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Little Nightmares 2

Little Nightmares 2

Aller Widrigkeiten zum Trotze hat Tarsier Studios eine überlegene Fortsetzung geliefert.

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Tarsier Studios hat mit Little Nightmares etwas ganz Besonderes erschaffen. Dem Studio ist der große Wurf gelungen, indem sie Hüpfpassagen mit einem leicht gruseligen Stil verbunden haben. Die Erzählung vom schaurigen Überlebenskampf der kleinen Six ging den Spielern nahe und unterhielt viele Spieler gut. Der Indie-Titel übertraf alle Erwartungen und verkaufte über zwei Millionen Einheiten. Jetzt - vier Jahre später - bekommen wir einen Nachfolger und der wirkt noch ambitionierter.

Little Nightmares 2 setzt direkt nach den Ereignissen des ersten Spiels ein, aber diesmal steht ein anderer, unfreiwilliger Held im Mittelpunkt. Der Titelheld heißt Mono und er trägt eine Papiertüte über dem Kopf. Six ist ebenfalls wieder mit von der Partie, denn den Alpträumen konnte sie noch nicht gänzlich entkommen. Das Paar findet sich in einer Welt wieder, die süchtig nach Fernsehen ist und deshalb machen sie sich auf den Weg zum Signalturm, um die Bewohner zu befreien. Die Geschichte ist eine Gesellschaftskritik, die ganz ohne Worte oder Zwischensequenzen auskommt.

Die Unterwasserwelt aus dem Original wurde für ihre mangelnde Abwechslung kritisiert, aber diesen Fehler macht Little Nightmares 2 nicht. Auf unserer Reise zum Signalturm laufen wir durch Sümpfe, besuchen eine Schule aus dem 19. Jahrhundert und finden uns in einem Leichenschauhaus wieder. Jedes der fünf Kapitel ist einzigartig und das gilt sowohl für die Umgebungen, als auch für die Rätsel und Herausforderungen, die uns dort erwarten. In jedem Kapitel erleben wir eine neue Überraschung.

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Little Nightmares 2 besteht aus fünf Kapiteln und die sind locker in fünf bis sechs Stunden abgeschlossen.

Die gruselige Atmosphäre zieht sich durch das gesamte Spiel. Alles ist in Dunkelheit gehüllt und ein grotesker Schnappschuss einer Welt, die vom Fernsehprogramm abhängig geworden ist. Es herrscht ein ständiges Gefühl von Verwundbarkeit, an jeder Ecke lauern Gefahren und die vielen Monster lassen uns vorsichtig auf Zehenspitzen schleichen. Mein Herz fing wirklich an zu rasen, als ich durch die Schatten schleichen musste, um den grauenhaften Kreaturen zu entgehen.

Die Monster scheinen kindlichen Albträumen zu entstammen und das Spiel gelingt es, uns ihren Charakter und ihre Hintergründe allein durch die Umgebungen näherzubringen. Im ersten Kapitel ist sofort klar, das mit dem fiesen Jäger nicht zu spaßen ist. Das Gebäude, in dem wir auf ihn treffen, ist voller Tierfelle und wir müssen an ihm vorbeischleichen, während er einen Kadaver zerhackt. Er ist ein Killer, der absolut keine Gnade kennt, das steht außer Frage.

Die Rätsel und Hüpfeinlagen stehen weiter im Mittelpunkt des Gameplays, aber diesmal fühlt sich alles noch mal kreativer und abwechslungsreicher an. Unsere Begleiterin hilft uns dabei, Vorsprünge zu erreichen oder über Abgründe zu springen, die sonst unerreichbar wären. Wenn wir nicht gerade alleine unterwegs sind und eine Lösung finden müssen, um wieder vereint zu werden, basieren viele Puzzles darauf, dass sich das Paar gegenseitig hilft. Die Rätsel fangen einfach an, aber irgendwann laufen wir durch endlose Korridore und müssen Fernseher als Wurmlöcher nutzen.

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Die Bewohner dieser Welt sind vom Fernsehprogramm abhängig geworden.

Nicht alle Veränderungen verbessern die Spielerfahrung auf diese Weise. In manchen Abschnitten müssen wir eine Waffe schwingen, die für unseren kleinen Helden einfach viel zu schwer ist. Selbst mit einiger Übung habe ich häufig mein Ziel verfehlt und wurde anschließend überwältigt. Es mag ein wenig Absicht dahinterstecken, da wir uns natürlich verwundbar fühlen sollen, aber die Unzuverlässigkeit empfand ich vor allem als frustrierend.

Mein zweiter, subjektiver Kritikpunkt ist an die relative Länge des Spiels gekoppelt. Little Nightmares 2 besteht aus fünf Kapiteln und die sind locker in fünf bis sechs Stunden abgeschlossen. Qualität steht hier deutlich vor Quantität, das sehe ich natürlich, aber ich hätte mir einfach noch mehr gewünscht. Ich kann kaum glauben, dass ich bereits fast das halbe Spiel gesehen habe, als ich im Januar zwei Kapitel für die Vorschau spielen durfte. Auch das Original war kein langes Spiel, aber ich hätte eben gerne noch länger gespielt.

Es ist ein kurzes Spiel, aber es gibt ein paar Elemente, die für manche Spieler den Spielspaß verlängern könnten. In jedem Kapitel warten zwei unterschiedliche Hüte darauf, Monos ulkige Papiertüte zu ersetzen. Und wir können uns auf die Suche nach den sogenannten „Glitching Remains" machen, das sind die Seelen jener Unglücklichen, die in die Fernsehbildschirme gesaugt wurden. Sammelwütige Spieler erwarten also zusätzliche Aufgaben.

Little Nightmares 2 baut auf der DNA des Vorgängers auf und übertrifft ihn in vielerlei Hinsicht. Die Orte sind, ebenso wie die Rätsel, abwechslungsreicher und kreativer gestaltet worden. Ich fand das Erlebnis aber etwas zu kurz und die Kämpfe fühlen sich für mein Verständnis auch zu unpräzise an. Trotzdem: Wenn ihr zu den vielen Spielern gehört, denen der erste Teil ans Herz gewachsen ist, dann solltet ihr euch auch den Nachfolger nicht entgehen lassen.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
vielfältige Schauplätze, man sich gefühlt ständig am Rand des eigenen Sitzes, Spieltempo und Plattforming-Passagen stechen positiv heraus, schaue Rätsel und adrenalingeladene Verfolgungsjagden.
-
das Spiel ist etwas kurz, der Kampf fühlt sich ungenau und klobig an.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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