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Battlefield 3

Battlefield 3

Wir haben nach diversen Startschwierigkeiten die Testfassung von Battlefield 3 zum Laufen gekriegt und uns durch Solokampagne, Koop-Missionen und den Multiplayer geballert. Das Grinsen im Gesicht ist auch beim Schreiben dieser Zeilen immer noch da...

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Sgt. Henry "Black" Blackburn hat ein Problem. Terroristen werden heute einen massiven Angriff auf New York starten. Aber die beiden Geheimdienstler in dem Verhörraum denken eigentlich, dass er nur Quatsch redet. Dennoch hören sie ihm zu. Und der Soldat versucht sein Bestes, sie über seine geheimen Missionen im Irak und in Iran zu unterrichten und ihnen zu verklickern, wie er von den Plänen der Terroristen erfuhr.

Das ist das Setting der Solokampagne von Battlefield 3. In einer Reihe von Rückblenden spielen wir als Sgt. Black oder einer Handvoll anderer Personen, deren Erlebnisse in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit Blacks eigener Geschichte stehen. Alles das gab es in irgendeiner Art und Weise in nahezu jedem anderen Militär-Shooter der letzten Jahre bereits zu sehen. Aber es spielt keine Rolle. Die Kampagne in Battlefield 3 ist in der Tat sehr gut zusammengeschraubt, mit viel Abwechslung in der Handlung und perfektem Tempo.

Die Designer haben keine Angst, uns durch Sequenzen von mehreren Minuten Länge zu schicken, in denen keine einzige Kugel fliegt. Stattdessen genießt man die Stimmung und erlebt beeindruckende Umgebungen. Das ist einfach schön gemacht. Jenseits der hübschen Oberfläche ähneln sich die Missionen der knapp sechsstündigen Solokampagne kaum. Es gibt direkte Konfrontationen auf irakischen Straßen, wir spielen dort Katz und Maus oder wir ballern uns durch luxuriöse Bürokomplexe. Darüber hinaus dürfen wir den zweiten Piloten in einem F/A-18 Kampfflugzeug spielen oder Panzerkommandant in der Nähe von Teheran werden.

Battlefield 3
Obwohl das Setting denen vieler anderer Spiele des Genres ähnelt, vermeidet Dice die schlimmsten Klischees.
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Obwohl das Setting denen vieler anderer Spiele des Genres ähnelt, vermeidet Battlefield 3 die schlimmsten Klischees - oder besser gesagt zumindest einige von ihnen. Die Dialoge sind überzeugend und glaubwürdig, fast ohne den üblichen Militärjargon. Die Kämpfe sind intensiv und anspruchsvoll, solange man nicht die einfachen Schwierigkeitsgrade wählt. Man sollte sich darauf vorbereiten, ein paar Mal zu sterben, besonders dann, wenn die Feinde mit Raketen schießen. Die Waffen fühlen sich richtig an, sie vermitteln Gewicht, Reaktion und Rückstoß. Vieles im Spiel ist gescriptet, aber das Heft wird einem nie aus der Hand genommen. Es stellen sich uns viele Feinde in den Weg, aber nicht in endlosen Mengen wie wir es aus der Call of Duty-Reihe kennen. Und obwohl die Geschichte ein wenig dünn ist, schlimm ist das nicht.

Das Gameplay von Battlefield 3 ist unterhaltsam, aber bietet keine Revolution. Es gibt einige epische Wow-Momente und es wird nie langweilig. Aber ein echtes Original sieht wirklich anders aus. Knapp sechs Stunden braucht man für die Kampagne, inklusive so einiger Tode. Das ist nicht viel, aber im Vergleich zur Call of Duty-Serie oder dem letzten Medal of Honor fast schon am oberen Ende der Skala. Um ehrlich zu sein, viel mehr kann man über den Singleplayer nicht schreiben. Aber das liegt vor allem daran, dass Battlefield schon immer Multiplayer war. Aber bevor es zur Paradedisziplin geht, noch ein bisschen was zum Koop-Modus.

Battlefield 3 hat sechs Koop-Missionen für zwei Spieler, die ähnlich wie die im Singleplayer sind. Die Abwechslung ist ebenso hoch: Es warten Straßen-Kriege, Stealth-Infiltrationen und die übliche Mission aus einem Bomber, wo wir graue Ziele aus sicherer Höhe erledigen müssen. Oder wir helfen bei einer Razzia einem SWAT-Team, um Geiseln aus einer Botschaft zu befreien. Einige der Aufgaben stellen hohe Anforderungen an Kommunikation und Timing. Sie liefern auf den hohen Schwierigkeitsgraden jede Menge Herausforderung. Die Scores aus den Missionen lassen sich übrigens mit denen von Freunden über den integrierten Onlinedienst Battlelog vergleichen. Das ist sehr hübsch gemacht. Die epischen Storymomente fehlen im Koop, aber ab davon ist der manchmal sogar besser als die eigentliche Solokampagne.

Battlefield 3
Die epischen Storymomente fehlen im Koop, aber ab davon ist der manchmal sogar besser als die eigentliche Solokampagne.
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Das Rückgrat des Spiels ist aber ohne Zweifel der Multiplayer. Jeder, der die Beta gespielt hat, wird registriert haben, dass das eine eher unausgewogene Nummer war. Aber das war gestern. Bis auf einige mysteriöse Physik-Bugs und Probleme mit der Zielmechanik haben sie bei Dice alle offensichtlichen Probleme gelöst.

