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Marvel vs. Capcom: Infinite

Marvel vs. Capcom: Infinite

Zwei Universen kreuzen sich in Capcoms neustem Crossover-Kampfspiel.

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Das Marvel-Film-Universum hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen und besitzt mittlerweile eine der größten Sammlungen an Franchise in Hollywood. Dass Capcom deshalb ankündigte mit den vielen ikonischen Helden und Schurken des Comic-Verlegers zu kooperieren und einen neuen Ableger ihres Crossover-Kampfspiels Marvel vs. Capcom zu fertigen, hat uns deshalb auch nur wenig überrascht. Wir schauen uns daher nun einmal genauer an, ob ihr Ergebnis unsere Erwartungen erfüllt. Marvel vs. Capcom 2 und auch sein Nachfolger haben bewiesen, dass Capcom weiß, wie unterhaltsam die Kämpfe zwischen diesen beiden Welten sein können und Marvel vs. Capcom: Infinite schlägt ebenfalls in diese Kerbe. Allerdings hat das Studio in anderen Arealen Entscheidungen getroffen, die wir ein wenig infrage stellen.

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Die Steuerung fühlt sich zu großen Teilen gut an, ist aber darauf ausgelegt, mit einem Arcade-Stick gespielt zu werden.

Das Gewicht und die Responsivität der Steuerung fühlt sich für die meisten Charaktere sehr gut an, doch einige andere Figuren werden dadurch unnötig langsam und verlieren an Präzision. Ich bin nicht ganz sicher, ob das an meinem persönlichen Empfinden liegt oder ob es die Schuld des Spiels ist, fürchten jedoch, dass die Controller-Steuerung mit verantwortlich ist. Einige Kombos sind wirklich sehr schwerumzusetzen, wenn einem nur der Standard-Controller auf der PS4 zur Verfügung steht. Sicher wurden einige Befehle vor dem Hintergrund eingespeist, dass die meisten Fans eh mit einem Arcade-Stick spielen werden und nicht mit einem Control-Stick. Glücklicherweise ist das eines der geringeren Übel des Spiels und es gibt schließlich auch andere Charaktere, mit denen wir uns ausgiebig beschäftigen können.

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Fast jede Figur hat Angriffe die sich einerseits zu bösen Kombos zusammensetzen und dabei auch noch herrlich anzusehen sind, während sie die einzigartige Natur der verschiedenen Figuren zeigt. Dante dabei zu beobachten, wie er Gegner mit seinem Falmmentornado attackiert, wird einfach nie langweilig, vor allem wenn er anschließend mit seiner Gitarre seine Widersacher in die Lüfte befördert. Dasselbe gilt für Rocket, der zusammen mit Groot auf seinem Gegner einschlägt, während der kleine Baum das ikonische „Ich bin Groot!" schreit.

Eines der größten Bedenken vor dem Start des Spiels galt der Überlegung, ob Capcom ihr neues Spiel frisch und einzigartig halten kann und wie sie dem Déjà-vu-Gefühl vorbeigen würden. Die neu eingeführten Infinity-Steine sind eine Antwort der Entwickler auf diese Frage. Jeder Stein entfesselt im Kampf unterschiedliche Fähigkeiten und das gewährt uns strategische Tiefe. Es ist also nicht nur wichtig darüber nachzudenken, mit welchen Charakteren wir gegen welche Helden antreten, sondern auch welche Synergien zwischen den Gegenständen bestehen. Jeder Infinity-Stein hat nämlich eigene Stärken und Schwächen, was wiederrum den verschiedenen Figuren in die Karten spielt.

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Die DLC-Politik stößt sicher nicht nur uns sauer auf.
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Nehmen wir zum Beispiel Hulk mit in die Arena, dann ist es schlau ihn mit dem Zeitstein auszurüsten. Das macht den langsamen Giganten schneller und sorgt dafür, dass Dr. Benner derbe Schnellen verteilt. Ein anderes Beispiel ist der Seelenstein, der Charaktere heilt und sogar wiederbelebt, während der Kraftstein Projektile verschießt. Verschiedene Steine passen zu unterschiedlichen Spielstilen und Charakteren und wir sind schon gespannt darauf, auf welche verrückten Kombinationsmöglichkeiten die Spieler kommen werden, sobald sie das Spiel in ihren eigenen Händen halten. Allerdings muss Capcom auch bereit sein Änderungen vorzunehmen, falls sich das System festfährt.

