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Sniper Elite 3

Sniper Elite 3

Das britische Studio Rebellion hat sich für Sniper Elite 3 wieder hinter das Visier eines Scharfschützengewehrs geklemmt.

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Es mal wieder der amerikanische Held Karl Fairbourne, der sich in diesem schrecklichen Weltkriegshooter die Nazis aufstellt und einen nach dem anderen ausschaltet. Schrecklich, weil die fiese X-Ray-Killcam aus dem letzten Spiel wieder da ist. Sie ist noch detaillierter geworden. Und während sie ohne Zweifel sehr blutig ist, gibt sie auch gleichzeitig einen befremdlichen Kommentar über die Brutalität des Krieges. Allerdings sorgt ihr übermäßiger Einsatz dafür, das es irgendwann einfach nur noch nervt

Das Berlin von Sniper Elite V2 wurde durch die Wüsten Nordafrikas ersetzt. Das Problem von Wüsten ist allerdings: sie sind öde und voller Sand, und dem kann Sniper Elite 3 nicht wirklich entkommen. Es gibt ein paar auffällige Level, aber zum größten Teil haben die Umgebungen eine gewisse Grundödnis.

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Sniper Elite 3Sniper Elite 3
Was nervt, ist allerdings der übermäßige Einsatz der Killcam, die uns Todesszenen in Zeitlupe liefert, während Kugeln Organe der feindlichen Soldaten zu unserer Unterhaltung zerfetzen.
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In Bezug auf Farbe und Abwechslung sind die Level vielleicht eintönig, aber das gilt nicht für das tatsächliche Leveldesign. Die offenen Umgebungen sind um einiges größer, als noch im letzten Teil. Es gibt weniger und wer durch die Kampagne hetzt und die Nebenquests links liegen lässt, dürfte schneller das Ende erreichen als noch im Vorgänger. Zum Glück gibt es viel zu tun und die optionalen Aufgaben und Nebenquests sorgen dafür, dass man immer wieder den Weg des geringsten Widerstands verlässt.

Rebellion hat das Spiel ordentlich erweitert. Es gibt eine Menge Spielmodi, die für langen Spielspaß sorgen. Neben der Einzelspieler-Kampagne gibt es einen Solo-Überlebensmodus, in dem Wellen von Gegnern besiegt werden müssen. Und es gibt Multiplayer, sowohl Koop als auch Versus. Der Plot um Karl Fairburne, eingesprochenen von dem verdriesslichsten Sprecher, den ich je gehört habe, wird keine Preise für Originalität erhalten, aber er nervt nicht und man bekommt alles mit.

Was nervt, ist allerdings der übermäßige Einsatz der Killcam, die uns Todesszenen in Zeitlupe liefert, während Kugeln Organe der feindlichen Soldaten zu unserer Unterhaltung zerfetzen. Nur wenige Minuten nach Spielstart habe ich das zweimal gesehen. Beim letzten Spiel war es noch ein "nettes" Gimmick. Nun habe ich das Feature nach einem Drittel der Kampagne genervt ausgeschaltet.

Sniper Elite 3
Die offenen Umgebungen sind um einiges größer, als noch im letzten Teil, wenn auch im Schnitt wegen des Wüstensettings etwas eintönig gestaltet.
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Die Physik der Kugel ist ohne Zweifel gut umgesetzt und erfolgreiche Schüsse können sehr befriedigend sein, aber der Effekt lässt schnell nach, wenn man die ganze Zeit explodierende Gehirne betrachten muss. Nach eine Weile drückt man die Sequenz nur noch gelangweilt weiter. Mal abgesehen davon, gibt es noch ein paar andere Dinge, die auffällig sind. Kleine Dinge, wie merkwürdige Animation von Patrouillen, die wir in der Planungsphase eines Angriffs beobachten. Die K.I. ist immer noch zweifelhaft (auch wenn es Verbesserungen gab). Die gegnerischen Soldaten kehren nur Minuten, nachdem ihren Kameraden das Gehirn weggeblasen, wurde fröhlich zu ihrer Routine zurück.

Der schlimme Schaden, den die Kugeln verursachen, steht in krassem Gegensatz zur Reaktion des eigenen Körpers auf Beschuss. Natürlich kann die Spielfigur einiges einstecken, sonst wär es um den Spielspass schnell geschehen, aber die zerstörerische Kraft so zu zeigen wie es Rebellion mit der Killcam tut, und es dann an jeder anderen Stelle zu ignorieren, wirft einen aus der Illusion des Spiels. Das gleiche gilt auch für die Schreie der Gegner, die man "leise" ausschaltet und die scheinbar keine der Patrouillen hören kann. Das wäre genauso einfach zu ändern gewesen, wie die Truppen etwas leiser sterben zu lassen.

Es gibt eine Menge Glitches und Bugs. Gegner laufen durch Gegenstände und noch schlimmer: Sie können einen manchmal auch durch die Deckung hindurch entdecken. Eine dramatische Zwischensequenz wurde komplett dadurch ruiniert, dass sich zwei unterschiedliche Szenen überschnitten haben.

