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Phantom: Covert Ops

Phantom: Covert Ops

In der virtuellen Realität arbeiten wir als Top-Agent im Paddelboot - und machen im Kampf um den Stealth-Thron Jagd auf Solid Snake!

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Bei Oculus werden keine kleinen Brötchen mehr gebacken - die Standalone-VR-Brille Oculus Quest verkauft sich so gut, dass sie meistens nirgends lieferbar ist, und auch bei der Software wird reichlich Geld in die Hand genommen. Nach den tollen Triple-A-Titeln Asgard's Wrath und Stormland schicken uns die Oculus Studios nun mit Phantom: Covert Ops in einem neuen kalten Krieg auf Schleichfahrt. Diese wird allerdings nicht, wie man denken könnte, mit U-Booten ausgefochten - nein, nein. Wir paddeln in einem Kajak durch abgewrackte russische Marineanlagen! Klingt erst mal ungewöhnlich, macht aber viel Spaß, denn dieses Fortbewegungsmittel ist wirklich super auf die virtuelle Realität angepasst.

Beidhändig greifen wir unser Paddel und können unser kleines Wasserfahrzeug damit intuitiv und der Realität entsprechend bewegen. Einzig die Tatsache, dass man für enge Drehungen eine Taste drücken muss, wirkt merkwürdig. Das hätte man vielleicht auch mit einer Neigung des Oberkörpers lösen können, aber man gewöhnt sich schnell daran. Immerhin darf man das Paddel sogar als Ruder benutzen, wenn man einigen Speed drauf hat, um sich an Kaimauern und anderen Hindernissen abstoßen und so weiter.

Unsere Aufgabe als Agent Zero-Two besteht darin, einem abtrünnigen General auf die Schliche zu kommen, der heimlich an Massenvernichtungswaffen arbeitet. Dieser Kerl wird auch noch von David Hayter vertont, der vielen Spielern als die Stimme von Solid Snake aus Metal Gear Solid bekannt ist. Die Entwickler von nDreams lassen also keinen Zweifel daran, dass sie es mit dem Stealth-Gameplay ernst meinen. So paddeln wir vorsichtig an zahlreichen Wachsoldaten vorbei, die mit ihren Taschenlampen oder Suchscheinwerfern die Seewege kontrollieren. Idealerweise kommen wir völlig unbemerkt und ohne Kills durch die Szenarien, doch eine schallgedämpfte Pistole haben wir für den Fall der Fälle trotzdem dabei.

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Phantom: Covert Ops
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David Hayter lässt als klischeehafter, irrer russischer General tierisch die Sau raus.

Nachdem wir mit einem Fernglas wichtige Objekte markiert haben, können wir mit der Handfeuerwaffe für Ablenkung sorgen, indem wir zum Beispiel Stromgeneratoren zerstören oder auch mal effektvoll ein explosives Fass hochgehen lassen. Ob wir laut oder leise sind, bleibt im Endeffekt uns überlassen. Auch das Sniper-Gewehr, sowie die Maschinenpistole, die uns mitgegeben wurden, können natürlich eingesetzt werden. Dieses Equipment ist dabei schön realitätsnah am Körper, beziehungsweise am Kajak angebracht und kann bequem gegriffen und benutzt werden.

Über die Interaktionsmöglichkeiten in der virtuellen Welt haben sich die Entwickler auch abseits von der Fortbewegung interessante Details einfallen lassen. Beispielsweise halten wir uns häufig an Haltegriffen fest, um uns an Sicherungskästen heranzuziehen, die wir auseinandernehmen um Überwachungskameras zu deaktivieren. Rolltore, Eisenketten, auch die Schleusen öffnen und bedienen wir realitätsnah mit den Händen - dadurch ist die Immersion in Phantom: Covert
Ops sehr hoch.

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Was das Thema Motion Sickness angeht, da bleibt die realistisch wirkende Fortbewegungsweise einigermaßen komfortabel, obwohl empfindlicheren Naturen möglicherweise Seitwärts- oder Rückwärtsbewegungen auf den Magen schlagen könnten. Alternative Bewegungsarten, wie die Teleportation, sind bei diesem Titel verständlicherweise nicht vorgesehen. Immerhin die Drehungen können aber auf „Snap-Turn" gestellt werden und sind dadurch dann leichter verdaulich.

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Phantom: Covert OpsPhantom: Covert Ops
Empfindlicheren Naturen könnten möglicherweise Seitwärts- oder Rückwärtsbewegungen auf den Magen schlagen.

Dank der eingängigen Bedienung sämtlicher Spielelemente schleichen und ballern wir uns problemlos durch die drei- bis vierstündige Kampagne. Hier könnte das Spiel gerne mehr Content bieten, jedoch gibt es immerhin Challenge-Modi und andere Schwierigkeitsgrade, in denen wir auf Punktejagd gehen können. Denn nach jedem Missionsabschnitt werden unsere Leistungen bewertet und darüber hinaus gibt es natürlich genretypische, selbstgesteckte Ziele, wie ohne Tötungen durch das Spiel zu kommen. Und dann sind da natürlich noch die Sammelobjekte in Form von Audiobotschaften, sowie die Möglichkeit, einmal geschaffte Szenarien noch einmal mit frei wählbarem Equipment anzugehen.

Phantom: Covert Ops schnürt also trotz seiner im ersten Moment etwas absurd erscheinenden Prämisse ein schönes Gesamtpaket, dass auch audiovisuell auf ganzer Linie überzeugt. Schade ist nur, dass das Spiel in keinster Weise auf die Absurdität seines Szenarios eingeht. Natürlich gibt es unzählige Games, in denen wir als Ein-Mann-Kampfmaschine eine übermächtige Armee erledigen, nur wirkt dieser Titel eben in vielen Belangen so echt, dass das staubtrockene Militärgehabe im Kontrast besonders absurd erscheint. David Hayter lässt als klischeehafter, irrer russischer General zwar tierisch die Sau raus, doch wirkt es trotzdem so, als sei das alles ernst gemeint.

Von daher finde ich es schade, dass dem Ganzen nicht noch eine komische Note hinzugefügt wurde, um diese Diskrepanz abzufedern (was sicher Geschmackssache ist). Immerhin haben die Gespräche der feindlichen Soldaten, die wir heimlich belauschen können, manchmal recht unterhaltsame Inhalte - was man von der eigentlichen Story nicht unbedingt behaupten kann. Die beschränkt sich im Wesentlichen auf altbewährte Eindimensionalität und „Ja, Sir! Sofort, Sir!"-Gespräche. Wenn man jedoch die beeindruckende Immersion, die Phantom: Covert Ops vermittelt, auf einen Satz reduzieren möchte, ist das ganz einfach: Ich hatte die ganze Zeit beim Spielen das Gefühl, nasse Füße zu bekommen!

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
sehr hohe Immersion, eingängige Bedienung, hohe Bild- und Tonqualität.
-
relativ kurze Kampagne, dröge Story mit komplettem Verzicht auf Selbstironie.
overall score
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