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Paper Mario: The Origami King

Paper Mario: The Origami King

Zum runden Geburtstag von Super Mario haben Intelligent Systems den Fans ein witziges Geschenk aus Papier gefaltet.

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Mario hat sich in den letzten 35 Jahren wesentlich weiterentwickelt und damit meine ich nicht nur den Wechsel vom 2D-Sidescroller hin zum 3D-Plattforming, das wir zuletzt in Super Mario Odyssey gesehen haben. Der Klempner fährt weltmeisterlich Auto, er betätigt sich als Arzt und Professor, hilft seinen Freunden im Pilzkönigreich bei ihren Problemen und feiert die besten Partys der Welt. Er rätselt, betätigt sich sportlich in diversen Kategorien parallel und hat es längst über die Grenzen der Videospielindustrie hinaus geschafft (bald bekommt er seinen eigenen Vergnügungspark und erobert die Herzen von Lego-Sammlern). Außerdem treffen wir den hilfsbereiten Schnauzbartträger ab und zu in Rollenspielen, was uns zum neuesten Werk von Intelligent Systems führt.

Die werden der Nintendo Switch in Kürze mit Paper Mario: The Origami King leicht verdauliche Rollenspielkost servieren und ich durfte mir schon vorab ansehen, was das für ein Abenteuer geworden ist. Die Titel der Paper-Mario-Reihe sind keine klassischen JRPGs, allerdings greifen sie auf gängige Elemente, wie rundenbasierte Kämpfe, ein Party-System und den Einsatz verschiedener Angriffstechniken zurück. Die Welt von Paper Mario ist aus Papier und Pappe geschaffen und wir sind im Wesentlichen Sticker, denen Leben eingehaucht wurde. Das Setting ist niedlich und witzig, die Geschichte des Spiels orientiert sich an einem insgesamt jüngeren Publikum.

Das Pilzkönigreich bereitet sich auf die Feierlichkeiten des Origami-Festivals vor, weshalb sich Mario und Luigi mal wieder im Schloss von Prinzessin Peach blicken lassen. Die junge Dame hat sich leider schon wieder in Schwierigkeiten gebracht, denn sie und ihre gesamte Schar an Dienern wurden von einer mysteriösen Origami-Figur in dreidimensionale Figuren gefalten. Die beiden Mario-Brüder entgehen diesem Schicksal dank der Führung einer freundlichen Origami-Figur namens Olivia knapp, allerdings wird schnell klar, dass sie etwas tun müssen, damit im Pilzkönigreich wieder Normalität einkehrt. Deshalb machen sie sich auf die Suche nach fünf farbigen Luftschlagen, die das Schloss der Prinzessin derzeit in ihrer Gewalt haben und unserem Plan somit im Wege stehen.

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Paper Mario: The Origami King
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Die Schadensberechnung hängt ansonsten noch von unserem Rhythmusgefühl und der Tatsache ab, ob wir das Puzzle am Anfang des Gefechts gelöst haben.

Mit Olivia an unserer Seite bereisen wir viele spannende Schauplätze. In meiner Vorschau habe ich bereits über die ersten beiden Kapitel gesprochen, in denen wir Gebiete in der Natur und ein Filmstudio im asiatischen Look erkunden. Das Abenteuer fährt mit vielen weiteren hübschen Schauplätzen auf, darunter eine weite Wüste mit Pharaonengräbern, tropische Inseln im Meer und ein himmlisches Spa-Paradies voller gemütlicher Toads. Die visuelle Bandbreite der Umgebungen ist sehr überzeugend und es wird viele Stunden dauern, bis ihr alles erkundet hat. Viele dieser Bereiche haben mehrere Abzweigungen und in den späten Leveln bewegen wir uns sogar mit Fortbewegungsmitteln fort. Paper Mario: The Origami King bietet keine offene Welt, doch die Ausmaße sind beachtlich und es warten überall versteckte Überraschungen auf uns.