Sniper Elite 3
Der schlimme Schaden, den die Kugeln bei Gegnern verursachen, steht in krassem Gegensatz zur Reaktion des eigenen Körpers auf Beschuss.

Zudem: Es kommen Töne aus dem PS4-Controller. Ich glaube kaum, dass ich dieses Feature jemals mögen werden, dünn wie die Soundqualität ist. Noch dazu hört sich der Soundeffekt, wenn die Wachen ihren Alarm-Status ändern, an wie Wal-Gesang.

Das alles mag sich anhören, als hätte ich die Kampagne gehasst, aber in Wahrheit hatten ich oft eine großartige Zeit. Manche der Schleichpassgen waren wirklich sehr schön und das Leveldesign sorgt dafür, das man sich seinen eigenen Weg durch den beeindruckend offenen Sandkasten bahnen kann. Mit verschiedenen Werkzeugen und Tricks lassen sich bestimmte Bereiche bewältigen - ob mit Ablenkungsmanövern, explosiven Fallen oder mit der brachialen Gewalt eines Raketenwerfers.

Man hat die Option, die Gegner schleichend hinterrücks im Nahkampf oder mit der schallgedämpften Pistole auszuschalten. Oder man nutzt - wie schon früher - Umgebungsgeräusche, um die eigenen Schüsse aus dem Scharfschützengewehr zu übertünchen, um so die feindlichen Reihen auszudünnen. Der Kampf auf engem Raum wurde verbessert und man stirbt hier nicht mehr ganz so oft.

Sniper Elite 3Sniper Elite 3
Wenn man gerade nicht schwergepanzerte Fahrzeuge ausschaltet, gibt es eine nette Anzahl verschiedenster Beschäftigungsmöglichkeiten.

Es gibt auch Fahrzeuge, die ausgeschaltet werden müssen. Alle mit einem Schwachpunkt in der Panzerung. Es gibt einige Boss-Kämpfe gegen Panzer. Wenn man gerade nicht schwergepanzerte Fahrzeuge ausschaltet, gibt es eine nette Anzahl verschiedenster Beschäftigungsmöglichkeiten. Rettungmissionen, Deckung geben, Schüsse über große Distanz oder die gegnerische Ausrüstung zerstören - es gibt viel zu tun.

Das allein hätte vielleicht nicht ganz gereicht, aber Sniper Elite 3 bietet eine ganze Auswahl an unterschiedlichen Spielmodi und Optionen. Wir dürfen zum Beispiel die Kampagne zu zweit im Koop spielen. Dann gibt es noch den Modus mit Wellen von Feinden, den man allein oder mit einem Freund spielen kann. Der Fortschritt wird hier gespeichert und ermöglicht eine zweite Chance. Außerdem gibt es noch den asymmetrischen Overwatch-Modus, in dem ein Spieler als Spotter und der andere als Sniper agiert.

Der Multiplayer ist sogar um einiges spannender und die Scharfschützen-Duelle sind ein echtes Highlight. Die Zeitlupen-Funktion aus dem Singleplayer (die Zeit verlangsamt, das Zielen wird ruhiger und man bekommt den Einschlagspunkt der Kugel angezeigt) sorgt im Multiplayer für Schwierigkeiten, denn die eigene Position wird sofort für alle anderen Spieler angezeigt und bringt einen so dazu, schnell den perfekten Umgang mit dem Scharfschützen zu erlernen und die Distanzen und Umstände besser selbst einzuschätzen.

Sniper Elite 3
Gemeinsam mit einem oder zwei Freunden kann man hier aber eine Menge Spaß haben.

Es könnten vielleicht noch mehr Karten zur Verfügung stehen, aber die Maps sind ziemlich groß - voll mit Fenstern oder Vorsprüngen, hinter denen man lauern kann. Es gibt seltsam instabile Oberflächen und Texturen, die einen ablenken, wenn man den Horizont nach Gegnern absucht. Alles aber halb so schlimm.

Eine nette Auswahl an Modi steht zur Verfügung. Solo und Team Deathmatch und einen ähnlichen Modus, in dem aber nicht die Anzahl der Kills zählt, sondern die Entfernung zum Gegner die Punkte macht. Oder einen Modus, in dem in der Mitte unpassierbares Terrain platziert wurde und man sich keine Sorgen machen muss, flankiert zu werden und sich ganz auf den Horizont konzentrieren kann.

Der Multiplayer hat eine solide Basis. In der Kampagne gab es schöne Momente, aber der übertriebene Gebrauch der Killcam und einige der technischen Fehler stören immer wieder die Illusion. Einzelspieler sollten beachten, dass Sniper Elite 3 wahrlich nicht perfekt ist - gemeinsam mit einem oder zwei Freunden kann man hier aber eine Menge Spaß haben.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Riesige Sandkastenlevel, viele Optionen und Möglichkeiten, viele Spielmodi, anständiger Multiplayer
-
Häufige Killcam nervt, ein par fiese Bugs und Glitches, Immersion wird teils unnötig gebrochen
overall score
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