Spieler die vor allem alleine unterwegs sind dürfen sich direkt in den Story-Modus werfen, denn der steht gleich bereit. Viel Freude werden sie damit allerdings nicht haben, denn die Kampagne ist langweilig und steckt voller Klischees. Die Injustice-Spiele haben in der Vergangenheit gezeigt, wie man interessante und spannende Geschichten mit Superhelden erzählt, deshalb ist es enttäuschend, dass Marvel vs. Capcom: Infinite davon so überhaupt nichts mitnimmt. Eine gewisse Epik haftet der Geschichte zwar an, immerhin geht es hier um das Zusammentreffen zweier Universen, was unter anderem zum Zusammenschluss des neuen Oberbösewichts Ultron Sigma führt. Der versucht sämtliches Leben in dieser neu geschlossenen Welt auszulöschen, was an sich durchaus ein ansprechender Plot für ein Spiel mit Superhelden ist, allerdings handwerklich nicht korrekt ausgeführt wurde. Es gibt einige lustige Sprüche von den Charakteren, aber nichts was uns wirklich im Gedächtnis bleibt.

Die Cutszenen zwischen jedem Kampf funktionieren vor allem als Einführung der unterschiedlichen Charaktere, die im Grund vor allem verschiedene Einheiten von Ultron-Bots bekämpfen. Es dauert leider nicht lange, bis das repetitiv und monoton wird. Die Kämpfe zwischen den ikonischen Helden sind dagegen spannend, aber auch rar; im Grunde wie ist das dann so etwas wie ein Miniboss. Von einem solch großkalibrigen Spiel hätten wir uns einfach mehr gewünscht, aber erfreulicherweise bietet Marvel vs. Capcom: Infinite noch weitere Spielmodi. Ein Beispiel hierfür ist der Missions-Modus, der uns einiges abverlangt. Wir müssen dort zum Beispiel bestimmte Attacken-Kombinationen gegen Gegner ausführen oder unter festgelegten Szenarien gewinnen. Das ist übrigens auch eine gute Möglichkeit, sich generell mit der Steuerung und den Angriffen jedes einzelnen Charakters vertraut zu machen. Spielbar ist dieser Spieltyp gegen den Computer, mit einem Freund zusammen auf der Couch oder online, was ganz ordentlich Wiederspielwert einfügt.

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Jeder Infinity-Stein entfesselt im Kampf unterschiedliche Fähigkeiten und das gewährt uns strategische Tiefe.

Marvel vs. Capcom: Infinite ist das erste Spiel der Serie, das speziell für die aktuelle Konsolengeneration entwickelt wurde und angesichts dieses alleinigen Fokus ist das Ergebnis wirklich nicht zufriedenstellend. Im Vergleich zur Konkurrenz kann die grafische Präsentation einfach nicht mithalten. Gesichtsanimationen könnten vor allem in den Cutszenen wirklich noch einige Arbeit vertragen. Manche Gesichter sind wirklich grässlich und Capcom sollte da schleunigst nachbessern. Das Sound-Design punktet vor allem damit, dass die bekannten Marvel-Synchronstimmen mit dabei sind oder zumindest Imitate, die dem sehr nahe kommen.

Was uns am meisten irritiert ist der Fokus auf Erweiterungen und zusätzliche digitale Inhalte. Mit aller Deutlichkeit: Zwischen 15 Charakteren von Capcom und ebenso vielen Figuren aus dem Marvel-Universum wählen zu können ist nicht schlecht, aber einige Versäumnisse fallen auf. Und dass wir diese ab und bereits in den Zwischensequenzen sehen können, macht dieses Gefühl nicht gerade besser. Es ist offensichtlich welche Pläne Capcom in der Zukunft verfolgt, denn sogar die Story endete mit einem offensichtlichen Cliffhanger, der wahrscheinlich in der Zukunft noch aufgelöst wird. Das ist echt bitter, weil die Kernmechaniken und Ideen im Grunde toll anmuten, nur eben nicht zu Ende gedacht wurden.

Marvel vs. Capcom: Infinite hat das Potential ein fantastisches Kampfspiel zu sein. Das Kern-Gameplay ist sehr unterhaltsam und die Kontrolle fühlt sich gut an. Doch leider wird das zurückgehalten von schlampigen Animationen und den Inhalten, die der Entwickler hinter zukünftigen Erweiterungen versteckt. Wenn ihr schon mit dem jetzigen Roster zufrieden seid und euch im guten alten Marvel vs. Capcom-Stil auf die Mütze geben wollt, dann wird Infinite euch sicher zufriedenstellen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Coole Kombo-Attacken; großartige Kontrolle; hübsche Arenen; passende Musik.
-
Unterdurchschnittliche Präsentation; langweilige Geschichte; einige Dinge sind ganz offensichtlich hinter einer DLC-Schranke versteckt.
overall score
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