Die Spielwelten unterteilen sich in mehrere kleine Level, in denen wir verschiedene Aufgaben oder Herausforderungen absolvieren müssen. Die vielfältigen Aufgaben sind manchmal etwas kompliziert, deshalb solltet ihr in den Gesprächen gut aufpassen und euch gründlich umschauen. Olivia gibt auf Anfrage hilfreiche Tipps, doch es ist trotzdem nötig mitzudenken. Bevor wir uns der Luftschlange des jeweiligen Gebiets widmen und ins nächste Gebiet reisen können, muss Olivia in der Regel eine neue Kraft erlangen, mit der wir ein Element bändigen. Die werden jedoch von interessanten Bossgegnern beschützt, die aufgrund ihres kreativen und einzigartigen Designs zu den Höhepunkten des Spiels gehören.

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Das Kampfsystem von Paper Mario: The Origami King ist einem Schieberätsel entnommen und ich kann sofort verstehen, wenn ihr das Modell nicht mögt. Ziel ist es, die Gegner auf einem runden Spielfeld so zu positionieren, dass sie sich mit unseren Waffen auf einen Schlag erledigen lassen. Wir haben meist nur wenige Züge für die korrekte Anordnung, während eine Stoppuhr gnadenlos heruntertickt und Feinde unterschiedliche Anforderungen an uns stellen. Die Buu Huus verstecken sich zu Beginn unserer Runde beispielsweise, deshalb müssen wir uns ihre Positionen auf dem Spielplan entsprechend merken, während wir die Ringe konzentrisch um uns herumwirbeln.

Paper Mario: The Origami King
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Die visuelle Bandbreite der Umgebungen ist sehr überzeugend und es wird viele Stunden dauern, bis ihr alles erkundet hat.

Wir müssen in den Kämpfen sehr genau darauf achten, mit welchen Feinden wir es zu tun bekommen, da sich einige Gegner schützen oder verhindern, dass Mario auf sie springen kann. Beim Anordnen der Feinde spielt außerdem unsere Bewaffnung eine Rolle, da wir unsere Ausrüstung vor dem Gefecht festlegen. Items verschiedener Qualitätsstufen bringen weitere Optionen ins Spiel, allerdings ist der Einsatz beschränkt. Da wir als weltenrettender Klempner jedoch gut verdienen, ist die Versorgung kein unglaublich großes Problem. Manchmal muss man eben etwas Backtracking in Kauf nehmen, um gut gewappnet für die nächsten Überraschungen gerüstet zu sein. Das Standardpaar Schuhe sowie der treue Holzhammer lassen uns außerdem nie im Stich.

Marios Angriffskraft steigt in Abhängigkeit zu seinem Leben, aber er muss im Spielverlauf auch immer stärker werden, um mit den Feinden Schritt zu halten. Wer die weiten Umgebungen von Paper Mario: The Origami King akribisch erkundet und ein bisschen Fleiß mitbringt, der findet auch abseits der Hauptgeschichte neue Lebenskraft und ist somit für spätere Gefechte besser gerüstet. Wenn ihr mal nicht weiterwisst oder Hilfe braucht, könnt ihr auf die Hilfe der Toads zurückgreifen, denen ihr unterwegs geholfen habt. Gegen eine kleine Geldspende feuern euch die Pilzköpfen an und geben einen Hinweis beim Lösen des Rätsels. Da die Anzahl der gefundenen Toads bestimmt, wie sehr euch geholfen wird, erhalten wir einen zusätzlicher Anreiz, die Umgebungen im Spiel abzusuchen.

Die charmante Präsentation konnte mich schnell von sich überzeugen und strahlt vor allem im Handheld-Modus. Der bunte Papierstil wirkt sehr einladend und sorgt dafür, dass sich die meisten Bereiche übersichtlich anfühlen. Da wir die Perspektive selbst nicht verändern können, ist es allerdings nicht ganz leicht, Entfernungen richtig einzuschätzen. Das ist zugegeben nur selten wirklich notwendig, doch es fällt bei Fehltritten leicht, dem Spiel die Schuld in die Schuhe zu schieben. Apropos Fehltritte, da erlaubt sich Intelligent Systems nämlich ebenfalls einiges und das hat mich in Anbetracht der sonstigen Qualität offengestanden irritiert.