Auf dem PC ist die Zahl der möglichen Spieler in einer Session wieder auf 64 angehoben worden und die Kampfjets sind zurück. Die großen Karten wie Caspian Borders oder Operation Firestorm bieten eine großartige Multiplayer-Erfahrung. Hier regiert das Chaos und es ist schwierig klarzukommen - und ich meine das im besten Sinne. Aber Battlefield 3 siegt auch bei den kleineren Karten. Die beiden Pariser Level sind unglaublich schön und obwohl sie im direkten Vergleich fast klaustrophobisch wirken, ist das Erlebnis ebenso intensiv und spaßig, vor allem mit einem Team von Spielern die wissen, was sie tun.

Die wichtigste Neuerung ist das realistische Sperrfeuer. Wenn man auf einen Gegner schießt, egal wie präzise oder unpräzise, ist dessen Sicht verschwommen und seine Schüsse weniger präzise. Das wird so bleiben, bis er sich entweder bewegt oder die Schüsse aufhören. Es ist eine großartige Mechanik, die es vereinfacht, die Scharfschützen zu bekämpfen und mehr Mobilität in das Spiel bringt.

Ob man zu Fuß, hinter dem Steuer eines Panzers oder im Flieger unterwegs ist, immer ist das ein sinnvoller Beitrag zum Gesamterlebnis. Es gibt (natürlich) eine Level-System, das neue Waffen und Zubehör freischaltet, je mehr man spielt. Aber die Waffen, die anfangs bereits am Start sind, sind absolut effektiv genug. Die meisten der vier Klassen haben ihre wichtigsten Gadgets von Anfang an zur Verfügung, ganz im Gegensatz zu Battlefield: Bad Company 2. Der Multiplayer von Battlefield 3 ist nichts weniger als erstaunlich. Das Tempo ist hoch, die neun Karten und ihre unterschiedlichen Layouts ausgezeichnet und mit genügend Raum für taktische Manöver ausgelegt. Es ist der beste Multiplayer, den ich in den letzten Jahren gespielt habe. Er ist einfach sehr gut.

Battlefield 3
Ob am Tag oder in der Nacht - es bezaubern einen Schatten, Reflexionen und das Gewehrfeuer gleichermaßen.

Für die Kritik haben wir die PC-Version von Battlefield 3 gespielt. Auf der technischen Seite sticht insbesondere Battlelog hervor. Der Onlinedienst verwaltet das eigene Profil, speichert Statistiken, Freunde und so weiter. Das gilt für alle Spielmodi und es ist eine absolut überzeugende Erfahrung. Es gibt zwei Gründe dafür. Der erste ist der Server-Browser, ein integraler Bestandteil. Mit wenigen Mausklicks finden sich binnen Sekunden Server, die eigene, spezifische Kriterien erfüllen. Battlelog ist schnell, so schnell wie eine Google-Abfrage. Wenn wir ein Spiel starten, lädt das im Hintergrund, so dass wir weiter surfen können. Sobald das eigentliche Spielfenster startet, ist die Ladezeit kurz. Der zweite Grund ist die Buddy-Liste. Wir können jederzeit sehen, wer was wie spielt. Es ist zudem ein Kinderspiel, eine Gruppe aufzumachen und gemeinsam zu spielen. Der integrierte Voice-Chat via Battlelog funktioniert ebenso einwandfrei.

Jetzt noch ein paar wichtige Zeilen zu Optik. EA hat seit Monaten versucht, aus der Frostbite 2.0-Engine eine große Sache zu machen. Das ist verständlich und war keine Lüge, denn Battlefield 3 sieht wirklich wahnsinnig gut aus, sowohl im Single- als auch im Multiplayer. Der Detailgrad der Level ist enorm, die Animationen sind hervorragend, aber am beeindruckendsten ist die Ausleuchtung. Ob am Tag oder in der Nacht - es bezaubern einen Schatten, Reflexionen und das Gewehrfeuer gleichermaßen.

Der Sound ist noch besser. Explosionen im Hintergrund und der Klang des Gewehrfeuers sind derart beeindruckend, gerade weil sie bei Dice verinnerlicht haben, dass jeder Schuss ein Ton ist, der von einem anderen Spieler orchestriert wird. Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Klang einer Waffe, die in der nächsten Nähe abgefeuert wird und einer, die in den Hügeln in der Ferne gezündet wird.

Als Urteil kann nun nur eines hier stehen: Ich liebe Battlefield 3. Der Singleplayer ist der schwächste Teil des Spiels, aber immer noch mehr als nur respektabel. Und obwohl der Koop-Modus stark ist - wer sich das Spiel kauft, wird es für den Multiplayer tun. Und genau hier enttäuscht Battlefield 3 in keiner Weise. Es ist der beste Teil der Serie und vermutlich das beste Multiplayer-Erlebnis in diesem Jahr.

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09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
Großartiger Multiplayer, schöne Grafik, crazy Sound, starker Koop-Modus, spaßige Solokampagne
-
Solokampagne leider ziemlich kurz
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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