutter stürmt aus allen Richtungen auf euch zu, doch mit klassenbasierten Fähigkeiten verschafft ihr euch etwas Freiraum. Es gibt auch ein Deckungssystem, das aber wenig Sinn ergibt, da es nur sehr wenige Feinde gibt, die euch aus der Ferne abschießen.

HQ

Natürlich gibt es auch innerhalb der Xenomorph-Horde unterschiedliche Klassen. Die Drohne zum Beispiel taucht aus dem Nichts auf, raubt euch einen Teil eurer Gesundheit und zieht sich dann wieder in die Lüftungsschlitze zurück, um euch ein paar Augenblicke später wieder anzufallen. Der Prowler geht heimlich vor und bevorzugt Angriffe von hinten, während der Spitter Säure auf euch schleudert. Es gibt natürlich noch mehr und jede Klasse erfordert ein bestimmtes taktisches Verständnis. Der Warrior strahlt tatsächlich etwas von dem Schrecken aus, von dem ich anfangs gesprochen habe. Dieses Monster steht auf seinen Hinterbeinen und wirkt zunächst fast unzerstörbar, was eine wahrlich imposante Erscheinung abgibt. Diese Momente sind jedoch rar gesät und sie verlieren schnell ihre Schärfe.

Aliens: Fireteam Elite bietet nicht viel Abwechslung, denn schon in der ersten Mission bekommt ihr alle Zielsetzungen geboten, die das Game auffährt. Man wartet auf einen Aufzug, muss evakuiert werden, schaltet Generatoren ein, startet Maschinen neu oder fährt sie runter - und nichts davon hat irgendeine erzählerische Dimension. Ihr seid auf Katanga, um Nachforschungen anzustellen, aber es gibt nicht viel zu untersuchen, da ihr im Wesentlichen nur der Kammerjäger seid, der potentielle Unannehmlichkeiten beseitigt. Der Titel ist auf Wiederspielbarkeit ausgelegt und deshalb beschränkt sich Cold Iron auf die langweiligsten Ziele, die man sich vorstellen kann. Eure Aufgaben gehen selten über „Erreiche Punkt X" oder "Verteidige Position Y" hinaus.

Die Kontrolle ist ein bisschen umständlich und dem Game fehlt das Gefühl der Körperlichkeit, das einige der besten Zombie-Spiele da draußen aufweisen. Aliens: Fireteam Elite ist keinesfalls kaputt und gar unspielbar, denn es gibt auch Momente im Koop, in denen ihr stolz neben euren Teamkameraden stehen und eure eigenen, zerstörerischen Fähigkeiten bewundern werdet. Die meiste Zeit über werden die Xenomorphs jedoch so schnell über euch hereinstürzen, dass man den Überblick verliert und dann rennt ihr im Verbund wie kopflose Hühner durch die Arena und weicht physischen Schlägen aus, bis sich nichts mehr bewegt.

Aliens: Fireteam EliteAliens: Fireteam Elite
Dass diese überragenden Jäger auf ein grundlegendes Empfinden mit der Denkweise jedes anderen Raubtiers reduziert werden, schmerzt mich als Fan und Spieler sehr.

Cold Iron Studios hat in visueller und akustischer Hinsicht etwas ziemlich Exquisites geschaffen, obwohl Aliens: Fireteam Elite nicht wirklich Next-Gen-Stimmung aufkommen lässt. Katanga bietet nicht viel visuelle Vielfalt, doch das Studio beweist einige clevere Ideen, die manchmal eine dichte Atmosphäre kreieren. Wenn zum Beispiel die rote Alarmbeleuchtung über den ansonsten grauen Hintergrund der Station aufleuchtet, erhält das Spiel in gewisser Weise eine zweite Identität. Die Musik ist ehrlich gesagt auch fantastisch, denn sie spiegelt sowohl das originale Alien als auch Aliens wider und macht das auch noch extrem gut. Dazu gesellt sich das klassische Sound-Design, das ihr aus den Filmen kennt: Durch die Korridore hallt der elektrische Puls eurer Gewehre und in den Steuerzentralen ertönen die ikonischen Geräusche der Old-School-Computer.

Kostenlose Live-Service-Inhalte sollen das Spiel alle paar Monate auffrischen und auf den Konsolenplattformen der aktuellen Generation wird Aliens: Fireteam Elite ebenfalls erscheinen. Im Moment ist der eigentliche Teil des Spiels aber viel zu repetitiv und es fehlt jede Art von Spannung. Das Game weiß einfach nicht, wie es uns unterhalten soll und deshalb wirft es uns einfach immer mehr Xenos vor die Füße. Spiele wie GTFO haben gezeigt, dass es durchaus möglich ist, kooperative Shooter zu entwickeln, die ein Gefühl von Spannung und Furcht aufrechterhalten, während wir uns durch Gebiete voller Feinde bewegen. Das ist aber nicht, was Aliens: Fireteam Elite möchte. Der Titel zeigt uns Fragmente seiner Brillanz, doch die erkennt man unter den ganzen Xenomorph-Leichen kaum.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
ausgewogenes Klassensystem, gute Atmosphäre, viele Anpassungsmöglichkeiten.
-
repetitive Spielnatur, klobige Steuerung, Xenomorph-Horror mag nicht aufkommen.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
Aliens: Fireteam EliteScore

Aliens: Fireteam Elite

KRITIK. Von Magnus Groth-Andersen

Zwanzig Jahre nach den Ereignissen von Aliens beauftragt Cold Iron Studios einen Trupp von Colonial Marines damit, den Xenomorph-Befall auf Katanga zu beseitigen.



Lädt nächsten Inhalt