Paper Mario: The Origami King
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Wir haben meist nur wenige Züge für die korrekte Anordnung der Feinde in den Kämpfen, während eine Stoppuhr gnadenlos heruntertickt und Feinde unterschiedliche Anforderungen an uns stellen.

Gegen Ende der Erfahrung gelangen zunehmend Fail-States ins Spiel, die mit einem Neustart, bzw. mit dem Laden des letzten Checkpoints verbunden sind. Eine eigentlich sehr niedlich dargestellte Game-Show hat sich aus dem Grund sehr negativ bei mir eingebrannt, weil ich sie achtmal wiederholen musste, ehe ich durch Glück das abschließende Ratespiel lösen konnte. Zuerst muss man vier Minispiele in wechselnden Schwierigkeitsgraden abschließen und dabei Punkte sammeln, anschließend sollen wir ein bestimmtes Wort aus den Lyrics eines Songs erkennen und auswählen.

Das Problem ist eine Ansammlung ungünstiger Zustände, denn die Lieder aus Paper Mario: The Origami King sind aus irgendeinem Grund nicht vertont (sie werden lediglich gesummt) und sind mit Situationen verknüpft, die mehrere Spielstunden zurückliegen. Man kann sich die Songs im Museum zwar noch einmal anhören, aber das trifft nicht auf die Lyrics zu, die ja gesucht werden. Zusätzlich erschwert wird das alles, da die Antwort unter Zeitdruck mit der Puzzle-Spielmechanik ausgewählt werden muss. Zehn bis zwanzig Minuten dauert ein Durchgang der Game-Show in der Regel, erst danach kommt das „Sudden Death" mit dem Song ins Spiel. Wenn ihr dort nicht richtig liegt (zwischenspeichern ist nicht erlaubt), habt ihr das Spiel direkt verloren und müsst euch erneut durch alle Erklärungen der Show klicken.

Ich möchte klarstellen, dass uns Nintendo in allen sonstigen Fällen Hilfestellungen anbietet, wenn wir zu lange an einer Herausforderung scheitern. Trotzdem ist es fragwürdig, dass Mehrphasen-Bosse One-Hit-Attacken haben und Sprünge in bestimmte Abgründe irgendwann in einem Game-Over enden, obwohl sie an anderer Stelle nur einige HP abziehen. Ich hoffe ganz ehrlich auf baldige Patches, denn zumindest die Game-Show „Shy Guys Finish Last" ist ein furchtbares Beispiel für frustrierendes Game-Design, das ich von einer Firma wie Nintendo nicht erwartet hätte.

Bei allem Frust kann ich jedoch festhalten, dass mir Paper Mario: The Origami King viel Spaß bereitet hat. Das Kampfsystem bleibt zwar leider eine sehr gleichförmige Erfahrung, doch die vielen ungewöhnlichen Anwendungsbereiche sind (meistens) immerhin mit coolen Ideen und Überraschungen verbunden. Die abwechslungsreiche Papierwelt des Pilzkönigreichs bleibt auch in flacher 3D-Optik eine wahre Augenweide und die zahllosen Geheimnisse sind wahrlich charmant gestaltet worden. Es ist ein magisches, unglaublich lustiges Abenteuer auf Augenhöhe mit früheren Mario-Spielen, das Spieler jedes Alters begeistern wird. Und außerdem ist es ein Spiel, das mich zu Tränen gerührt hat und das kann man sicher nicht über viele Mario-Titel sagen.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
charmante Präsentation, richtig witzig, Mario-Fans werden viele Überraschungen erleben, vielseitiges Gameplay, abwechslungsreich und poliert.
-
Ob ihr das Spiel mögt oder nicht, hängt am Ende wahrscheinlich vom Kampfsystem ab. Unnötiger Einsatz von Fail-States zum Ende des Spiels.
overall score
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